Paketkästen, die mitdenken

Die Firma Renz aus Kirchberg an der Murr produziert intelligente Brief- und Paketkästen. Die geräumigen Paketkastenanlagen melden den Eingang von Paketen und Waren beim Empfänger.

Im Klarissenhof in Esslingen installierte Renz Paketkastenanlagen für 3.000 Wohneinheiten. Fotos: Renz
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Sie kennen es! Sie erwarten ein Paket und sind nicht zuhause, wenn es eintrifft. Die Firma Renz aus Kirchberg an der Murr bietet eine sichere Lösung für die Zustellung von Paketen, selbst wenn man nicht daheim ist. Die geräumigen Paketboxen von Renz benachrichtigen den Empfänger automatisch, wenn eine Lieferung eingetroffen ist.

„Als der klassische Briefverkehr immer mehr abnahm und durch E-Mails ersetzt wurde, haben wir uns überlegt, wie wir unser analoges Produkt für das digitale Zeitalter weiterentwickeln können“, sagt Geschäftsführer Armin Renz. „Wir haben uns gefragt, welche Funktion ein Briefkasten künftig erfüllen muss. Der Onlinehandel nimmt immer mehr zu. Die Menschen benötigten daher eine praktikable Lösung, um Pakete auch während ihrer Abwesenheit annehmen zu können. So entstand die Idee unserer intelligenten Brief- und Paketkastenanlagen.“

Die Lieferdienste können die Paketfächer öffnen und Pakete hineinlegen. Anschließend wird der jeweilige Empfänger per E-Mail, SMS oder über eine zuvor installierte App automatisch informiert. Er muss sein Paket dann nicht bei der Post abholen. Paketboten können über die Paketfächer auch Rücksendungen entgegennehmen. Die Paketkästen von Renz machen die Lieferlogistik somit nicht nur intelligenter, sondern auch nachhaltiger, weil unnötige Verkehre und Emissionen reduziert werden.

Nachbarn teilen sich Paketfächer

Anders als die Standardbriefkästen sind die Paketkästen der Renz-Anlagen nicht bestimmten Empfängern zugeordnet, sondern werden von den Bewohnern eines Hauses geteilt. „Gerade bei Paketfächern ist das Teilen sehr effizient, denn in der Regel erhält nicht jeder Bewohner jeden Tag ein Paket“, erklärt Renz. Mit einem Code, mit der App oder mit einem Transponder kann der Bewohner das Fach öffnen.

Die Paketkästen können auf vielfältige Weise genutzt werden. Es kann beispielsweise gereinigte Kleidung angenommen werden. In gekühlten Fächern können auch Lebensmittel eingeliefert werden. Die Einzelhandelskette Conrad Electronic hinterlegt ihren Kunden bestellte Waren in Abholanlagen, die jederzeit zugänglich sind. Einige Firmen stellen die Paketkästen auch für Mitarbeiter auf, die sich so private Pakete an ihren Arbeitsplatz schicken lassen können. Die Paketkästen von Renz werden auch in der Bauwirtschaft gebraucht. Speziell für Baustellen bietet Renz beispielsweise mobile Paketstationen an, die später wieder abgebaut werden können. Baumaterialien, Werkzeug oder dringend benötigte Ersatzteile können so jederzeit auf der Baustelle angeliefert werden. „Solche mobilen Anlagen hatten wir im Sommer 2019 auch auf der Bundesgartenschau in Heilbronn im Einsatz. Manche Wohnhäuser konnten während der Gartenschau vom Paketboten nicht erreicht werden – unsere mobile Paketstation konnte da helfen“, so Renz.

Europaweit aufgestellt

Die Firma Renz ist seit 1925 in Kirchberg an der Murr ansässig und wird heute in dritter Generation von der Gründerfamilie geführt. Firmengründer Erwin Renz stellte in seiner Flaschnerei ursprünglich Bleche für den Hausbau her. Während des Zweiten Weltkriegs fertigte er Öfen und später Herde und Dachfenster aus Blech. „Ab Mitte der 1960er Jahre konzentrierte sich Renz auf den Bereich Briefkastenanlagen“, erzählt Armin Renz. „1975 wurde ein Werk in Frankreich gegründet, 1993 eröffneten wir unser drittes Werk im sächsischen Döbeln.“ Heute beschäftigt Renz 800 Mitarbeiter an neun Niederlassungen in Europa. Am Hauptsitz in Kirchberg arbeiten 430 Menschen. Produziert wird in fünf Werken in Deutschland, Frankreich, Polen und England. An vier weiteren europäischen Standorten betreibt Renz Vertriebsgesellschaften.

„Beim Liefern hat jedes Land seine eigenen Vorlieben“

Bei der Entwicklung neuer Produkte berücksichtigt Renz auch landestypische Gewohnheiten. „In Schweden gelangen die Menschen üblicherweise mit einer Zugangskarte oder mit einem Passwort in ihr Haus. Sie wollen dann keinen zusätzlichen Transponder für den Briefkasten bekommen. Auf Kundenwunsch koppeln wir die vor Ort verwendete Zutrittskontrolle deshalb an unsere Steuereinheit“, sagt Armin Renz. Weitere, durch andere Länder inspirierte Extras sind Namensschilder und Klingeln mit digitaler Anzeige. Bei den digitalen Klingeln kann man durch Berühren des Bildschirms den Namen des Bewohners aus einer Liste auswählen. Die Klingeln und die Namensschilder können über ein Internetportal verwaltet werden.

Es sei vor allem der Wandel von einem ursprünglich rein mechanischen zu einem vollelektronischen Produkt gewesen, der die Firma am meisten herausgefordert habe. „Gemeistert haben wir das, indem wir Know-how von außen zugekauft haben. Ein Start-up programmierte anfangs die Bediensoftware.“ Heute stellt Renz die Software selbst her und beschäftigt europaweit rund siebzig Entwickler für Hardware, Software und Regelwerk. Für das digitale Zeitalter ist Renz damit bestens aufgestellt.

briefkasten.de