Zwei Stuttgarter Freunde beschlossen an Weihnachten 2011, eine neue Snowboardmarke mit dem Namen "Schneebrett" zu entwickeln. Die Idee wurde prompt umgesetzt. Die qualitativ sehr hochwertigen Boards von Schneebrett aus recycelten und umweltfreundlichen Materialien werden ausschließlich in Deutschland produziert, angeboten werden fünf Designs und drei Formen in mehreren Größen. Die Auflage ist auf insgesamt 400 Bretter limitiert, die nur bei ausgewählten Sporthändlern erhältlich sind.
Wie ein Raubtier am Boden und wie ein Vogel in den Lüften: So sollen sich Snowboarder fühlen, wenn sie immer schneller werdend mit tollkühnen Sprüngen schneebedeckte Hänge hinunter sausen. Wie der Greif, ein mystisches Mischwesen, das halb Löwe, halb Vogel ist. "Genau diese Idee steckt hinter unserem Logo, der fabelhafte Greif als König der Berge und Kaiser der Lüfte", erklärt Georg Bouché, Mitbegründer des kleinen Unternehmens, das die neue Snowboardmarke "Schneebrett" entwickelt, produziert und vertreibt. Und so ziert alle Schneebretter der Hartig & Bouché GbR ein schwarzer Greif.
Stefan "Steff" Hartig und Georg Bouché sind Freunde seit ihrer Schulzeit in Stuttgart. Die Idee für das neue "Schneebrett" made in Germany entstand an Weihnachten 2011. Über die Firmenphilosophie waren sich beide von Anfang an einig: Die Boards sollten in Deutschland, soweit möglich in Handarbeit und möglichst umweltfreundlich produziert werden. Die Qualität sollte hochwertig aber trotzdem bezahlbar sein.
Da beide Gründer langjährige Snowboarder sind, wissen sie genau, worauf es ankommt. Bouché (34) und Hartig (31) fahren seit dem 16. Lebensjahr – Snowboarden ist ihre größte Leidenschaft. Als Stefan Hartig, der inzwischen in der Berliner Gegend lebt, Georg Bouché an jenem Weihnachtsfest fragte, ob er mit ihm eine Snowboardmarke entwickeln wolle, gab es nur eine mögliche Antwort. "Ich fand Steffs Idee, Snowboards in Deutschland herzustellen, super", sagt Georg Bouché. Während seines Studiums der internationalen BWL hatte er mehrere Jahre lang in China gearbeitet und kannte die schlechten Arbeitsbedingungen in asiatischen Fabriken. Das musste besser zu machen sein!
Made in Germany – aber bitte umweltschonend
Also machten sich die beiden Gründer auf die Suche nach einer geeigneten Produktionsstätte in Deutschland, um die Bretter nach ihren Wünschen und Vorstellungen herstellen zu können. Und sie hatten Glück: Sie fanden einen Betrieb mit über 20 Jahren Erfahrung in der Snowboardproduktion, der in der Lage war, Ihre Ideen umzusetzen. "Das Besondere an unseren Snowboards ist, dass sie nicht nur aus einem kleinen Holzkern bestehen, der umschäumt wird, sondern einen Vollholzkern besitzen", erklärt Stefan Hartig. "Dieser liegt zwischen einem Ober- und Untergurt aus aufeinander gepressten Lagen von Kohlefaser und anderen Hochleistungswerkstoffen. Diese Vollholzkern-Sandwich-Laminatbauweise ermöglicht die Fertigung qualitativ hochwertiger und langlebiger Boards."
Beide legen großen Wert darauf, überwiegend recycelte Materialien sowie lösungsmittelfreie Lacke und Farben zu verwenden. Außerdem kommen hauptsächlich heimische Hölzer, beispielsweise Pappelholz aus Thüringen, zum Einsatz. Daneben finden auch Bambus und Carbon Verwendung. "Bambus ist zwar kein lokales Holz, aber es ist ein sehr schnell nachwachsender Rohstoff, den man guten Gewissens verwenden kann", so Stefan Hartig. Neben dem Hersteller war natürlich ein professioneller Grafiker wichtig – den man ebenfalls im Freundeskreis fand. Der künftige Art Director war sofort Feuer und Flamme für die Idee und entwickelte mit beiden Gründern zusammen das Logo, das Design der Schneebretter, den Internetauftritt und die erste Markenbroschüre. Als dann noch die Finanzierung durch die Bank geklärt war, konnte im September 2012 endlich die Produktion der Musterboards starten.
"Willkommen auf der anderen Seite"
Schneebrett startet mit fünf Designvarianten und drei verschiedenen Formen, "Shapes". Die Auflage ist auf insgesamt 400 Boards limitiert. Jedes ist ein Unikat mit Seriennummer, einer persönlichen Boardlänge und Stefan Hartigs Unterschrift. Das Design spiegelt den ausgefallenen Geschmack der Gründer wider: "Das "Early Bird" ist ein schwarz-grünes Carbon-Board mit Küken, die wie Röntgenbilder aussehen", beschreibt Georg Bouché eine Variante. "Der frühe Vogel fängt den Wurm: Wenn du früh aufstehst, hast du noch präparierte Pisten und vielleicht sogar Neuschnee." Das Board "Follow the Leader" mit dem Slogan "Lead, Follow, or get out of the way" aus Bambus ist komplett in Holzoptik gehalten und zeigt einen Wolfskopf. "Farbrausch" hingegen steht für das Tempo beim Hinuntergleiten auf der Piste – geübte Snowboarder erreichen immerhin Geschwindigkeiten von über 70 Stundenkilometern. Das schwarze "Diamond Eyes" zieren Augen aus pinkfarbenen und blauen Diamanten – und soll vor allem weibliche Boarder ansprechen. Die Totenköpfe auf dem fünften Board "Other Side" mit dem Slogan "Welcome to the Other Side" symbolisiert den Extremsportcharakter des Snowboardens. Für zwei Jahre sollen diese Boards erst einmal im Handel erhältlich sein, erst zur Saison 2015/2016 wird eine neue Kollektion entwickelt, an der aber schon gearbeitet wird.
Hochwertig – aber erschwinglich
"Viele Hersteller bringen jährlich neue Modelle raus – und der Händler hat immer den Druck, alle abverkaufen zu müssen", sagt Georg Bouché. "Dem wollen wir mit unserem Konzept entgegenwirken. Auch dieser Gedanke der Nachhaltigkeit kommt bei den Händlern gut an." Die hochwertigen Boards sollen auf jeden Fall erschwinglich bleiben. Sie werden ausschließlich in Sportläden vertrieben, die eine professionelle Beratung gewährleisten. "Wir haben uns zum Markenstart bewusst gegen einen Onlineshop entschieden, auch um unsere Partnerhändler zu stärken", sagt Georg Bouché. "Mit unseren Premiumpartnern wollen wir eine langfristige Zusammenarbeit aufbauen."
Mit der Hilfe von Freunden haben es die deutschen Schneebretter inzwischen auch schon bis nach China, Südkorea, Spanien und in die Schweiz geschafft. "Wir wissen ja, dass man mit einer neuen Marke nicht von heute auf morgen Erfolg hat", ist Stefan Hartig realistisch. "Bis wir die Marke etabliert haben, ist es noch ein langer Weg." Nach dem ersten Winter, der "Pre-Season", könne man wohl mehr sagen. Die kalte Jahreszeit ist also willkommen.