Die Lapp-Gruppe ist ein international agierendes Familienunternehmen, das zu den führenden Herstellern im Bereich industrielle Kabel und Steckerverbinder gehört und seit vielen Jahren enge Kontakte zu Indien pflegt. Vorstandssprecher Andreas Lapp ist Honorarkonsul von Indien und engagiert sich für intensive Wirtschaftsbeziehungen zwischen Stuttgart und Indien. Er ist die treibende Kraft für das Indian Business Center, das im Juni in Stuttgart eröffnet wurde. Das Zentrum soll indischen Unternehmen durch günstige Mieten und Serviceleistungen den Schritt in den europäischen Wirtschaftsraum erleichtern. Angesiedelt ist die Initiative im Synergie Park Stuttgart.
Indien zählt zu den größten Wachstumsmärkten der Zukunft. Das hat auch die Stuttgarter Lapp-Gruppe längst erkannt, die mit 50 Tochterunternehmen und 100 Vertretungen weltweit aktiv ist. "Vor 30 Jahren haben wir begonnen, mit indischen Partnern im Bereich der Energieanlagen zusammen zu arbeiten" erinnert sich Vorstandsprecher Andreas Lapp. "Damals verfolgte die Regierung in Delhi noch ein sozialistisches Wirtschaftsmodell, ausländischen Investoren wurde es nicht leicht gemacht. Das hat sich natürlich in den vergangenen Jahren dramatisch verändert." Heute sorgt die Lapp Kabel India Pvt. Ltd. in Bangalore mit Kabeln und Steckverbindungen auf dem Subkontinent für die richtigen Verbindungen. "Wir produzieren in Indien für den indischen Markt. Denn nur wer die Sprache und Mentalität seiner Ge-schäftspartner versteht, wird auch richtige Lösungen finden", erklärt Andreas Lapp. Wie ausgezeichnet die Beziehungen inzwischen sind, beweist die Tatsache, dass Andreas Lapp 2001 von der indischen Regierung zum Honorarkonsul ernannt wurde. Die Eröffnung des Indian Business Centers im Synergie Park Stuttgart durch den Stuttgarter Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Schuster ist also kein Zufall, sondern die logische Entwicklung einer Erfolgsgeschichte. Indische Unternehmer werden hier ein Wirtschafts- und Technologiezentrum mit einem umfangreichen Servicepaket vorfinden. "Die Herausforderung ist, indische Unternehmer nach Stuttgart zu holen. Wenn sie hier sind, dann wollen sie nicht mehr weg", glaubt Andreas Lapp. Um das zu erreichen, bietet das Indian Business Center praktische Hilfe an, die von der Landeshauptstadt intensiv mitgetragen wird. Zentrale Dienstleistungen und Beratungsmöglichkeiten in Steuer-, Rechts- und Marketing-Fragen sollen den Einstieg in den deutschen und europäischen Markt ermöglichen und indische Unternehmen dazu ermuntern, ihre Niederlassung für Deutschland und Europa im indischen Zentrum einzurichten. Dazu gehört auch die Vermietung von Büros mit einer Fläche zwischen 25 und 400 Quadratmetern zu besonders günstigen Konditionen.
In der ganzen Welt und in der schönsten Großstadt zu Hause
Die Inhaber geführte Lapp-Gruppe wurde 1959 von Oskar Lapp gegründet und beschäftigt heute weltweit rund 2.500 Mitarbeiter. Für das Geschäftsjahr 2004/2005 erwartet das Unternehmen einen Umsatz von 600 Millionen Euro. Mit seiner Erfindung der "ÖLFLEX", der ersten industriell gefertigten flexiblen Steuerleitung, setzte der Firmengründer 1957 völlig neue Standards. Bis dahin mussten die Einzeladern und Schaltlitzen mühsam in Schläuche eingezogen werden. Inzwischen deckt das Unternehmen sämtliche Sparten ab, bei denen es auf die richtigen Verbindungen für Energie- und Datentransfer ankommt – etwa bei Daten- und Hochfrequenzleitungen, Lichtwellenleitern und Energieführungsketten. Lapp-Produkte sind weltweit zu finden: im Transrapid in Shanghai, in der Bühnentechnik der Rolling Stones, in der neuen Oper in Peking, in der Öresund-Brücke und in der Ausstattung des Basislagers für Himalaya-Expeditionen.
Auch wenn das Unternehmen in der ganzen Welt zu Hause ist, bleibt Stuttgart für Andreas Lapp die "schönste Großstadt der Welt". Der Unternehmer weiß warum: "Der mittlere Neckarraum ist nicht nur eines der interessantesten und wichtigsten Industrie- und Technologiezentren Europas. Die geografische Lage Stuttgarts ist genial. Von hier aus kann jede Region in Europa bequem mit dem Flugzeug erreicht werden – und abends ist man zum Essen wieder zurück. Das wissen auch indische Geschäftsleute zu schätzen." Gerade der Synergie Park Stuttgart liegt für internationale Investoren optimal: "Direkt am Autobahnkreuz Ost-West und Nord-Süd, zehn Minuten vom Flughafen und ICE-Bahnhof entfernt, das ist unschlagbar", bekennt Andreas Lapp. "In Bangalore braucht man allein eineinhalb Stunden, um vom Flughafen ins Hotel zu kommen."
Im Indian Business Center, das auch vom indischen Botschafter in Deutschland Tirumalai Rangachari unterstützt wird, soll es aber nicht nur um die Intensivierung der Handelsbeziehungen gehen. "Stuttgart ist die Stadt des Health und Wealth, hier kann man Geld verdienen und gleichzeitig etwas für das Wohlbefinden tun", betont Andreas Lapp. "Wer aus einem Moloch wie Mumbai kommt, der lechzt danach, einfach Mal frische Luft zu atmen. Zu einem Komfort-Paket für indische Unternehmer gehört daher auch der Besuch im Biergarten." Beste Bedingungen also für Neuankömmlinge, die sich wie zu Hause fühlen sollen. Im Indian Business Center gibt es nicht nur Büroräume zu günstigen Konditionen, sondern auch täglich ein indisches Mittagessen sowie ein umfangreiches kulturelles Angebot. Schließlich sitzt im gleichen Gebäude die Deutsch-Indische Gesellschaft (DIG) – eine der größten und aktivsten Freundschaftsgesellschaften, die seit 40 Jahren den deutsch-indischen Austausch auf kulturellem, wirtschaftlichem und politischem Gebiet pflegt. Wenn sich die Neuankömmlinge in Deutschland wohl fühlen, werden sie hier auch investieren, davon ist Andreas Lapp überzeugt. Dass Wirtschaftsförderung in diesem Fall auch ein Stück Völkerverständigung ist, liegt auf der Hand: "Für Deutsche ist Indien oft noch das Land der Tiger und Maharadschas, für Inder besteht Europa historisch bedingt hauptsächlich aus Großbritannien", erklärt Andreas Lapp. Auf beiden Seiten gibt es nach wie vor Missverständnisse, die es zu beseitigen gilt. Denn die wirtschaftlichen Perspektiven sind gewaltig: Indien wird laut einer Studie der Investmentbank Goldman Sachs bis 2050 zur drittgrößten Wirtschaftsmacht der Welt aufsteigen. Die Nachfrage nach Konsumgütern, die in Deutschland produziert werden, nimmt rapide zu. Gleichzeitig finden indische Unternehmen beispielsweise aus der IT-Branche immer mehr Kunden in der Region Stuttgart: DaimlerChrysler und Porsche, IBM und HP arbeiten bereits mit Partnern aus dem Subkontinent zusammen. Mit dem Indian Business Center sind jetzt alle Voraussetzungen für einen erfolgreichen Start indischer Unternehmen in Stuttgart und ganz Europa gegeben. Um Investoren in Bangalore und Mumbai von dessen Vorteilen zu überzeugen, darf nach Ansicht von Andreas Lapp jedoch die Werbung nicht zu schwäbisch ausfallen: "Damit lässt sich in Indien kein Blumentopf gewinnen."