Frischer Wind im Zoll-Dschungel

Die Grenzlotsen GmbH aus Herrenberg hilft Unternehmen dabei, ihren Waren die richtigen Daten für den Zoll mitzugeben. Geschäftsführerin Janine Lampprecht träumt von einem neuartigen Zoll-Netzwerk und stellt dafür ihr eigenes Geschäftsmodell in Frage

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Janine Lampprecht setzt mit den Grenzlotsen neue Impulse für den Zoll

Janine Lampprecht hat eine Idee. Es ist nicht die erste, denn als Gründerin der Grenzlotsen GmbH hat sie ständig neue Ideen. Dieses Mal ist es etwas Großes: Ein Netzwerk mit vielen Spezialist*innen aus der Zoll-Branche – raus aus bestehenden Verträgen mit Unternehmen und rein in eine neue Ära der Zoll-Beratung. „Ich stresse gerade mein Unternehmen. Dadurch entwickeln wir uns als Team weiter und setzen neue Ideen um“, sagt Lampprecht.

Unternehmen beim Zoll unterstützen

Die Grenzlotsen unterstützen Unternehmen dabei, ihre Zoll-Vorgänge zu digitalisieren und sie dem Recht entsprechend zu gestalten. An Länder-Grenzen müssen nämlich immer mehr Informationen nachgewiesen werden: Waren-Nummern, Material, Formulare und Zertifikate. Sie werden Stammdaten genannt und beschreiben verschiedene Eigenschaften der Waren – und dafür sind dann die entsprechenden Zölle zu bezahlen. Zölle sind Abgaben, die Unternehmen bei der Einfuhr von Waren z.B. in die EU und damit auch nach Deutschland zahlen müssen. Die Grenzlotsen kümmern sich darum, dass alles passt, wenn es an der Grenze darauf ankommt.

Zuhause in Herrenberg

Janine Lampprecht hat dafür 2013 die Grenzlotsen GmbH gegründet. Zunächst war die Gründerin in einem Luftfahrt-Unternehmen als Zoll-Sachbearbeiterin tätig. Nach dem Wechsel in die Selbständigkeit und einer ersten Projektanfrage zu Zollfragen war die Leidenschaft für eine eigene Beratung entfacht. Heute sind die Grenzlotsen ein Team aus etwa 20 Kolleg*innen. Viele davon arbeiten ausschließlich im Homeoffice, andere sind regelmäßig im Büro in der Herrenberger Altstadt. Die meisten Kunden der Grenzlotsen stammen aus Baden-Württemberg. Dazu zählen Unternehmen diverser Branchen – wie die Zulieferbetriebe Bosch und Eberspächer oder der Online-Versandhändler Zalando.

Mit zufriedenen Mitarbeitenden erfolgreich sein

Die Grenzlotsen legen viel Wert auf die Zufriedenheit ihrer Mitarbeitenden. Dafür wurde das Unternehmen aus Herrenberg schon mehrfach unter die besten 100 mittelständischen Arbeitgeber Baden-Württembergs gewählt. Der Geschäftsführerin ist das Thema so wichtig, weil ihre Mitarbeitenden das direkte Aushängeschild der Grenzlotsen sind: „Zufriedene Mitarbeiter*innen sind ein Kern unserer Unternehmenskultur – nach innen wie auch nach außen im Kontakt mit unseren Kunden. Sie machen daher einen Großteil unseres Unternehmenserfolgs aus.“ Damit Lampprecht auch weiterhin talentierte Grenzlotsen findet, bastelt sie derzeit an einer neuen Arbeitsumgebung in Herrenberg – dem „Büro der Zukunft“. Das soll mehr eine Wohnung als ein Büro werden – mit großen Gemeinschaftsräumen für die Teamarbeit und kleineren Räumen, die für Video-Konferenzen und eigenständiges Arbeiten genutzt werden können.

Neues Netzwerk mit Experten

Neben neuen Arbeitsräumen verändert sich gerade auch das eigentliche Geschäft der Grenzlotsen. Janine Lampprecht löst die klassische Eins-zu-eins-Beratung zwischen den Grenzlotsen und ihren Kunden jetzt auf. Stattdessen organisiert die Geschäftsführerin ein neues Netzwerk mit vielen Spezialist*innen der Zoll-Branche. Dazu gehören Kunden und Partner. Das Zoll-Netzwerk soll dem Austausch von Wissen dienen und dafür sorgen, dass Probleme der Branche schneller erkannt und gemeinsam gelöst werden. So profitiert nicht nur ein einzelner Kunde von den Grenzlotsen – sondern viele, so die Idee. Ein neuer Ansatz in der Zoll-Branche – aus Konkurrenz wird Teamwork. „Viele finden die Idee sehr gut. Einige sind aber noch skeptisch“, gesteht Lampprecht.

Wissen schneller verbreiten

Die Gründung des Netzwerks soll auch helfen, im Zoll-Dschungel den Überblick zu behalten. Wie hoch Zölle in einzelnen Ländern sind, hängt von über 300 europäischen und internationalen Gesetzen ab. Durch das gemeinsame Netzwerk schaffen die Grenzlotsen so auch kleinen Unternehmen und ihren Zollverantwortlichen einen Raum, um bei Zoll-Themen auf dem aktuellen Stand zu bleiben. „In vielen Firmen gibt es nur einen Zollverantwortlichen. Hier wollen wir eine Verbindung schaffen“, sagt Lampprecht.

Neues Gesicht für den Zoll

Noch sind viele Vorgänge beim Zoll nicht digital: Unternehmen übermitteln ihre Stammdaten meist noch manuell an das Zollamt, zahlreiche Abläufe innerhalb der Unternehmen sind ebenfalls nicht digitalisiert. Auch hier haben die Grenzlotsen neue Ideen. Sie organisieren Branchen-Treffs, um mit Kolleg*innen und Kunden über aktuelle Entwicklungen des Zoll-Geschäfts zu sprechen. Die Grenzlotsen wollen nicht nur fachlichen Austausch zum Zoll fördern, sondern Verantwortliche näher an neue Technologien bringen. Dazu gehört beispielsweise Künstliche Intelligenz, um die Pflege von Stammdaten zu automatisieren und Unternehmen zu entlasten. Zudem haben die Grenzlotsen ein Video-Format entwickelt. Darin klärt die Gründerin ihre Follower über Zoll-Mythen auf. Janine Lampprecht will Bewegung in die Zoll-Branche bringen. An Ideen mangelt es ihr nicht.

grenzlotsen.de

Autor: Jannik Hausmann