Die 1959 gegründete Kakteengärtnerei Uhlig in Kernen gehört zu den wenigen Spezialgärtnereien weltweit, die von der Samengewinnung über die Anzucht und jahrelange Pflege bis zum Verkauf alles unter einem Dach vereint. Auf einer Gewächshausfläche von 4.000 Quadratmetern wachsen über 5.000 verschiedene Arten. Als erste Gärtnerei in Deutschland und zweite auf der Welt wurde sie bereits 1997 im Rahmen des Washingtoner Artenschutzabkommens CITES als CITES-Nursery registriert. Sie bietet nur kontrolliert vermehrte Pflanzen an. Heute zählen Liebhaber der stacheligen Gewächse aus über 60 Ländern zum Kundenstamm.
Gerne werden sie augenzwinkernd als Schwiegermuttersitz oder Beamtenpflanze bezeichnet. Doch für Kakteen begeistern sich immer mehr Menschen. Dabei unterscheiden sie zwischen winterharten Kakteen, Blatt- oder Bauernkakteen, lebenden Steinen, Heilaloen oder auch Solitärkakteen. In der oftmals bizarren Welt der Sukkulenten, zu deren bekanntesten Vertretern die Kakteen gehören, gibt es eine Fülle unterschiedlicher Wuchsformen. Viele besitzen beeindruckende Dornen, andere Haare oder farbige dicke Haut. Es gibt kugelige oder säulenförmige Gestalten und unzählige weitere Ausprägungen, Blüten und Farben.
Eine der wenigen Kakteengärtnereien weltweit, die von der Samengewinnung über die Anzucht der Jungpflanzen und die jahrelange Pflege bis zum Verkauf alles unter einen Dach vereint, ist die Spezialgärtnerei Uhlig Kakteen in Kernen in der Region Stuttgart. Auf einer Fläche von 4.000 Quadratmetern gibt es insgesamt 5.000 Arten; 3.000 davon können vor Ort in der Gärtnerei oder im Online-Shop gekauft werden. Sauber getopft stehen sie nach Größen und Arten sortiert und etikettiert auf langen Tischen in den Gewächshäusern.
Seit 1991 führt Matthias Uhlig gemeinsam mit seinem Kompagnon Uwe Mergel die Spezialgärtnerei, die 1959 von seinem Vater Karlheinz Uhlig gegründet wurde. Als erste Gärtnerei in Deutschland und zweite auf der Welt wurde sie bereits 1997 im Rahmen des Washingtoner Artenschutzabkom-mens CITES als CITES-Nursery registriert. "Das bedeutet, dass wir nur kontrolliert vermehrte Pflanzen anbieten und keine Pflanzen von Naturstandorten entfernen. Viele Arten sind in der Natur vom Aussterben bedroht", erklärt Gärtnermeister und Geschäftsführer Matthias Uhlig. Momentan umfasst die Registrierung 86 Arten, also einen großen Teil aller streng geschützten suk-kulenten Arten.
Vom Hobbysammler zur weltweit gefragten Spezialgärtnerei
Heute zählen Liebhaber von Kakteen und anderen Sukkulenten aus über 60 Ländern zu den Kunden von Uhlig Kakteen. "Sie alle schätzen das Angebot von etwa 3.000 Arten in allen erdenklichen Varietäten und Formen", berichtet Matthias Uhlig.
Über diese Artenvielfalt würde sein Vater heute staunen. Als er im Jahr 1959 seine erste Sortimentsliste herausgab, war sie lang nicht so umfangreich. "Er war ja kein gelernter Gärtner, sondern von Haus aus Kaufmann, der sich bereits als Kind für Kakteen begeisterte", erzählt sein Sohn. In der elterlichen Wohnung in Chemnitz belegten die stacheligen Freunde alle Fensterbänke. Nach der Flucht in die Bundesrepublik Deutschland fand Karlheinz Uhlig mit seiner jungen Familie im Remstal eine neue Heimat. Da er seine Kakteensammlung zurücklassen musste, begann er wieder, Pflanzen zu kaufen, zu tauschen und zu züchten. Nach und nach erhielt er Aufträge und machte letztendlich im Jahr 1959 sein Hobby zum Beruf.
"Er besaß eine außerordentliche Fachkenntnis. Etwas von seinem Können muss wohl auf mich abgefärbt haben, kein Wunder, da ich meine Kindheit größtenteils im Gewächshaus verbrachte", erinnert sich der 54-jährige Matthias Uhlig schmunzelnd. Nach der Ausbildung zum Gärtner in der Wilhelma, dem zoologisch-botanischem Garten in Stuttgart, der Meisterprüfung und der Arbeit in anderen Gärtnereien, übernahm er 1991 gemeinsam mit dem Gärtnermeister Uwe Mergel den Familienbetrieb.
"Die Farbe Blau ist im genetischen Programm der Kakteen nicht vorgesehen"
Sechs Vollzeitkräfte und einen Auszubildenden beschäftigt die Kakteengärtnerei. Je nach Bedarf können mehr Arbeitskräfte rekrutiert werden. "Vor allem im Frühjahr und Sommer, wenn alles blüht und wir am besten verkaufen, benötigen wir jede helfende Hand", sagt Matthias Uhlig. "Entgegen langläufiger Meinungen ist die Kakteenaufzucht und Pflege sehr arbeitsintensiv. Ich muss manche Arten, von denen ich Samen haben möchte, erst einmal zehn Jahre lang kultivieren."
So ist die Aufzuchtstation auch das Herz der Gärtnerei. Hier herrscht kein Kundenverkehr wie im übrigen Gewächshaus, wo sich Kaktus an Kaktus drängt. "Die Anzucht und die Beschäftigung mit den Mutterpflanzen macht mir am meisten Spaß. Hier experimentiere ich und erforsche die verschiedenen Vermehrungsmethoden der Pflanzen", so Matthias Uhlig. "Die Aufzucht der gekeimten Jungpflanzen ist sehr heikel. Sie dürfen weder zu nass noch zu trocken sein und es weder zu warm noch zu kalt haben." Um die Auswahl ständig zu erweitern und zu verbessern, bezieht Uhlig auch Saatgut oder Jungpflanzen von anderen Gärtnereien aus aller Welt.
Einen besonderen Schwerpunkt im Sortiment bilden die Blattkakteen, auch Epiphyllum-Hybriden genannt, deren Blüten oftmals bis zu 20 Zentimeter oder größer werden. Matthias Uhlig: "Bei den Hybriden gibt es alle Farben, die man sich vorstellen kann, nur nicht Blau. Die Farbe Blau ist im genetischen Programm der Kakteen nicht vorgesehen."
Einem Kakteen-Einsteiger würde er einen Bauernkaktus (Echinopsis), eine der bekanntesten und beliebtesten Kakteen, empfehlen. Er ist leicht zu pflegen und sehr blühwillig. Gleichermaßen bei Kindern und Erwachsenen beliebt sind die "Lebenden Steine", Lithops genannt. Sie gehören zur Pflanzengruppe der Sukkulenten und ihr Aussehen erinnert tatsächlich an Steine.
Von Kernen bis nach Japan
Pro Jahr verkauft Uhlig rund 150.000 Pflanzen. Jeweils ein Drittel des Umsatzes wird über den Versandhandel, über Messen und Großhandel sowie über den Direktverkauf in der Gärtnerei erzielt. Bis zu 40 Messen, Börsen und andere Veranstaltungen im In- und Ausland besuchen die beiden Geschäftsführer jährlich, wobei Uwe Mergel für das Inland und Matthias Uhlig für Messen im Ausland zuständig ist und sich dort auch rege mit seinen internationalen Kollegen austauscht. "Kauft ein Kunde einen großen Kaktus, übernehmen wir den Transport und die Bepflanzung. Unsere größte Pflanze, die wir in einem Bürohaus gepflanzt haben, war 4,50 Meter hoch. Das Be- und Entladen musste ein Kran übernehmen, danach mussten fünf Mann den Pflanzenkörper in die Senkrechte bringen, erinnert sich Matthias Uhlig. Als Fachmann für Sukkulenten ist er auch Autor dreier Sachbücher, in denen er seine jahrzehntelange Praxiserfahrung zur Zucht und Pflege weitergibt. Im nächsten Jahr soll sein viertes Buch erscheinen.
Obwohl die Gärtnerei im Vergleich mit anderen Sukkulentengärtnereien, die oftmals viele Tausend Quadratmeter Fläche besitzen, relativ klein ist, sind ihre Kontakte in alle Welt umso ausgeprägter. Kunden in Spanien, England oder sogar Japan schwören aus das Know-how der Gärtner aus Kernen und die Qualität der Pflanzen und bleiben dem Hobby Kakteensammeln meist ein Leben lang treu. Und vielleicht summen sie ab und an leise ein paar Zeilen der Hymne aller Kakteenliebhaber vor sich hin: "Was brauch ich rote Rosen, was brauch ich roten Mohn, hollari, hollari, hollaro!"