Weltmarktführer für Diamantwerkzeuge

Die Fellbacher Dr. Fritsch GmbH handelt mit Industriediamanten und Metallpulver, stellt aber auch spezielle Maschinen für die Werkzeugindustrie her

© Gabriel Habermann
Fotos: ZVW / Habermann
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Das Unternehmen Dr. Fritsch ist vor 65 Jahren gegründet worden und rüstet heute in vielen Ländern Hersteller von Diamantwerkzeugen aus. Mit den Spezialmaschinen aus Fellbach werden zum Beispiel Trennscheiben produziert.

Die an den Rändern mit Industriediamanten besetzten Scheiben kommen mühelos durch härtestes Material. Mit seinem Know-how ist Dr. Fritsch zum Weltmarktführer geworden. Der Diamant ist das härteste Material der Welt. Härtegrad zehn. Der Diamant bricht jeden Widerstand. Doch für die industrielle Anwendung sind solche Edelsteine viel zu teuer. Aber seit 60 Jahren können Diamanten unter hohem Druck und mit etwas Chemie künstlich hergestellt werden. Gerhard Weber ist gemeinsam mit seiner Schwester Ute Wilkinson Geschäftsführer der Dr. Fritsch GmbH. In der Hand hält er eine durchsichtige kleine Dose mit einem glitzernden Pulver darin – Industriediamanten. Wären es die echten aus der Erde, hielte er ein Vermögen in den Händen. So aber beträgt der Materialwert des Pulvers wenige Cent.

Außer einer Fülle fertiger Pulvermischungen, Legierungen und Rohstoffen bietet das Unternehmen seinen Kunden Industriediamanten in allen in der Diamantwerkzeugindustrie gängigen Qualitäten und Körnungen an. „Der Hauptaufwand besteht darin, die Qualität zu kontrollieren“, sagt Weber. Als Großhändler kauft er den Rohstoff in Asien ein. Dort hat das Unternehmen eigene Kontrolleure, die Stichproben auf ihre Reinheit prüfen, bevor die Ware in großen Mengen in Containern übers Meer geht. Weber begründet die Vorsicht mit den „immensen Schäden, die Verunreinigungen anrichten können“. Dr. Fritsch gibt seinen Kunden ein Vertrauensversprechen ab: „You can trust us!“

Der Handel mit Industriediamanten und Metallpulvern ist das eine Geschäft. Ein Drittel des Umsatzes macht das Unternehmen damit. Die Materialien zum Bestandteil eines Schneidewerkzeugs zu machen, ist die eigentliche Kernkompetenz. Jeder kennt sie im praktischen Einsatz: Die Asphalt- und Betonsägen zerschneiden mit einem ohrenbetäubenden Lärm das Material. Steinmetze schneiden damit Grabsteine zu. Auch im Baumarkt sind solche Werkzeuge zu kaufen. Die Trennscheibe unterscheidet sich von einem normalen Sägeblatt dadurch, dass sie am Rand mit einer Beschichtung aus Metall- und Diamantpulver verstärkt ist. Auch Bohrköpfe sind damit überzogen.

Eine solche Mischung in immer gleicher Qualität herzustellen und sie mit hoher Präzision auf eine Trennscheibe oder auf einen Bohrkopf zu bringen, ist die ausgefeilte Technik, die Dr. Fritsch zum Weltmarktführer gemacht hat. Die Diamantenkörner sind in mehreren Schichten aufgebracht, so dass sich die Scheibe selbst nachschleift, wenn die oberste Schicht verbraucht ist. „Das ist wie bei den Zähnen eines Hais, die sich nachschieben, wenn einer abbricht“, beschreibt Weber die Funktionsweise. Dr. Fritsch ist eine Marke und hat namentlich mit den Firmeninhabern nichts zu tun. „Dr. Fritsch war ein Wissenschaftler, der sich mit der industriellen Nutzung von Diamanten beschäftigt hat“, berichtet Ute Wilkinson. 1953 haben er und ihr damals sehr junger Vater Karl Weber den Betrieb in Stuttgart gegründet. Er bestand aus einer Wohnung und mehreren Garagen. 1968 hat Weber die Firma übernommen. Am Standort Fellbach sind aktuell 75 Mitarbeiter beschäftigt. Darunter sind bis zu drei Auszubildende. Dazu kommen 15 Mitarbeiter in einer Niederlassung in Indien. Zusätzlich gibt es Vertretungen unter anderem in Mexiko, in Russland, der Türkei und insbesondere in asiatischen Ländern.

Firmen, die Diamantwerkzeuge produzieren, brauchen dafür eine breite Palette an Maschinen, die sie aufeinander abgestimmt von dem Fellbacher Unternehmen beziehenkönnen: Benötigt werden Maschinen zum Mischen, Granulieren, Pressen, Sintern (Verändern von Werkstoffen), Laserschweißen, Spannen und Walzen sowie zum Abrichten und Anschärfen. Die Entwicklung der Steuerungssoftware gehört ebenfalls dazu. 40 verschiedene Maschinen sind im Angebot. Die Preise schwanken zwischen 20 000 Euro und einer Million Euro. Die Anlagen sind darauf ausgelegt, 30 bis 40 Jahre rund um die Uhr im Einsatz zu sein.

Die Maschinen haben ganz unterschiedliche Aufgaben. „Die Summe der Techniken beherrschen wir“, erläutert Gerhard Weber, warum es keine Wettbewerber gibt, die sich den Fellbachern auch nur nähern könnten. Außerdem arbeitet Dr. Fritsch wie sein Firmengründer auch im Forschungsbereich. Es bestehen Kooperationen mit Universitäten und Forschungsinstituten wie zum Beispiel mit dem Deutschen Institut für Luft- und Raumfahrttechnik. Eine Aufgabenstellung ist, ein Werkstück unter Strom in kurzer Zeit auf 2500 Grad Celsius zu bringen. Dr. Fritsch möchte sich in Zukunft breiter aufstellen, so die nächsten Unternehmensziele von Ute Wilkinson und Gerhard Weber.

dr-fritsch.de