Seit einiger Zeit schwören Hollywoodstars wie Susan Sarandon, Meg Ryan oder Cher, aber auch der deutsche Skispringer Sven Hannawald auf den unscheinbaren Kombucha-Teepilz, der, kombiniert mit Schwarz- oder Grüntee und Zucker, einen leicht säuerlichen Drink ergibt. Dass der "geballten Heilkraft aus der Natur" in Deutschland der Durchbruch gelang, ist auch Reinhard Stutz aus Bissingen/Teck zu verdanken. Seit zehn Jahren züchtet der ehemalige Funkelektroniker nach einem Originalrezept unter professionellen Bedingungen Kombucha-Kulturen in der Region Stuttgart und vertreibt sie über seinen Fachversandhandel "Neues Leben". Das Naturprodukt wird regelmäßig durch ein unabhängiges Labor kontrolliert – schließlich gibt Reinhard Stutz seinen Kunden, die überwiegend aus dem pharmazeutischen Großhandel kommen, eine Garantie auf jede einzelne Kultur. Stutz besitzt als einziger Züchter in Deutschland eine Pharmazentralnummer, die eine Bestellung der Kulturen über jede Apotheke ermöglicht.
Der Selbstversuch ist gelungen und war nicht halb so schlimm wie befürchtet: Etwas säuerlich ist das gesunde Erfrischungsgetränk ja schon, erinnert in seinem Geschmack eher an etwas zu sauer geratenen jungen Wein, als an einen Hefepilz. Bei Zugabe von Grün-, Hibiskus- oder Hagebuttentee und etwas mehr Zucker sieht das Getränk nicht nur aus wie Tee, es schmeckt einfach besser, auch wenn der leicht saure Geschmack nicht wegzukriegen ist. Kein Wunder, meint Reinhard Stutz: "Wir haben es hier mit einer Symbiose von Essigsäurebakterien und verschiedenen Hefen zu tun. Die Gärungshefe wandelt den gelösten Zucker in Alkohol um." Gleichzeitig bauen die Essigsäurebakterien an dem gallertartigen,
schwammigen Gebilde und lassen den vermeintlichen Pilz, der viele Namen besitzt und um den sich unzählige Geschichten über Heilerfolge ranken, langsam wachsen.
Saures für die ganze Welt
Erstmals wurde Kombucha 221 vor Christus erwähnt. Schon damals tranken die Chinesen ein Gebräu, das nach einem speziellen Verfahren hergestellt wurde. Grundlage waren Grüner Tee, Zucker – und Kombucha-Kulturen. Aufgrund seiner überaus belebenden Wirkung wurde er zum vielseitigen Heil- und Genussmittel und verbreitete sich über den asiatischen Raum bis nach Russland, Osteuropa und schließlich auch nach Deutschland.
Zu seinem Namen kam das chinesische Lebenselixier um 400 nach Christus, als ein koreanischer Arzt mit Namen Kombu zum japanischen Kaiser Inkyo gerufen wurde, der sich seit langer Zeit unwohl fühlte. Kombu behandelte den Kaiser mit einem besonderen Cha (japanisch für Tee), bis sich der Kaiser gesund und unbeschwert fühlte. Seit dieser Zeit trägt das Getränk Tee den Namen "Tee des Kombu" – Kombucha.
Auch in Deutschland war Kombucha lange Zeit ein beliebtes Hausmittel. Erst während des Zweiten Weltkriegs geriet er in Vergessenheit, da Tee und Zucker, die für die Zubereitung unerlässlich sind, zur Mangelware wurden.
Der merkwürdige Geruch lässt ahnen, dass sich in Reinhard Stutz Kellerlabor mehr verbirgt als die großen weißen Plastikfässer und die mannshohen Brutschränke mit unzähligen Gitterregalen und Glasschälchen auf den ersten Blick verraten. In den Fässern wird die Grundlage für den Kombucha gezogen: der Teepilz, der schon mal so groß wie ein überdimensionaler Pfannkuchen wird und bis zu sieben Kilogramm wiegt. "Ich verwende für meine Zucht original Kombucha-Stämme der deutschen Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen, DSMZ, in Braunschweig", sagt Reinhard Stutz. "In regelmäßigen Abständen werden sie mit Spezial-Hefen aufgefrischt."
Der chinesische Zauberpilz reift im schwäbischen Kellerlabor
In kleinen Glasschälchen wachsen Minikulturen, die wie rosa- und cremefarbener Pudding aussehen. Daraus werden später größere Kulturen gezogen. Eine ganzjährig konstante Temperatur von 22 bis 25 Grad sorgt dafür, dass sich der kleine "Chinese" wohl fühlt und zu wachsen anfängt. Jeden Monat werden bei Reinhard Stutz 800 bis 1.000 Stück großgezogen. Zehn bis 14 Tage dauert es erstmal, bis der Pilz in der Petrischale 100 Gramm auf die Waage bringt – genau die richtige Größe, um versendet zu werden. Den Versand besorgt Stutz in Eigenregie, doch wenn die Nachfrage mal größer ist als geplant, helfen seine Frau und die beiden Kinder mit. "Jedes Mal wenn im Fernsehen oder Radio über Kombucha berichtet wird, dann ordern die Leute am nächsten Tag Unmengen von Kulturen", erklärt Stutz. "Als Jean Pütz das Thema in seiner Hobbythek behandelte, konnte ich mich vor Nachfragen nicht mehr retten."
Die Hauptabnehmer sind zwar nach wie vor die Apotheken und der pharmazeutische Großhandel, in letzter Zeit bestellen aber auch immer mehr Privathaushalte den chinesischen Zauberpilz, der sich so leicht und schnell in der heimischen Küche, im Bad oder Keller aufpäppeln lässt und, mit Tee und Zucker aufgebrüht, das wohltuende Getränk liefert, dem schier unglaubliche Allround-Heilkräfte nachgesagt werden.
Kombucha ist von jeher bekannt für seine reinigende Wirkung, die sich positiv auf das gesamte körperliche und seelische Wohlbefinden auswirkt. Im Einzelnen trägt der hohe Gehalt an vitalen Hefen zu einer funktionierenden Verdauung bei. Kombucha aktiviert die Abwehrkräfte und beugt Müdigkeit und Erschöpfung vor. "Ich weiß von vielen meinen Kunden, dass sie regelmäßig ein paar Wochen mit Kombucha entschlacken und fasten. Dabei trinken sie drei mal täglich ein kleines Glas voll", erklärt Reinhard Stutz. Täglich angewendet, stärkt das Getränk auch das Immunsystem. Ob als ungewöhnlicher Fitmacher genossen oder aber als Heilgetränk bei Gicht, Rheuma, Bluthochdruck, Stoffwechselkrankheiten und allergischen Ausschlägen – fast alle fühlen sich nach regelmäßigem Kombucha-Genuss wohler und gesünder.
Für die Zucht spielt die Gärdauer der Kultur eine entscheidende Rolle. Im Prinzip gilt: je länger desto besser, doch nach zwei Wochen wird das Tee-Getränk extrem sauer. Für die Zubereitung von Kombucha eignen sich alle qualitativ hochwertigen Grün- oder Schwarztees. Wer Schwierigkeiten mit dem Einschlafen hat, seinen Kombucha aber trotzdem abends trinken möchte, verwendet einfach entkoffeinierten Tee.
Kein Wundermittel, doch die Wirkung verblüfft
Bei Zimmertemperatur hält sich der in Flaschen abgefüllte Tee etwa zwei Wochen, im Kühlschrank sogar mehrere Monate lang. Die Teepilz-Kultur kann drei Monate lang aufgewahrt werden.
Der Pilz wirkt aber nicht nur als Getränk. Selbst bei oberflächlichem Hautkontakt, beispielsweise wenn Kombucha als Badezusatz, Kompresse oder Schönheitspaste angewendet wird, regen wertvolle Biostoffe den Stoffwechsel an. "Sichtbare Zeichen der erfolgreichen Rundum-Gesundheitspflege mit Kombucha sind eine zarte, reine Haut, straffes Bindegewebe, kräftige Nägel und glänzendes Haar", sagt Reinhard Stutz.
Die Kombucha-Kulturen aus Bissingen/Teck können über jede Apotheke in Deutschland bestellt werden. Unter www.neuesleben.net, im Online-Shop für Kombucha, Zubehör und Naturheilmittel, den Reinhard Stutz ebenfalls betreibt, können Tees, Warmhalteplatten und Fachliteratur bestellt werden. "Viele meiner Kunden, die telefonisch bestellen sind ältere Semester, häufig erzählen sie mir, dass sie bereits vor dem Zweiten Weltkrieg Kombucha getrunken haben und froh sind, dass er wieder erhältlich ist", erzählt Stutz. Doch auch viele junge Leute interessieren sich für den Teepilz und seine Zubereitungsarten. Drinks auf Kombucha-Basis sollen auf manchen Feten schon jetzt der Renner sein.
"Ich verspreche niemandem die ewige Gesundheit, nur weil er sich mit meinem Kombucha ein Getränk braut", sagt Stutz – ohne die Wirksamkeit seiner Produkte zu relativieren. Denn zahllose Forschungsarbeiten zum Thema Kombucha belegen seine vielfältigen Heilkräfte. Und da der Alkoholgehalt minimal ist, ist Kombucha, in Maßen genossen, sogar für Kinder und Schwangere geeignet.