Die Rothwein Technik GmbH in Waiblingen-Hegnach baut Sondermaschinen vor dem Hintergrund einer 150-jährigen Handwerkstradition. Präzision und Flexibilität sind die beiden Seiten der gleichen Medaille, die die oftmals langjährigen Kunden von den zehn Mitarbeitern der Firma erwarten. Manche Aufträge sind eine echte Herausforderung. Doch die Auftraggeber wissen, dass es eine Lösung geben wird. Heike Rothwein ist die Geschäftsführerin des Betriebs, der sich vor zwei Jahren im westlichen Gewerbegebiet von Waiblingen-Hegnach angesiedelt hat. Davor befand sich das Unternehmen in Fellbach- Oeffingen und Weinstadt-Beutelsbach.
Vater Ludwig Rothwein hat das Tüftler-Gen seiner Vorfahren vererbt bekommen. Seit 1869 haben die Rothweins in ihrer Schlosserei Sonderanfertigungen gemacht. Das ist bis heute so geblieben. Wenn man den Nachfahren fragt, was er mit diesem Tüftler- Gen in seinem langen Berufsleben schon alles hinbekommen hat, weiß Ludwig Rothwein gar nicht, mit welchem Beispiel er beginnen soll. Es ist auch kompliziert: Manchmal kann die Fertigung eines kleinen, unscheinbaren Maschinenteils eine knifflige Aufgabe sein, die Zeit in Anspruch nimmt. Einem Laien ist schwer zu erklären, worin die besondere Herausforderung lag. An anderen Projektbeispielen ist die Leistung wiederum ganz offensichtlich: Hinterm Kunstmuseum auf dem Kleinen Schlossplatz in Stuttgart steht seit 2006 eine Skulptur, die mit ihren fast zehn Metern Höhe nicht zu übersehen ist. Sie ist aus Glas und in sich gedreht. Tagsüber spiegelt sie die Gebäude in der Umgebung und macht diese zum Teil des Kunstwerks. Nachts ist sie von innen beleuchtet, so dass die tragende Stahlkonstruktion sichtbar wird. Außerdem reagiert die Skulptur auf elektromagnetische Strahlung und ist dadurch in der Lage, die Funktion von Mobiltelefonen oder Laptops in ihrer Nähe einzuschränken. Es passt zu den Rothweins, dass sie diesen Auftrag eines bekannten Künstlers so nebenher und nicht als Erstes erwähnen.
Derartige Aufträge sind die Ausnahme. Das Alltagsgeschäft ist allerdings so umfangreich, dass es kaum zu beschreiben ist. Die Dienstleistungen und Techniken umfassen sowohl Systemlösungen als auch Einzelfertigungen und Prototypen für Entwicklungsabteilungen. Die Mitarbeiter in der Fertigung drehen, fräsen und veredeln die verschiedensten Materialien. Der Kundenkreis zieht sich vom klassischen Maschinenbau, Automotive, Bauindustrie über die Lebensmitteltechnik, Musikindustrie und Medizintechnik. Viele Kunden bringen eine Konstruktionszeichnung mit in den Betrieb. Wer keine Vorlage hat, bekommt eine angefertigt.
Auch wenn die Aufgaben komplexer geworden sind, die Elektronik und Computertechnik zum Handwerk gehören, die Erwartung der Kunden ist die gleiche geblieben wie vor 100 Jahren: Wer ein Problem mit einem Gegenstand aus Metall hat, geht zum Schlosser seines Vertrauens mit der Hoffnung, dass ihm geholfen wird. „Die Kunden verlassen sich auf uns“, sagt Heike Rothwein. „Meistens brennt das Problem unter den Nägeln, für das eine Lösung am besten gleich auf dem Tisch liegen soll.“ Ihr Vater berichtet von einem langjährigen Kunden. Der habe vor 25 Jahren klein angefangen. Die notwendigen Maschinen habe er sich über die Jahre von Rothwein individuell anfertigen lassen. Inzwischen sei der Kunde mit 60 Mitarbeitern als Marktführer weltweit tätig.
Rothwein ist ein Familienbetrieb, der sich immer wieder neue Nischen suchen muss, um sich zwischen den Großen zu behaupten. Industrie 4.0 ist bei Rothweins ebenfalls ein Thema. Doch bis die Roboter in der Lage seien, schwäbische Tüftlerarbeit zu ersetzen, werde es dauern, sind sie überzeugt. „Meistens wird von uns höchste Genauigkeit erwartet“, sagt Ludwig Rothwein, „manchmal aber auch eine Abweichung von der Norm, damit’s wirklich passt.“ Eben Präzision und Flexibilität.