Wenn es um Betonpumpen geht, macht Putzmeister so schnell niemand etwas vor. Dabei war sich der Gründer des heutigen Konzerns, Karl Schlecht, bei der Konstruktion seiner ersten Pumpe noch gar nicht sicher, ob der Mörtel überhaupt durch eine Rohrleitung geht, wie die Annalen berichten. Das Unternehmen aus Aichtal(Kreis Esslingen) ist seit 50 Jahren im Geschäft und weltweit aktiv, wenn Beton im Spiel ist. Von der spektakulärsten Baustelle der Welt zieht sich Putzmeister derzeit zurück: Für den Burj Arab in Dubai, den künftig längsten Wolkenkratzer der Welt, dessen endgültige Höhe geheimgehalten wird, hat das Unternehmen aus der Region Stuttgart eine Super-Hochdruckpumpe entwickelt, die den Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde beanspruchen kann. Mit rund 200 bar Betondruck erreichte Putzmeister eine Förderhöhe von sagenhaften 606 Metern. Von dort wird mit Stahl weitergebaut.
Machbar wäre eine Höhe von bis zu 700 Metern, denn die Förderrohre bestehen aus dickem Stahl. Regelmäßig wurde über Ultraschallgeräte geprüft, ob das Material und die Verschraubungen den enormen Belastungen standhalten, wenn pro Kolbenhub 26 Tonnen Gewicht auf der Pumpe lasteten und die gesamte Konstruktion unter den Riesenschlägen erzitterte. Zum Schluss war eine Ladung (11 Kubikmeter)fast vierzig Minuten unterwegs. Insgesamt hat die Maschine in knapp drei Jahren 165.000 Kubikmeter Beton in die Höhe gewuchtet. Das spezielle entwickelte System zur Lagerung und Befestigung des Steigrohrs ist inzwischen zum Patent angemeldet.
Mit spektakulären Einsätzen hat Putzmeister bereits mehrfach Technikgeschichte geschrieben, ebenso wie mit der Entwicklung riesiger Autobetonpumpen mit flexiblen bis zu 6-armigen Verteilermasten. Passend zum runden Jubiläum in diesem Jahr wartet Putzmeister seit kurzem mit der weltweit größten Autobetonpumpe auf. Sie ist auf einen Sattelauflieger montiert und kann bis zu 200 Kubikmeter pro Stunde in 70 Meter befördern. Seit dreißig Jahren gehört Putzmeister zu den ganz Großen im Gewerbe. Mit dem Weltrekord von 310 m in der Betonhochförderung am Frankfurter Fernmeldeturm (1977) fand Putzmeister damals die Akzeptanz auch bei der internationalen Großbauindustrie.
Die Geschichte des erfolgreichsten und innovationsfreudigsten deutschen Baumaschinenhersteller begann auf kleinstem Raum. Karl Schlecht, der Firmengründer, bastelte 1958 seine erste Verputzmaschine in der väterlichen Garage zusammen. Heute macht die daraus hervorgegangene Putzmeister Holding GmbH einen Umsatz von über einer Milliarde EURO (2007) und zählt annähernd 4.000 Beschäftigte. Mit 20 Tochtergesellschaften gehört das Unternehmen aus Aichtal weltweit zu den führenden Anbietern von Betonpumpen und Betonverteilermasten, Mörtelpumpen und Estrichförderern sowie von Pumpen- und Silosystemen für industrielle Dickstoffe. Mobile Bandfördersysteme und Hochdruckreiniger für professionelle Anwender runden das Putzmeister-Programm ab.
Eine Maxime des Putzmeister-Gründers lautete, den Dienst am Kunden groß zu schreiben. So konnten mögliche Schwachstellen der entwickelten Produkte schnell ausgemerzt werden. Die Kundennähe setzte ein engmaschiges Vertriebs- und Servicenetz voraus. Mit dem Aufbau eigener Niederlassungen in Deutschland begann Putzmeister bereits in den 1960er Jahren. Ab den 1970er Jahren kamen Tochtergesellschaften im Ausland hinzu, so in Italien, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Brasilien und Südafrika – später auch in USA, Korea, Japan, Russland, Indien und der Türkei. Seit über 20 Jahren ist Putzmeister in China aktiv und produziert allein in Shanghai jährlich rund 1000 Betonpumpen für den dortigen Markt, der in gigantische Bauprojekte investiert.
Mit der Entwicklung von Mörtelpumpen, der ersten kontinuierlich arbeitenden Mischpumpe für Gipsputze (1965) sowie eines druckluftunterstützten Estrichförderers (1965) revolutionierte Karl Schlecht das Innen- und Ausbaugewerbe. Die schwere körperliche Arbeit auf den Baustellen wurde spürbar erleichtert und gleichzeitig rationalisiert. Mit der Entwicklung von Betonpumpen erweiterte Putzmeister Ende der 60er Jahre sein Produktprogramm. Höherer Druck, größere Pumpmengen und eine gleichmäßigere Betonförderung war nur möglich, wenn bisherige Konstruktionsprinzipien grundsätzlich in Frage gestellt und neue Wege beschritten wurden. Mit dem neuen Konzept einer wasserhydraulisch getriebenen 2-Zylinder-Kolbenpumpe (1969) mischte Putzmeister als Neuling den Markt der etablierten Hersteller gehörig auf.
Zum Produktionsprinzip des Putzmeister-Gründers gehört die Zusammenarbeit mit qualifizierten Zulieferern, die einzelne Komponenten, aber auch ganze Baugruppen seiner Beton- und Mörtelpumpen nach exakten Vorgaben produzieren. Erst im Putzmeister-Werk erfolgt die Montage zu kompletten Maschinen. Zu den besonderen “strategischen” Bauteilen, die seit 1979 selbst hergestellt werden, zählen die Verteilermasten sowie die Abstützsysteme der auf schwere LKW montierten Betonpumpen.
Seit 1977 nutzt Putzmeister sein Know-how in der Pumpentechnik auch zum Fördern ganz anderer Materialien, so etwa beim Abpumpen des Schlamm aus dem ägyptischen Assuan-Stausee, beim Abtransport von Geröll im Tunnelbau, aber auch in Klärwerken, in Anlagen zur Müll-, Biomüll- und Sondermüll-Entsorgung oder bei der künstlichen Landgewinnung, wie etwa vor der japanischen Küste, wo Dickstoffpumpen eingesetzt werden, die pro Stunde 500 Kubikmeter Förderleistung bringen, das ist so viel, als würde man einen Tennisplatz rund zwei Meter hoch mit Beton füllen.
Überall dort, wo Beton gebraucht wird, ist Putzmeister zuverlässig am Werk, sei es unter beengten Platzverhältnissen in Berlin, wo an der Kreuzung Friedrichstraße/Unter den Linden zurzeit der Gebäudekomplex Upper Eastside Berlin entsteht, sei es mit einem doppelarmigen “Spritzbüffel” beim Tunnelbau für die Hochgeschwindigkeits-Strecken der Deutschen Bahn und den Eurotunnel, oder sei es auf einer gigantomanischen Baustelle in China, wo die Sutong-Brücke über den Yangtzekiang mit 140 Pfeilern rund 14 Kilometer überbrücken wird, in der Mitte mit einer Durchfahrtshöhe von 62 Meter für Containerschiffe.
Als in Madrid ein Teil der Stadtautobahn unter die Erde verlegt wurde, waren Putzmeister-Pumpen bei 95 Prozent Luftfeuchtigkeit rund um die Uhr, sieben Tage die Woche im Dauereinsatz, ohne einmal ausgetauscht zu werden. Großmastpumpen in spezieller Strahlenschutz-Ausstattung halfen übrigens 1986 im Non-Stop-Betrieb über Monate hinweg, einen Schutzmantel aus Stahlbeton um den verunglückten Atomreaktor von Tschernobyl zu errichten.