In Leinfelden-Echterdingen in der Region Stuttgart steht eines der größten Lager für Flugzeugersatzteile und gebrauchtes Zubehör. Rund 21 Millionen Teile werden derzeit angeboten. Wer allerdings nach einer Riesenhalle Ausschau hält, in der Fluggasttreppen, Fahrwerke, Turbinen oder Spezialschrauben in langen Regalreihen auf Käufer warten, sucht vergeblich. Die Lagerhalle existiert nur virtuell. Alle Ersatzteile sind auf der Internetseite www.fipart.com fein säuberlich gelistet und präsentieren sich potenziellen Kunden per Foto und Mausklick.
Andreas Lampprecht, Martin Rieger und Oliver Pauser haben vor drei Jahren den digitalen Marktplatz, der passenderweise im Airport-Center mit Blick auf den Stuttgarter Flughafen angesiedelt ist, als Business-to-Business-Lösung für die Luftfahrtindustrie aus der Taufe gehoben. Die Partner hatten bereits Erfahrung im Internetgeschäft. Sie betrieben damals wie heute eine erfolgreiche Internetagentur für Webdesign und Online-Marketing, die sie während ihres Studiums gegründet hatten. “Ein damaliger Kunde aus dem Luftfahrtbereich wollte mehrere nicht mehr benötigte Teile verkaufen und wusste nicht, wie. Wir haben recherchiert und kamen auf die Idee, eine Internetplattform aufzubauen”, erzählt Lampprecht.
Bei Fipart treten Airlines, Flughäfen, Service- und Wartungsbetriebe sowie Teilehersteller als Händler und Käufer auf. Seit 2007 haben sich bei der Internetplattform über 6.000 Firmen weltweit eingetragen. Mittlerweile zählt sie 10.000 Besucher am Tag. Regelmäßige Präsenz auf den wichtigsten Luftfahrtmessen, die Mitgliedschaft im Forum Luft- und Raumfahrt Baden-Württemberg, aber auch gute Mundpropaganda zeitigen ihre Wirkung.
“Unsere Nutzer kommen aus über 150 Ländern”, sagt Lampprecht. “Daher ist auch der Vertrieb international aufgestellt. Unsere elf Mitarbeiter sprechen insgesamt neun verschiedene Sprachen. Die Kernmärkte liegen in den USA und Europa, Südamerika und vor allem Asien wachsen rasant”, beobachtet Lampprecht.
Zwar gibt es in den USA ähnliche Vermittler, die auch im Internet aktiv sind, doch das Unternehmen aus der Region Stuttgart unterscheidet sich darin, dass es gleichzeitig Handelsplattform und Netzwerk ist. In dieser Kombination steht Fipart weltweit allein, denn hier können Anbieter und Interessenten nicht nur einkaufen, sondern zusätzlich miteinander in Kontakt treten und geschäftliche Verbindungen aufbauen. “Genau das schätzen unsere Kunden. Bei fipart.com kann man sich unkompliziert wie bei einer Messe begegnen und Netzwerke pflegen, aber auch neue aufbauen”, streicht Lampprecht die Vorzüge der Plattform heraus.
Die Nutzer der Plattform schätzen die Überschaubarkeit und leichte Bedienbarkeit der Website ebenso wie die einfache Suche und schnelle Verfügbarkeit von seltenen Ersatzteilen, wie etwa bei der Lufthansa Technik AG: “Innerhalb kürzester Zeit fanden wir ein benötigtes Teil, um eine Boeing 757-300 zu reparieren. So war das Flugzeug zügig wieder einsatzbereit und die Airline sparte viel Geld.” Neben Airbus und Boeing zählen viele weitere bekannte Namen der Luftfahrtbranche zu den überzeugten Fipart-Kunden. Etwa Iren Dornier, der Enkel des Dornier-Gründers, der selbst ein Unternehmen führt, das mit Ersatzteilen handelt: “Mit Fipart haben wir einen starken Partner, mit dem wir unseren Kunden noch mehr Service bieten können.”
Seit seiner Gründung im Jahr 2007 hat sich Fipart zum europäischen Marktführer in diesem Segment entwickelt. Dass das Geschäftskonzept stimmt, lässt sich daran erkennen, dass das Unternehmen im Oktober 2009 zwei Risikokapitalgeber gewinnen konnte. Gemeinsam mit der PvH Capital als Hauptinvestor ist die KfW Bankengruppe bei Fipart eingestiegen. “Das Wachstum und die Innovationsgeschwindigkeit der Handels- und Netzwerkplattform für die Luft- und Raumfahrtbranche sind weltweit einmalig”, heißt es bei der KfW. “Wir glauben, dass Fipart in den nächsten fünf Jahren eine weltweit führende Rolle spielen wird.”