Am Bahnhof in Ludwigsburg weht ein eigentümlicher Geruch. “Unverwechselbar”, sagen die Ludwigsburger. Seit 1868 wird in der Barockstadt Zichorienkaffee hergestellt, bis 1971 von der Kaffeemittelfirma Franck, später nach der Übernahme durch Nestlé unter dem Namen Caro-Kaffee. So heißt denn auch das Café im neuen Ludwigsburger Stadtmuseum “Zichorie”. Unter einem Dach mit der Tourist Information und dem Kunstverein ist das Museum seit 2013 in einem typischen Ludwigsburger Barockbau untergebracht, der selbst größtes Ausstellungsstück ist.
In unterschiedlich gestalteten Themenräumen gibt die Dauerausstellung des Stadtmuseums einen Eindruck von der Zeit Ludwigsburgs als württembergische Residenz und veranschaulicht ihre Bedeutung als Garnisons- und Industriestadt. Hier können sich Besucher ihre Stadtgeschichte nach Belieben selbst zusammenbauen. Die Exponate, zu denen eine Soldatenuniform aus der Feudalarmee Carl Eugens genauso gehört wie eine Haarlocke von Eduard Mörike, präsentieren sich ohne Text. Wer will, kann die Geschichte sogar in den Stadtraum hinaustragen – Faltpläne führen zu Orten wie Mörikes Elternhaus.
Während die Barockgeschichte Ludwigsburgs recht bekannt ist, sorgt vor allem der Raum “Neuerfindungen” für Überraschungen. Über den Blick in die 51 Vitrinen eines überdimensionalen Setzkastens erschließt sich dem Besucher die wirtschaftliche Bedeutung der Stadt seit ihrer Entwicklung zur Industriestadt vor 150 Jahren. Viele der Erzeugnisse sind heute Weltprodukte, darunter Erfindungen wie die Schlagbohrmaschine der Maschinenfabrik Baier oder die Schnellstart-Glühkerze der Firma Beru.
Eine Packung Espresso-Bohnen führt zu Francesco Moro, den noch vor den Gastarbeiterstrom die Liebe nach Ludwigsburg zog. Er brachte erstmals italienische Lebensmittel in die Stadt. Ob Caro-Kaffee oder Spaghetti, im MIK ist nicht nur zu erfahren wie es sich in Ludwigsburg zu unterschiedlichen Epochen lebte, sondern auch wer Geruch und Küche prägte.