Vermutlich hat schon jeder einmal einen Artikel der Wolf & Appenzeller GmbH in der Hand gehalten. Egal ob Verzehrgutscheine oder Pfandmarkenchips auf Festen, Lose auf dem Jahrmarkt oder Eintrittsbändchen für Veranstaltungen: Diese Produktpalette ist das Alleinstellungsmerkmal, mit dem das Familienunternehmen Wolf und Appenzeller aus Markgröningen seit fast 90 Jahren erfolgreich ist und sogar europäischer Marktführer wurde.
Vom Kleinunternehmen zum Tausendsassa
Das allererste Produkt, das Röllchenlos, kam 1928 auf den Markt. In dem Jahr meldeten der Ingenieur Karl Appenzeller und sein Geschäftspartner Berthold Wolf ein Patent auf eine selbst konstruierte Loswickelmaschine an und gründeten in Stuttgart-Zuffenhausen ihr Unternehmen. Mithilfe dieser vollautomatischen Loswickelmaschine war es möglich, Papier in großen Mengen in kleine Röllchen zu verarbeiten. Aus den mechanischen Geräten wurden elektrische und schließlich digital steuerbare Maschinen. 1993 vergrößerte sich der Betrieb und zog nach Markgröningen. 1998 übernahm die studierte Betriebswirtschaftlerin Dagmar Keiser-Sachse die Nachfolge ihres Vaters in der Geschäftsführung. Bis heute werden alle Lose, die das Kerngeschäft des Unternehmens ausmachen, komplett in Markgröningen hergestellt. Einige Produkte werden heute jedoch aus Fernost bezogen, wie zum Beispiel Eintrittsbänder aus Stoff, sowie Gimmicks in Form von Werbegeschenken. Innerhalb der vergangenen 90 Jahre schaffte es der Familienbetrieb, europäischer Marktführer beim Herstellen von gerollten Losen und Eintrittsbändern zu werden.
Sicher vor Betrug
Weit über 100 Millionen Lose und 20 Millionen Eintrittsbänder für Konzerte, Großveranstaltungen und Freizeitparks stellt das Unternehmen jedes Jahr her. Hinter den simpel aussehenden Artikeln steckt viel technisches Know-how. Um Betrugsfällen vorzubeugen, führte das Unternehmen als erstes in der Glückspielbranche die Kodierung von Losen, Karten und Armbändern ein. Hierfür bekommen die zu einer Serie gehörenden Lose individuelle Losnummern und Farben zugeordnet. Zusätzlich gibt es gesetzliche Bestimmungen, wie beispielsweise für Betreiber von Losbuden, die einen Beutel mit Gewinnlosen und Nieten von den Rummelbetreibern zugeteilt bekommen, damit sie keinen Einfluss auf die Gewinnquote nehmen können. Das Papier muss immer exakt die gleiche Farbe, Qualität und Stärke aufweisen und jede Los-, Eintrittskarten- oder Armbandnummer darf nur ein einziges Mal vergeben werden, um Verwechslung oder Betrug auszuschließen. Täuschungsversuche kämen immer wieder vor, berichtet Geschäftsführerin Dagmar Keiser-Sachse, die das Unternehmen gemeinsam mit Petra Sayer leitet: “Wir bekommen jedes Jahr Reklamationen von Vereinen, bei deren Tombolas angeblich mehr als eine Person das Los mit dem Hauptgewinn gezogen hat.” Mithilfe des hausinternen Nummernsystems lasse sich der echte Hauptgewinner aber schnell ermitteln. “Der angebliche zweite Hauptgewinner wird dann auf einmal still und zieht sich aus Angst vor einer Anzeige zurück”, schmunzelt sie. Auch Eintrittskartenblöcke, Verzehrgutscheine und Pfandmarken, die auf Veranstaltungen die Organisation erleichtern, unterliegen Richtlinien. Das Papier wird mit Spezialfarben versehen, welche vom heimischen Drucker nicht erkannt werden und bei Täuschungsversuchen auffallen.
Von der Marktlücke zur Innovation
Auch die Kennzeichnung von Patienten in Krankenhäusern spielt eine immer wichtigere Rolle, da jedes Krankenhaus einer Dokumentation nachgehen muss. Das neueste Produkt aus dem Hause Wolf und Appenzeller sind daher Patientenarmbänder mit personalisierten Codes, die dabei helfen, die richtigen Operationen zuzuordnen, Medikamente korrekt zu verabreichen oder auch um wichtige Informationen schnell abrufen zu können, wie zum Beispiel bei Diabetes oder einer Infektionskrankheit. “Unser Erfolgsrezept ist, dass wir uns stets an den Bedürfnissen und Ansprüchen unserer Kunden orientiert haben und so neue Produkte geschaffen haben, die es vorher noch nicht gab”, so Dagmar Keiser-Sachse. Das Armbändchen-Sortiment wird stetig erweitert. Große Abnehmer sind Veranstalter von Konzerten und Festivals, wie in der Porsche-Arena in Stuttgart, um den Wiedereintritt in die Halle zu garantieren, Firmen bei besonderen Großveranstaltungen, Hotelanlagen zur Markierung der verschiedenen Verpflegungskategorien und Freizeitparks. In den vergangenen Jahrzehnten kamen Startnummern für Sportveranstaltungen und Firmenausweise aus PVC zum Sortiment hinzu.
Region Stuttgart als Standortvorteil
“Uns ist wichtig, dass wir zentral in Europa sitzen und von einer guten Infrastruktur profitieren. All das ist in der Region Stuttgart gegeben”, so Keiser-Sachse. Zudem kann das Unternehmen schnell handeln, wenn Kunden Spezialanfertigungen bestellen oder Artikel kurzfristig nachbestellt werden. Ihre Großkunden spricht die Firma hauptsächlich auf Messen und bei Außendienstterminen persönlich an. Nächstes Jahr steht ein Generationenwechsel der Geschäftsleitung bevor: Zum 90-jährigen Firmenbestehen übernimmt der 33-jährige Christoph Keiser die Geschäftsleitung und führt das Sortiment mit seinen Ideen fort. Er ist seit drei Jahren Assistent der Geschäftsleitung und betreut bisher die Auslandsgeschäfte.