Neustart nach der Schließung des Werks

Mit einem innovativen Leuchtdiodensystem ist die Esslinger Unternehmensgruppe PSI auf Erfolgskurs

Neustart nach der Schließung des Werks

Eine Krise auch als Chance zu begreifen, dieses Leitmotto gilt nicht erst seit die derzeitige Wirtschaftskrise die Schlagzeilen, Debatten und den Arbeitsmarkt beherrscht. Als vor drei Jahren das Panasonic-Bildröhrenwerk (MT Picture Display Germany) in Esslingen geschlossen wurde, sahen viele Schwarz. Doch das ehemalige Management krempelte die Ärmel hoch und wagte mit der Gründung der p|s|i Esslingen GmbH (PSI) einen Neustart. Das Unternehmen ist in den Bereichen Elektronik, Optik & Feinwerktechnik, Display- und Lichttechnologien aktiv. Die PSI mit ihren Tochterfirmen Lumenova GmbH, m|i|p Center GmbH (MIP), und 2K Moxa Lighting GmbH konzentriert sich insbesondere auf die Entwicklung und Produktion von LED-Technik und baut damit in Teilen auf dem bei Panasonic erworbenen Technologiewissen auf und feiert erste Erfolge. Vor kurzem konnte das junge Unternehmen die Auszeichnung des Bundespräsidenten als “Ausgewählter Ort 2009” der Initiative Deutschland – Land der Ideen entgegennehmen, der damit den gelungenen Neuaufbau würdigte.

Eine zentrale Rolle spielt das High-Tech-Unternehmen Lumenova, das sich auf die Herstellung von Leuchtdioden (LED) spezialisiert hat. Seine Ingenieure haben ein neuartiges Leuchtdiodensystem entwickelt, das wegweisend für die moderne Straßenbeleuchtung werden könnte. Die ersten zehn Modelle sind im Einsatz. Die Städte Esslingen und Jena testen die Technik bereits. In Esslingen sind die Leuchten auf der Sirnauer Brücke montiert worden und stehen als Referenz sozusagen vor der Haustür des Unternehmens. Die spezielle LED-Technik von Lumenova weist viele Vorteile auf. Herkömmliche Straßenlaternen hingegen verbrauchen viel kostbare Energie, die Lichtverteilung ist oft beklagenswert, sie sind störanfällig, und schädigen Insekten. Teilweise werden sogar umweltschädliche Stoffe wie Quecksilber verwendet.

“Die Lumenova-Lighengine (Lichtmaschine) aus Esslingen arbeitet mit Hochleistungsleuchtdioden und computeroptimierten Facettenreflektoren”, erklärt Sven Aupperle, Geschäftsführer der Lumenova. “Der Vorteil dieser Technik besteht darin, dass das weiße LED-Licht gleichmäßig, präzise und blendfrei auf die Straße gelenkt wird, genau dahin, wo es gebraucht wird. Lichtsmog wird so vermieden.” Ein weiterer erfreulicher Aspekt, den kostenbewusste Kommunen zu schätzen wissen – die “Silver Ellipse” verbraucht im Vergleich zu herkömmlichen Straßenleuchten bis zu 50 Prozent weniger Energie und vermeidet auf diese Weise entsprechende Mengen des schädlichen Treibhausgases Kohlendioxid. So will die Stadt Esslingen weitere Leuchten einsetzen, um ihr Ziel zu erreichen, bis 2020 den CO2-Ausstoß um ein Viertel zu verringern. Da der alle drei bis vier Jahre übliche Lampenwechsel entfällt, leuchten die Dioden auch noch als betagte Methusalems und sparen bares Geld. Rund dreißig Jahre Lebensdauer setzen die Ingenieure von Lumenova an.

Das LED-Licht zieht praktisch keine Insekten mehr an, deren Erbgut durch den hohen UV-Anteil herkömmlicher Lampen massiv geschädigt wird. So muss auch deutlich seltener der Reinigungstrupp anrücken. Ein weiterer entscheidender Vorteil: Das Lichtsystem von Lumenova muss nicht gewartet werden, weil alle Elemente hermetisch gegen äußere Umwelteinflüsse geschützt sind. Das weiße Licht bietet wesentlich bessere Sichtverhältnisse und erhöht somit die Sicherheit im Straßenverkehr. “Straßenlaternen mit der Leuchtdioden-Technologie ermöglichen auch deutlich bessere Kontraste als bisher”, sagt Geschäftsführer Udo Frey von Lumenova. Das erhöhe die Sicherheit. Eine stufenlose Parametersteuerung sorgt für konstante Lichtstärke, unabhängig von Umgebungstemperatur und Alterung. Zudem lässt sich mit Hilfe der LED-Technologie das Licht genau dahin lenken, wo es tatsächlich gebraucht wird – auf der Straße und nicht in nahegelegenen Wohnräumen.

Die Lampen von Lumenova behalten ihre konstante Leuchtkraft und bringen auch bei Kälte – ein Schwachpunkt herkömmlicher Laternen – dieselbe Lichtausbeute. Langfristig wird es sogar möglich sein, mit Hilfe intelligenter Systeme das Licht genau dahin zu bringen, wo es im jeweiligen Augenblick benötigt werde, prophezeien die Entwicklungsingenieure. Der erste Großauftrag steht kurz vor dem Abschluss. Ein namhaftes Unternehmen aus der Region Stuttgart wird die LED-Technik von Lumenova für seine Produkte verwenden. Den Namen möchte Sven Aupperle noch nicht öffentlich machen, doch wenn dies geschieht, wird die Mitarbeiterzahl von derzeit acht Personen sicher aufgestockt werden.