Ein Bonbonmuseum, neun Direktverkäufe in der Region Stuttgart namens “Gummibärenland” und preisgekrönte Verpackungsdesigns: Das Familienunternehmen Jung-Bonbon aus Vaihingen an der Enz ist für vieles bekannt, vor allem aber für Werbebonbons. 1828 fing der Familienbetrieb als kleiner Bonbonhersteller an, heute beliefert Jung-Bonbon europaweit Unternehmen mit Werbeartikeln. Flexibilität und Kreativität haben aus dem kleinen Unternehmen einen erfolgreichen Dienstleister mit Alleinstellungsmerkmal gemacht.
Durch den Mund ins Herz
“Ich weiß noch ganz genau, in welchem Laden ich als Kind immer eine Scheibe Wurst oder eine Süßigkeit bekommen habe”, erinnert sich Jörg Dennig. Werbegeschenke kommen gut an, damals wie heute und tragen zur Kundenbindung bei. “Durch den Mund ins Herz” lautet das Motto, mit dem der Geschäftsführer der Jung-Bonbon GmbH seine süßen, sauren und salzigen Werbegeschenke an Unternehmen vertreibt. Heute stellt Jung-Bonbon, neben Bonbons, überwiegend Verpackungen her, die mit dem Firmenlogo der Auftraggeber bedruckt werden und anschließend mit Inhalten bekannter Lebensmittelhersteller befüllt werden, wie zum Beispiel Ritter Sport, Trolli oder Bahlsen. So wandelte sich das Unternehmen vor allem zum Dienstleister für andere Firmen. Der Werbekatalog umfasst hunderte von Produktbeispielen für Werbegeschenke. “Jedes große Unternehmen aus der Region Stuttgart hat bei uns schon bestellt”, berichtet Dennig.
In allen Branchen beliebt
Porsche, Bosch und Daimler sind einige der Auftraggeber von Jung-Bonbon, die aus nahezu allen Branchen kommen. Klassische Werbegeschenke wie Bonbons und Lollis sind heute immer noch gefragt, wobei auch saisonale Werbeartikel wie Adventskalender und Schokohasen häufig bestellt werden. Nicht nur die Werbebotschaft sondern auch die Verpackung soll auffallen. Pyramidenförmige Tütchen und Metalldöschen sind besonders beliebt. Jörg Dennig experimentiert aber auch gern – und gibt seiner Firma dabei auch Freiraum. So konzipierte das Unternehmen 2007 eine pfandfreie, weiche Dose aus Aluverbundfolie, die wie eine Blechdose aussah aber kein Dosenpfand kostete. Diese wurde mit dem deutschen Verpackungspreis ausgezeichnet, hielt sich aber nicht am Markt. “Die Verpackung war ein Hingucker, wir haben aber leider kein Maschinenbauunternehmen gefunden, welches Maschinen für die zwischenzeitlich erforderlichen Stückzahlen für den Einzelhandel herstellen konnte”, stellt Dennig rückblickend fest.
Das Werbebonbon – eine Erfindung aus der Not
Ab 1828 produzierte die Firma zunächst vor allem Bonbons, so wie viele andere Firmen in der Region. Viele der kleinen Unternehmen konnten sich aber nicht dauerhaft am Markt halten, da zunehmend von Supermarktketten nur große Mengen anfragt wurden. Nur wenige große Süßwarenhersteller blieben übrig. Jung-Bonbon musste sein Konzept verändern und der damalige Chef Walter Kühlbrey erfand um 1965 das Werbebonbon. Der erste Kunde war die Nudelpeter Eierteigwarenfabrik Karl Siegel GmbH aus Waiblingen und weitere folgten. Der Erfolg des neuen Konzepts stellte sich ein und das Unternehmen wuchs. Mit dem Kundenstamm erweiterte sich auch das Fabrikgelände von Jung-Bonbon in Vaihingen.
Neue Geschäftsleitung sorgt für frischen Wind
1985 stand fest, dass zeitnah für einen Familienstamm kein Familienmitglied das Unternehmen weiterführt. Ein engagierter, kreativer Mitarbeiter für die Unternehmensnachfolge wurde gesucht. In diesem Jahr fing Dennig als Angestellter in der Position Assistent der Geschäftsleitung an, kaufte sich nur vier Jahre später in das Unternehmen ein und wurde Geschäftsführender Gesellschafter. “Das war die beste Entscheidung meines Lebens. Ich war schon immer ehrgeizig und hatte mir vorgenommen, mich mit spätestens 30 selbstständig zu machen”, erinnert sich Dennig. Heute gehört das Unternehmen zu einer Hälfte Jörg Dennig und seinem Sohn, zur anderen Hälfte Stefan Kühlbrey, der bereits in dritter Generation an Jung-Bonbon beteiligt ist.
Um die Produktpalette breiter aufzustellen, wurde 2002 das Tochterunternehmen Emotion Factory GmbH in Vaihingen an der Enz gegründet, welches europaweit weitere Werbeartikel anbietet, wie zum Beispiel Werbepflanzen. 2006 eröffnete ein weiteres Tochterunternehmen im thüringischen Arnstadt, die Foodvertising GmbH & Co.KG: Hier befinden sich das hauseigene digitale Druckzentrum, die Verpackungsherstellung und bis 2014 die Getränkeherstellung. Mit den “Gummibärenland”-Läden in der ganzen Region Stuttgart eröffnete die Firma zudem Fabrikverkäufe, in denen Verbraucher Süßigkeiten und Snacks in großen Mengen kaufen können. Und im Bonbon-Museum in Vaihingen an der Enz erfahren Besucher mehr über die Firmengeschichte von Jung-Bonbon und die Produktpalette.
Süßes aus dem 3D-Drucker
Immer auffälliger und zeitgemäßer sollen Werbegeschenke sein. So setzt Jung-Bonbon heute 3D-Druck ein, um beispielsweise individuelle Fruchtgummi-Figuren herzustellen. Oder die Verpackungen werden mit süßen und salzigen Snacks befüllt, die gluten-, laktose- oder zuckerfrei sind oder aus biologischem Anbau stammen. Heutzutage scheint alles möglich, doch nicht alles ist beim Kunden gefragt. “Zuckerfreie Bonbons haben wir schon vor 30 Jahren hergestellt, da schon damals der Trend in Richtung bewusste Ernährung ging.” Verkaufszahlen der Süßwarenindustrie belegen jedoch, dass zuckerfreie Ware heute nur einen unerheblichen Prozentsatz ausmachen, obwohl die Prognose vor 30 Jahren eine andere war. “Wer eine Werbesüßigkeit geschenkt bekommt, kriegt meist nur eine kleine Menge und möchte diese genießen”, findet Dennig. Die originalen, unverfälschten Süß- und Snackwaren seien daher immer noch am häufigsten gefragt als Verpackungsinhalt. Das positive Geschmackserlebnis wird mit der Werbebotschaft verbunden. Daran ändert auch der Trend zur digitaler Werbung und sozialen Netzwerken nichts, ist sich Jörg Dennig sicher, denn auf den
Marketingmix komme es an. “Eine Werbung, bei der alle Sinne anregt werden, wird auch in Zukunft gut ankommen.” So war das schon als Kind mit der Wurstscheibe beim Lieblingsmetzger.