Gemächlich schwimmt der orange-weiße Anemonenfisch Nemo durch die mit Korallen und Wasserpflanzen bestückte Unterwasserwelt im Testlabor des Aquarienherstellers Eheim in Deizisau. Das betagte Tier ist eines der ältesten Exemplare seiner Art. „Einige der Filter, die wir hier testen, sind schon seit Jahrzehnten permanent in Betrieb. Genauso lange leben auch einige der Fische hier. Nemo ist sogar hier geboren“, erklärt Eheim-Geschäftsführer Ibrahim Mefire Kouotou. „In unserem Labor prüfen wir unsere Pumpen und Filter im Langzeittest unter realen Bedingungen, um die maximale Produktlebensdauer zu ermitteln.“
Durchbruch für moderne Aquaristik
Ihre Wurzeln hat die Eheim GmbH in Esslingen. Sie geht ursprünglich auf eine Spielzeugfirma zurück, die der Ingenieur Gunther Eheim 1949 gründete. Besonders nachgefragt waren damals Landschaften für Modelleisenbahnen. Gunther Eheim stattete diese Landschaften mit technischen Raffinessen aus. Er konstruierte beispielsweise eine kleine Pumpe für einen Springbrunnen. Da er auch ein Aquarium besaß, kam er auf die Idee, das Aquarienwasser mit der Pumpe durch einen Außenfilter fließen zu lassen. Mit dieser Erfindung schuf Gunther Eheim den Durchbruch für die moderne Aquaristik. Aquarien mussten nun nicht mehr so häufig gereinigt werden. Die Aquaristik, die zuvor wohlhabenderen Bevölkerungsschichten vorbehalten war, wurde durch diese Erfindung zu einem erschwinglichen Hobby.
Dank des Erfolgs seines technischen Aquarienzubehörs konnte Gunther Eheim seine Firma stetig erweitern. Im Jahr 1956 zog das Unternehmen von Esslingen an den jetzigen Standort in Deizisau. Durch Firmenaufkäufe konnte der Filterhersteller sein Produktspektrum bald um Aquarien und Heizregler ergänzen. Heute ist Eheim Komplettausstatter in der Aquaristik. Die Firma ist weltweit an fünf Standorten vertreten. Neben drei Produktionswerken in Deutschland gibt es noch zwei Auslandsniederlassungen von Eheim in China und Japan. Am Eheim-Hauptsitz in Deizisau arbeiten derzeit 180 Menschen. Weltweit sind es 600.
Qualität und Nachhaltigkeit durch hauseigene Fertigung
Den Erfolg der Firma begründet Geschäftsführer Mefire damit, dass Eheim viele Produkte im eigenen Unternehmen entwickelt und fertigt und nur wenige Arbeitsschritte auslagert. „Unsere hauseigene Entwicklung und Herstellung ist ausschlaggebend für die gute Qualität unserer Produkte. Die Kunststoffteile für unsere Filter und Pumpen kaufen wir zum Beispiel nicht zu, sondern spritzen sie in unserer eigenen Kunststoffspritzerei.“ Auch die Motoren für die Pumpen werden im Produktionswerk in Deizisau von Eheim-Mitarbeitern hergestellt. „Mögliche Qualitätsmängel können wir auf diese Weise gleich an Ort und Stelle beseitigen“, erläutert Mefire. In der hauseigenen Entwicklung und Produktion liege der Schlüssel zum Erfolg.
Dass Eheim vieles selber macht, hat noch einen weiteren Vorteil. „In unserer Fabrik ist nahezu kein Produktionsabfall zu finden. Da wir über eine eigene Spritzerei verfügen, können wir überschüssige oder mangelhafte Kunststoffteile einfach wieder einschmelzen und zu neuen Teilen verarbeiten.“
Warenbeförderung mit Funktechnik
Momentan ist Eheim dabei, die Produktionsabläufe zu automatisieren. Schon jetzt werden die Bauteile mit einem ausgeklügelten Fördersystem automatisch zu den einzelnen Produktionsinseln transportiert: Das Lesegerät kann mithilfe moderner Funktechnik berührungslos erkennen, um welches Produkt es sich handelt und in welchem Fertigungsstatus es sich befindet. Über das Fördersystem können Filter, Pumpe und Co. dann an die richtige Produktionsinsel transportiert und dort von Hand weiterverarbeitet werden. „Wir sind zwar noch nicht bei Industrie 4.0 angelangt, aber wir befinden uns auf dem besten Weg“, fasst Mefire zusammen.
Der Anemonenfisch Nemo ahnt derweil nichts von alledem. Genauso wie in den vergangenen Jahren schwimmt er weiter durch seine Unterwasserwelt im Testlabor von Eheim. Dank guter Pflege wird er demnächst ein Rekordalter von 35 Jahren erreichen.