Bio-Schwimmteiche werden immer beliebter. Im Gegensatz zu herkömmlichen Swimmingpools oder Freibädern wird hier auf chemische Mittel wie Chlor als Desinfektionsmittel verzichtet. Torsten Reuß aus Dettingen unter Teck in der Region Stuttgart hat sich auf die Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von Unterwasserreinigungsgeräten spezialisiert und das weltweit erste eigens für Schwimmteiche konstruierte Reinigungssystem auf den Markt gebracht. Das Produkt wird bislang in Deutschland, Österreich und der Schweiz verkauft. Für seine innovative Produktidee hat Torsten Reuß 2015 den Gründerpreis Baden-Württemberg erhalten.
Alle teilen das gleiche Problem
Als sich Torsten Reuß vor einigen Jahren seinen eigenen Naturteich baute, ahnte er noch nicht, dass ihn dieser zur unternehmerischen Selbstständigkeit motivieren würde. “Nach einiger Zeit setzen sich Biofilm und Algen im Schwimmbereich ab. Ich habe kein geeignetes Mittel dagegen gefunden und alle Schwimmteichbesitzer, die ich gefragt habe, bestätigen mir das gleiche Problem”, so Torsten Reuß. Da es auf dem Markt noch kein Reinigungsgerät für biologische Beläge und Sedimente gab, entwickelte Reuß selbst eines. Bevor der studierte Maschinenbauingenieur sich mit seinem Unternehmen Tosstec KG selbstständig machte, war er Angestellter bei verschiedenen Firmen und arbeitete sich während seiner Berufslaufbahn vom Entwickler hoch bis zum Entwicklungsleiter und war Mitglied der Geschäftsleitung. Dabei entwickelte er Produkte mit jeweils mehreren Patenten, die erfolgreich auf dem Markt eingeführt wurden. Sobald Reuß ein Problem sieht, erwacht bei ihm der leidenschaftliche Erfinder. Seine Erfolgserlebnisse bestärkten den Dettinger, sein Reinigungsgerät funktioniert sichtlich, denn seine helle, sandfarbene Folie ist zum ersten Mal wieder sauber: “Das Wasser in meinem Schwimmteich sieht aus wie das Meer auf den Malediven”, schwärmt Reuß.
Ökologisch Alternative zum Pool
Der Dettinger Ingenieur baute den Schwimmteich hauptsächlich für seine Kinder, die diesen gerne und oft nutzen. So können seine beiden Söhne in dem Bio-Pool problemlos sechs bis sieben Stunden pro Tag schwimmen. “In einem Swimmingpool mit Chlor würde man nach zwei bis drei Stunden rote Augen bekommen und müssten aus dem Wasser raus”, stellte Reuß in der Vergangenheit fest. Ein Schwimmteich unterscheidet sich in seiner Bauweise nicht erheblich von einem Swimmingpool. Gereinigt wird das Wasser allerdings auf natürliche Weise, indem es durch Pflanzen und Steine fließt. Das Wasser selbst bleibt klar und sauber, jedoch setzten sich mit der Zeit Algen an den Oberflächen des Beckens ab. Was von der Natur ein Zeichen für Wasserqualität ist, wirkt auf Menschen eher hässlich und unerwünscht. Zudem wird der Beckenrand durch die Algen glitschig und beim Aussteigen aus dem Wasser gefährlich. Bislang gab es noch keine Reinigungsgeräte, die einen Naturteich optisch so sauber aussehen lassen wie ein Chlor-Schwimmbecken. Die herkömmlichen Reinigungsgeräte für Swimmingpools filtern das Wasser nur, entfernen aber nicht den Algen-Belag.
Von der Idee zum Patent
Bis zum fertigen Produkt vergingen 18 Monate in denen Reuß alle Teile für sein Unterwasserreinigungssystem selbst entwickelt und mehrere Prototypen angefertigt und getestet hatte. Um einen Schwimmteich reinigen zu können, musste das Gerät bestimmte Anforderungen erfüllen. Das Grundmodell “TT-BS” kam im Juli auf den Markt. Der manuelle Teich-Reiniger besitzt eine elektrisch rotierende Bürste, die sich im Betrieb ansaugt. Mithilfe einer Teleskopstange wird der Teich-Reiniger durch das Becken geführt, der eingebaute Ultrafeinfilter reinigt sich im Betrieb selbst. Im Winter soll eine Robotervariante auf den Markt kommen, die sich an das Grundmodell anbauen lässt und selbst durch das Schwimmbecken fährt und dieses reinigt. Die Geräte sind durch mehrere internationale Patentanmeldungen geschützt.
Unternehmensgründern empfiehlt Reuß folgendes mitzubringen: Berufserfahrung, Risikobereitschaft und Durchhaltevermögen. Auf dem Weg in die Selbstständigkeit wurde Reuß oft gefragt, warum er seine Produktion nicht nach China verlagert, um Kosten zu sparen. “Ich habe hier in der Region fast alle meine Lieferanten. Das sind ideale Produktionsbedingungen für mein Unternehmen und technisch anspruchsvolle Produkte sind aus Asien ohnehin nicht wesentlich günstiger”, stellt Reuß fest. Zudem möchte der Unternehmer bei der Endmontage und der Qualitätskontrolle dabei sein, um sehr gute Qualität “Made in Germany” zu gewährleisten.