Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung (IPA) in Stuttgart haben ein Gerät entwickelt, das eckige Löcher bohren und damit beispielsweise das Einsetzen künstlicher Hüftgelenke erleichtern kann. Bei der Operation müssen die Ärzte ein großes rechteckiges Loch in den Oberschenkelknochen bohren. Dabei müssen sie sehr präzise vorgehen, damit das Implantat fest anliegt und keine Hohlräume entstehen. Bisher arbeiten die Chirurgen dabei meist von Hand mit verschiedenen Raspeln.
Für ihr neues Gerät haben sich die Stuttgarter Forscher von Holzwespen inspirieren lassen. Zur Eiablage bohren die Tiere bis zu sechs Zentimeter tiefe Löcher. Ihr Legestachel besteht aus drei separaten Raspeln, die sich unabhängig voneinander und in einem ausgeklügelten Wechselspiel bewegen und so fast von selbst ins Holz fressen.
Dieses Prinzip haben die Forscher auf ihren neuen Bohrer übertragen. Da bei dieser "Pendelhub"-Bohrtechnik nichts rotiert, lassen sich Löcher mit rechteckigem, aber auch drei- oder mehreckigem Querschnitt erzeugen. Die Anwendungen des neuen Geräts beschränken sich nicht auf die Medizin: Da der Bohrer kaum Gegendruck braucht, könnte er selbst im Weltall oder unter Wasser genutzt werden. Beim International Bionic Award 2014 ist das Gerät mit dem 2. Preis ausgezeichnet worden.