Klein, groß, schwer oder leicht – Kunststoffrohre gibt in unzähligen Variationen. Kaum einer weiß das besser als die Mitarbeiter der WIDOS GmbH aus Heimerdingen in der Region Stuttgart. Weil sie sich mit ihrer Verarbeitung bestens auskennen, hat das Familienunternehmen 2011 die weltweit erste Stumpfschweißmaschine entwickelt, die Rohre bis zu einem Durchmesser von 2,4 Metern verbinden kann.
Sollen Wasser, Gas oder andere Stoffe über weite Strecken transportiert werden, muss vorher eine Rohrleitung durch Verbinden von Rohrstücken gebaut werden. WIDOS ist auf dem Gebiet des Stumpfschweißens seit mehreren Jahrzehnten Spezialist und mittlerweile Weltmarktführer, auch wenn das Unternehmen buchstäblich einmal klein angefangen hat.
Das Händchen für den richtigen Werkstoff hat sich bewährt
Als Wilhelm Dommer die Firma 1946 gründete, lag sein Schwerpunkt auf dem Rohrtransport und der Autoreparatur, doch um 1967 entwickelten seine beiden Söhne Armin und Dieter Dommer die erste Stumpfschweißmaschine für den relativ jungen Werkstoff Polyethylen. Die sogenannte “FLIZ 955” konnte Kunststoffrohre mit einem Außendurchmesser von 50 bis 160 Millimeter schweißen. Dieses Händchen für den richtigen Werkstoff hat sich bewährt, denn PE-Rohre werden heute in vielen Bereichen eingesetzt, weil sie trotz ihres geringen Gewichts einen hohen Druck (bei PE-Wasserrohren bis zu 16 bar) aushalten, aber flexibel genug sind, um nicht zu brechen. Doch nicht nur das: Aus dieser Zeit stammt außerdem der Name des Unternehmens – WIDOS steht für Wilhelm Dommer Söhne GmbH.
Das Prinzip des Stumpfschweißens ist damals wie heute dasselbe: Polyethylen ist ein sogenannter Thermoplast, der beim Erwärmen weich und beim Abkühlen wieder fest wird. Beim Stumpfschweißen macht sich WIDOS genau diese Eigenschaft zunutze. Die jeweiligen Rohrenden werden auf eine Heizplatte gedrückt, wodurch sich das Material erhitzt und weich wird. Nach einer bestimmten Zeit wird die Heizplatte entfernt und die beiden Stücke aufeinander gepresst. Dann braucht man nur noch ein bisschen Geduld, denn sobald das Polyethylen wieder ausgekühlt ist, sind beide Teile zu einem verschmolzen. Und zwar so fest, dass die Schweißverbindung im Normalfall eine höhere Festigkeit als das Rohr selbst besitzt.
Die Maschinen sind heute um ein Vielfaches größer als vor fünfzig Jahren
Bis heute ist es die Größe der Kunststoffrohre, die die Maschinenbauer aus Heimerdingen antreibt. Die anfänglichen Rohrdurchmesser von wenigen Zentimetern erscheinen heute winzig, wenn man bedenkt, dass WIDOS 2011 die weltweit erste Stumpfschweißmaschine für Kunststoffrohre bis 2,4 Meter Durchmesser vorgestellt hat. Die passende Säge gibt es außerdem. Zwar ist diese um ein Vielfaches größer als vor fünfzig Jahren, doch genügten die Abmessungen allein dem Anspruch der Firma nicht. Transportabel und leicht zu bedienen musste die Maschine außerdem sein. Keine leichte Aufgabe, die gelöst wurde. Bernd Klemm, Produktmanager bei WIDOS, nennt dies “eine herausragende Eigenschaft der Anlage”.
Das Familienunternehmen sitzt heute noch immer in Heimerdingen, erst 2008 ist der Stammsitz als Zentrale für die weltweiten Tochtergesellschaften neu gebaut worden. Hier arbeiten 80 Mitarbeiter, weltweit hat die Firma 120 Angestellte. Aufgrund der Exportquote von etwa 70 Prozent reisen die meisten der Stumpfschweißmaschinen viele Tausend Kilometer weit – beispielsweise nach Südamerika oder Asien – und die Mitarbeiter aus Heimerdingen mit ihnen, wenn sie sie vor Ort in Betrieb nehmen
Die Größe der Rohre spielt eine wichtige Rolle
Wie groß die Maschinen von WIDOS in Zukunft sein werden, weiß bislang niemand. Dies hängt maßgeblich davon ab, wie groß die Rohre produziert werden, die verbunden werden müssen. Dass WIDOS beim Zusammenschweißen wieder ganz vorn mit dabei sein wird, steht für die Firma außer Frage. Der Grund: “Viele Rohrleitungsbauer fragen heute nicht nach einer Stumpfschweißmaschine, sondern nach einer WIDOS”, sagt Klemm.