Mit über 20 Kunden weltweit ist das Fellbacher Konstruktions-büro „in2p“ im inzwischen 20. Geschäftsjahr führend in der Gestaltung von sich öffnenden Karosserieteilen wie etwa Schiebedächern. Hoch qualifizierte Ingenieure entwickeln hier in enger Zusammenarbeit mit der Hochschule Esslingen innovative Lösungen vor allem für die Automobilindustrie.
Firmenlogos illustrer Firmen geben Auskunft darüber, für wen das Fellbacher Konstruktionsbüro „in2p“ schon gearbeitet hat. Das reicht von den heimischen Konzernen wie Bosch, Daimler, Porsche, Märklin und Kärcher bis zu Audi und VW. International klingende Namen wie Bentley und Lamborghini befinden sich aber auch unter der weltweiten Kundschaft.
Und wenn man den beiden Gründern und Geschäftsleitern von „in2p“ in ihrem Büro zuhört, wie sie dem staunenden Laien die Projekte ihrer Firma vorstellen, dann bekommt man einen starken Eindruck vom vielbesungenen schwäbischen Tüftlergeist. Er lebt. Ist sogar quicklebendig. Und zwar in Fellbach. Die High-Tech-Karosserie-Bastler-Firma in2p, ausgeschrieben „innovation to product“, das sind vor allem Michael Baur, Spross des traditionsreichen Karosseriebau-Unternehmens Baur, und Christof Wolfmaier. Der eine eher Kaufmann, der andere Ingenieur.
Ein Traum wird wahr: „Ich will mal Autos bauen!“
„Leidenschaft muss man schon haben“, sagt Wolfmaier und erzählt die Anekdote, wie er schon als Vierjähriger der Verwandtschaft mit absoluter Bestimmtheit zu Protokoll gab: „Ich will mal Autos bauen!“ Und so kam’s denn auch. 1961 in der Daimlerstadt Schorndorf geboren, machte Wolfmaier nach der Realschule zielstrebig eine Lehre als Karosseriebauer. Über den 2. Bildungsweg schloss er ein Studium Karosserie- und Flugzeugbau in Hamburg ab und kehrte danach zurück in die Heimat, der Wiege des Automobils und dem Zentrum der deutschen Auto-Industrie.
Der 1954 in Stuttgart geborene Michael Baur studierte nach einer Lehre Betriebswirtschaft in Nürnberg, um dann in den elterlichen Betrieb einzutreten, wo er Geschäftsführer wurde. Im Jahr 1988 machte er sich selbstständig und gründete mit Wolfmaier eine eigene Firma, die in2p, die inzwischen eines der führendsten und innovativsten Unternehmen im Spezialgebiet „Dachöffnungssysteme“ für Automobile geworden ist.
„Das Design“, erklärt Wolfmaier, „kommt dabei vom Hersteller. Wir machen die Funktionalität dazu.“ Dabei kann es, gibt er zu, schon mal „zu Reibungen zwischen Technik und Ästhetik“ kommen. Denn man muss es so bauen, dass es auch noch wenig kostet und leicht ist. Aber genau das sind die Herausforderungen, denen sich in2p bisher mit großem Erfolg gestellt hat.
Engagement für Forschungsgebiete der Zukunft.
Auch dank einer avancierten, rechnerbasierten Technik im Ingenieurswesen, die den Nicht-Fachmann schwindeln lässt. Der Druck ist hoch, die Software muss immer auf dem neuesten Stand oder noch den kleinen Schritt weiter sein. „Wir testen unsere Entwicklungen zuerst ausgiebig mit virtuellen Werkzeugen“, heißt es dazu. Wohl nur noch Insidern sagen dabei die futuristischen Bezeichnungen der Software etwas. Für alle anderen haben die Namen schon wieder etwas von mythischen Chiffren: „Die Tools, die wir dabei einsetzen, sind unter anderen: CATIA, Solid Works, SimDesigner, ANSYS, LSDyna, MATLAB/Simulink.“ Und doch, schränkt Michael Baur ein: „Es ist immer noch wichtig, dass sich die Leute in die Augen sehen.“
Auf dem neuesten Stand sein, wenn möglich mit einem kleinen, entscheidenden Vorsprung. Dazu gehört für die Fellbacher Entwicklungsfirma die enge Zusammenarbeit mit der Hochschule Esslingen, an der Christof Wolfmaier nicht nur seit 1993 als Professor an der Fakultät für Fahrzeugtechnik lehrt, und damit im engsten Zusammenhang mit neuen Entwicklungen und einer jeweils neuen Studentengeneration steht, sondern auch Dekan ist. „Wir stecken in einem weltweiten Wettbewerb“.
Forschung, Lehre, Produktion – ein wirtschaftsförderndes Baden-Württemberg-Modell, das hier zukunftsfähige Arbeitsplätze schafft und in das die Fellbacher mitgestaltend involviert sind. Das Angebot an die Kunden lautet: „Wir sind eng mit der Hochschule Esslingen vernetzt und engagieren uns direkt an den Forschungs- und Arbeitsgebieten der Zukunft. Einige unserer Projekte, die uns den technologischen Vorsprung sichern, sind staatlich gefördert. Die gewonnenen Erkenntnisse fließen in unsere tägliche Entwicklungsarbeit ein.
„Wir stecken in einem weltweiten Wettbewerb“, macht Christof Wolfmaier klar. „Firmen schießen in China und Indien aus dem Boden. Im Wettbewerb zu bleiben ist eine hohe Anstrengung.“ Die technischen Erneuerungen entwickeln sich mit unglaublicher Geschwindigkeit. „Ich hatte die Gnade, in eine Welt geboren zu sein, als Ingenieure noch gezeichnet haben“, erinnert sich Wolfmaier mit melancholischer Ironie. Inzwischen sitzen Ingenieure nur noch vor den Bildschirmen. „Einfache Lösungen gibt es nicht mehr“, sagt dann einer, der auch die kompliziertesten Probleme zu lösen bereit ist.
Dazu, da sind sich Baur und Wolfmaier einig, ist der Standort Rems-Murr-Kreis, vor den Türen Stuttgarts, geöffnet hin zum Ost-Alb-Kreis, gerade richtig. „Für mich ist das hier Heimat“, bekennt Christof Wolfmaier.