Forscher der Universität Stuttgart beweisen es: Mais, Zucker und Pflanzenöle eignen sich nicht nur zum Verzehr und zur Herstellung von Lebensmitteln. Gemeinsam mit Partnern aus der Wirtschaft hat das Institut für Tragekonstruktion und Konstruktives Entwerfen der Universität Stuttgart (ITKE) einen umweltfreundlichen Biokunststoff auf pflanzlicher Basis entwickelt, der zu 90 Prozent aus nachwachsenden Rohstoffen besteht. Die Abfallprodukte, die bei der Herstellung entstehen, sind wieder verwertbar.
Die Umweltfreundlichkeit ist es nicht allein, die den Kunststoff so besonders macht. Er ist zudem schwer entflammbar, witterungsbeständig und einfach zu verarbeiten. Wie formbar das Material ist, lässt sich an der kürzlich eingeweihten Kunststoff-Fassade auf dem Universitätscampus Stadtmitte bestaunen, die das ITKE als Modellbau entworfen hat und den Namen "ArboSkin" trägt. Aus 388 Biokunststoffpyramiden besteht sie und ist stattliche 140 Quadratmeter groß. Auffällig ist der mit den Fassadenplatten erzeugte 3-D-Effekt, der besonders für Architekten und Fassadenbauer interessant ist, da diese zunehmend mit freien geometrischen Formen arbeiten. Deren Umsetzung ist mitunter sehr komplex und nur wenige Materialien kommen für das Eindecken solcher Fassaden in Frage.
Der biobasierte Kunststoff ist eine umweltfreundliche Alternative zu erdölbasierten Kunststoffen, Glas oder Metall, die bisher verwendet werden. Schon bald soll der Wunderkunststoff, der sowohl für Außenfassaden als auch für Innenwände nutzbar ist, als käufliches Produkt angeboten werden.
Die Initiative "Deutschland – Land der Ideen" hat das ITKE kürzlich für seine Biokunststoff-Fassade unter 1.000 Bewerbungen neben hundert anderen Preisträgern beim Wettbewerb "Ideen finden Stadt" als "Ausgezeichneter Ort im Land der Ideen" ausgezeichnet.