Wie fühlt es sich an, einen Luftballon in eine voll tönende Klangschale hineinzuhalten? Wer kann sich im Dunkeln blind auf seine Sinne verlassen? Erinnern wir uns noch, wie wir im Alter von vier Jahren die Welt bestaunt haben? Im Erfahrungsfeld Eins + Alles im Welzheimer Wald lässt sich das an unzähligen Stationen im Innen- und Außenbereich nachempfinden. Der Erlebnispfad und die Rote Achse, der Aktionsplatz und der Dunkelgang, die mongolische Jurte und das Feuerzelt, die Tier-Oase und die Weidenkathedrale lassen nicht nur Kinderherzen höher schlagen. Überall darf man riechen, hören, tasten, balancieren, experimentieren und staunen, wozu unsere Sinne in der Lage sind.
Das Erfahrungsfeld Eins +Alles, das seit 2007 besteht, liegt rund zwei Kilometer von Welzheim im idyllischen Wieslauftal. Es ist Teil der Christopherus Lebens- und Arbeitsgemeinschaft e.V. in der Laufenmühle und wird als Werkstatt für behinderte Menschen betrieben. Sie orientiert sich an der von Hugo Kükelhaus (1900-1984) entwickelten Idee, die menschlichen Sinne zu entfalten, sowie die anthroposophische Überzeugung, die behinderte Menschen nicht als mangelhaft, sondern vielmehr als mit besonderen Fähigkeiten ausgestattet begreift.
Neben diesem Aspekt wurde das Erfahrungsfeld initiiert, um geistig behinderten Menschen eine Möglichkeit zu bieten, sich zu öffnen, auszutauschen, mitzuarbeiten und Berührungsängste zwischen behinderten und nicht-behinderten Menschen abzubauen. Das Gelände umfasst rund 100 verschiedene Stationen, sowohl im Innen- als auch Außenbereich, zu dem auch ein hügeliges Waldgelände gehört, das die Stadt Welzheim zur Verfügung gestellt hat.
Entlang der Roten Ache mit rund 30 Erfahrungsstationen lassen sich Bewegungs-, Tast-, Geruchs-, Hör- und Gleichgewichtssinn experimentell erforschen. Erwachsene Besucher erfahren hier am eigenen Leib die Wahrnehmung eines Kindes, etwa durch überdimensionierte Möbel. Weiterhin gibt es einen Dunkelbereich mit einem Gang, in dem man sich tastend orientieren muss, sowie einer Dunkelbar, wo in regelmäßigen Abständen abends mehrgängige Menüs in einem erlebnispädagogischem Rahmen angeboten werden.
Herzstück des großflächigen Außenbereichs ist der Aktionsplatz, dem sich ein Feuerzelt und eine mongolische Jurte anschließen. Das Spektrum des mehr als drei Kilometer langen "Wunderweg" reicht von Barfußerlebnissen über ein Labyrinth bis hin zu Inspirationsorten, wie etwa dem Beuys-Platz oder der Waldkugelbahn, die den Weg der Kugel nicht nur sicht- sondern auch hörbar macht.
Neben einem Niedrigseilgarten mit verschiedenen Balance-Elementen werden auch geführte Kletter-Programme angeboten. In der Tieroase leben Lamas, Schafe, Esel, Ziegen, Gänse, Meerschweinchen, Chinchillas, Schmetterlinge sowie verschiedene Insekten. Die Tierpflege und die Betreuung von Gästen übernehmen zum großen Teil geistig behinderte Mitarbeiter. Rund um das Feuerzelt und die original mongolische Jurte werden regelmäßig offene Programme wie Stockbrotbacken, Märchenabende sowie Workshops angeboten.
Seit 2010 ist in einem gemeinsamen Projekt mit der Albertville-Realschule aus Winnenden außerdem eine monumentale Weidenkathedrale, der sogenannte Zukunftsbau entstanden, der 750 Quadratmeter groß und vielseitig nutzbar ist. Nach dem Winnender Amoklauf erfüllte dieses gemeinsam realisierte Projekt die Funktion, ein positives Pendant zu schaffen, in dem eine stabile, tragfähige Gemeinschaft zentrale Werte wie Vertrauen und die Bereitschaft zu gegenseitiger Unterstützung bildet. Der Zukunftsbau ist im übrigen die weltweit größte Weidenarchitektur dieser Art.
Mehr als 50.000 Besucher im Jahr entdecken jedes Jahr das Erfahrungsfeld im Welzheimer Wald und nehmen vielerlei Erfahrungen daraus mit. Das Ganze lässt sich prima mit kulinarischen Erfahrungen im Café-Restaurant molina kombinieren – bei schönem Wetter auch auf der einladenden Sonnenterrasse.
Öffnungszeiten
Sommerzeit (1. April – 31. Oktober)
Täglich: 10:00 Uhr – 18:00 Uhr
Winterzeit (1. November – 31. März)
Montag (außer an Feiertagen): Ruhetag
Dienstag bis Sonntag: 10:00 Uhr – 17:00 Uhr