Intelligente Ideen aus Stahl

Die Carl Stahl GmbH aus Süßen in der Region Stuttgart fing als kleine Seilerei mit Produkten für die Landwirtschaft an. Fünf Generationen und bald 130 Jahre später hat sich der Familienbetrieb zum weltweit agierenden Unternehmen für die Seil-, Hebe-, Zurr- und Sicherheitstechnik entwickelt. 1.200 Mitarbeiter an 52 Standorten der Welt erarbeiten einen Jahresumsatz von 230 Millionen Euro. Das Produktprogramm unterteilt sich in die Sparten Hebetechnik, Feinseile/TechnoCables, Akademie, Büro- und Betriebsausstattung, Architektur und Schmuck.

http://www.carlstahl.com
Süßener Carl Stahl GmbH ist Global Player für Seil- und Hebetechnik
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Süßener Carl Stahl GmbH ist Global Player für Seil- und Hebetechnik

Als Diskuswerfer Robert Harting bei der Leichtathletik WM 2009 den "Wurfkäfig" des Berliner Olympiastadions betrat, wussten die Zuschauer: Achtung, gleich kracht’s. Mit dem letzten aggressiven Wurf holte der Berliner WM-Gold. Doch nicht immer flogen Diskus, Hammer & Co. in die Weite des Rasens. Zum Glück verhinderten die Stahlnetze der Wurfanlage, dass Zuschauer durch "Querschläger" verletzt wurden. Die feinen zu einer Art filigraner Masche verbundenen Stahlseile, die übrigens auch Raubtierfreigehege und Volieren in unzähligen Zoos umspannen, sind eine Erfindung der Carl Stahl GmbH in Süßen in der Region Stuttgart.

Dieses hochwertige Material mit dem Namen X-TEND aus dem Produktprogramm "Architektur" ist eine innovative intelligente Verbindung von Edelstahlseilen und Klemmen. Das Netz lässt sich dreidimensional verformen und erlaubt vielfältige Formen vorgespannter Seilnetzkonstruktionen. So entstehen weltweit Geländerfüllungen, Absturzsicherungen, Fassadenbegrünungen sowie Volieren und Gehege. Die feinen Stahlseile haben mit den "Stricken" die vor 100 Jahren in reiner Handarbeit gedreht wurden, nicht mehr viel gemein.

Vom Handwerksbetrieb zum weltweit agierenden Unternehmen

In der ersten Zeit nachdem Jakob Stahl im Jahr 1880 den kleinen Betrieb in Süßen gegründet hatte, wurden ausschließlich Seile, Stricke und Taue aus Naturfasern hergestellt. Verkauft wurden sie überwiegend an die Bauern der umliegenden Dörfer. Doch im Zuge der Industrialisierung wurden zunehmend Stahlseile gebraucht, die bald auch maschinell hergestellt wurden. Die ersten Stahlseile verließen die Stahlsche Seilerei um 1900. "Carl Stahl, der Sohn des Firmengründers, erkannte, dass es bald nicht mehr genügen würde, Seile als Meterware anzubieten", sagt der Marketingverantwortliche bei Carl Stahl, Oliver Hommel. "Deshalb wurden Stahlseile konfektioniert und nach Kundenwunsch mit verschiedenen Endbeschlägen versehen."

Im Laufe der Jahre kamen immer mehr Produkte für die Seil-, Hebe-, Sicherheits- und Zurrtechnik hinzu wie Traversen, Ladegabeln, Kransysteme, Zurr- und Anschlagmittel, mit denen Güter innerhalb eines Produktionsprozesses bewegt und transportiert werden konnten. Die Unternehmensbereiche Feinseile/Technocables, Architektur, Büro- und Betriebsausstattung folgten. Heute ist aus der kleinen Seilerei ein international agierendes Unternehmen mit 1.200 Mitarbeitern an 52 Standorten der Welt geworden. Kunden wie Daimler oder Bosch schätzen Carl Stahl als hochkompetenten Komplettanbieter für die Seil- und Hebetechnik sowie innovative Seillösungen. Darum, dass der Kunde stets "alles perfekt aus einer Hand" bekommt, kümmern sich heute die fünf Geschäftsführer der fünften Generation des Familienunternehmens, die für je einen Geschäftsbereich verantwortlich sind.

Sicherheit braucht feine Maschen

Die Ingenieure und Techniker der Carl Stahl GmbH beschäftigten sich laufend mit neuen Ideen zum Einsatz von Seilen. Der Anteil der Sparte Architektur am Gesamtumsatz legt seit Jahren zu, gerade hier wird aber noch erhebliches Potenzial vermutet. "Architekten und Metallbauer verarbeiten immer häufiger feine Stahlseile und Seilnetze, beispielsweise an Treppengeländern, Abspannungen für Vordächer, zur Absturzsicherung oder Dekoration, nicht zuletzt weil das Material Edelstahl langlebig, stabil und pflegeleicht ist" sagt Oliver Hommel.

Auf dem Gebiet der Feinseile und technischen Seile zählt Carl Stahl seit Jahrzehnten zu den Weltmarktführern. Seit technisch feine Seile zunehmend in der Präzisions- und Medizintechnik – z.B. bei Endoskopiegeräten – Verwendung finden, wächst diese Sparte besonders stark. "Es handelt sich durchweg um Präzisionsprodukte, die etwa dafür sorgen, dass Druckköpfe und Scanner auf Hundertstel Millimeter genau arbeiten – und wir stellen sogar Seile her, die in den menschlichen Körper verpflanzt werden", erklärt Oliver Hommel. Am Stammsitz in Süßen, wo gut 300 Mitarbeiter beschäftigt sind, werden für die Sparten Feinseile und Architektur Seile mit einem Durchmesser von 0,7 bis 36 mm gefertigt und konfektioniert.

Exklusive Schmuckideen aus Seil

Während sich das Büro- und Betriebsausstattungssortiment als jüngster Bereich mittlerweile auch etabliert hat, trägt die Seniorchefin Gerda Schwenger, Urenkelin des Firmengründers, die Verantwortung für den Produktbereich Schmuck. Sie tut es mit Hingabe und großer Kompetenz – in der Schmuckbranche zählen die edlen Feinseile des Marktführers Carl Stahl GmbH zu den Favoriten. Bis Ende der 1990er Jahre belieferte man die Schmuckindustrie mit Edelstahl-, Gold- und Silberseilen. "Da lag die Entscheidung, eine eigene Schmuckkollektion aufzulegen auf der Hand", sagt Oliver Hommel. Unter dem Markennamen "Life by Carl Stahl" werden im Süßener Direktvertrieb Colliers, Armketten, Anhänger, Ohrringe, Armbanduhren und Gürtel verkauft. "So haben wir von dicken Kranseilen über tonnenschwere Lastaufnahmemittel bis zu den filigransten Seilen und Netzen ein wirklich umfassendes Sortiment, die Schmuckkollektion rundet unser Produktprogramm ab", sagt Oliver Hommel.

Die jüngste Einrichtung indes sei weniger materiell, so Hommel. Die im Jahr 2008 gegründete Carl Stahl Akademie biete an mehreren deutschen Standorten Fachseminare rund um die Seil-, Hebe-, Zurr- und Sicherheitstechnik an. Am Stammsitz in Süßen werden zudem Weiterbildungsseminare angeboten. Darüber hinaus haben Firmen und Institutionen die Möglichkeit, die Räume der Akademie für ihre Veranstaltung zu mieten. "Wir wollen unsere Mitarbeiter weiterbilden und motivieren, denn das Unternehmen muss, gerade auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, mehr sein als ein Ort, an dem man sein Geld verdient."