Das mittelständische Familienunternehmen MBO in Oppenweiler produziert hauptsächlich Falzmaschinen für Druckereien und Buchbindereien. Darüber hinaus baut MBO Aggregate für Maschinenbauunternehmen der grafischen Industrie und stellt Walzen für die Textilindustrie her. Der Systemlieferant beschäftigt 105 Mitarbeiter am Firmensitz in Oppenweiler in den Bereichen Forschung und Entwicklung, Produktion, Vertrieb, Marketing und Administration.
Wir sind umgeben von gefalzten, geklebten und perforierten Produkten. Ob wir einen Beipackzettel aus der Medikamentenpackung ziehen, die Verpackung unseres Smartphones öffnen, im Café den Inhalt des Zuckertütchens in die Kaffeetasse rieseln lassen oder den Türanhänger im Hotel raushängen, wenn wir Roomservice wünschen: Wir begegnen überall der Falztechnik – sie ist das Spezialgebiet der Firma MBO. Man muss nur selbst einmal bewusst darauf achten, wo überall gedruckte Informationen auf gefalzten Untergründen zu lesen sind.
Jedes bedruckte Produkt muss vor dem Verkauf bearbeitet werden, denn so wie die Buchstaben nicht von selbst in die Zeitung fliegen, so falzen sich Materialien auch nicht von selbst in die gewünschte Form. Druckprodukte wie Werbesendungen, Verpackungen und Flyer werden immer komplexer, individueller und aufwendiger. „Mit einem spektakulären Produkt hebe ich mich vom Mitbewerber ab“, sagt Thomas Heininger, seit März 2017 Geschäftsführer der MBO-Gruppe.
Das mittelständische Unternehmen stellt Falzmaschinen für die buchbinderische Weiterverarbeitung von Digital- und Offsetdruck her. Mit den Maschinen von MBO werden große Papierbogen, die aus der Druckmaschine kommen, gefalzt. Anschließend werden die gefalzten Druckbogen zu Büchern, Broschüren und Flyern weiterverarbeitet. Anlagen des Unternehmens wandern in die ganze Welt. Im Rems-Murr-Kreis und in der Region Stuttgart sind die Maschinen unter anderem in Druckereien, Buchbindereien, Verlagen, Hochschulen, gewerblichen Schulen und in Sozialeinrichtungen im Einsatz. Gefertigt werden die Teile für die Falzmaschinen im Werk in Porto (Portugal), auf den Prüfstand kommen die Prototypen am Firmensitz in Oppenweiler. In Bielefeld produziert die 100-prozentige MBO-Tochter Herzog+Heymann Sondermaschinen für die Pharma- und Mailingindustrie. In Frankreich, den USA und China befinden sich Standorte für Vertrieb und Verkauf.
Durch die Verteilung auf mehrere Standorte behauptet sich das Unternehmen auf dem Markt, ist konkurrenzfähig und konnte den weltweiten Umsatz im ersten Halbjahr 2017 gegenüber dem Vorjahr deutlich steigern. Zum Erfolg beigetragen hat der frische Wind, den die neuen Geschäftsführer Thomas Heininger und Christian Gohlke seit März 2017 ins Unternehmen gebracht haben. Wie Heininger betont, haben sie selbst lediglich neue Ideen angestoßen. Umgesetzt wurden sie von den Mitarbeitern. Mehr noch: Die Geschäftsführung legt großen Wert auf eine veränderte Unternehmenskultur. Die Mitarbeiter werden motiviert, besser miteinander zu kommunizieren, eingefahrene Denkweisen kritisch zu hinterfragen und sich selbst aktiv einzubringen. „Dass diese Sichtweise – das Denken und Arbeiten im Team – gut funktioniert, sieht man am bereits Erreichten“, so Heininger.
Nicht nur die Umsätze konnten gesteigert werden. In den vergangenen Monaten wurde das Produktportfolio gestrafft und auf eine überschaubare Zahl an Maschinenmodellen reduziert, die Lieferzeiten kontinuierlich verbessert, die Zahl der Vertretungen ausgeweitet. Dank einer neuen Marketingstrategie, die auch die sozialen Netzwerke abdeckt, gewinnt die Marke an Reputation.
Für die MBO-Gruppe zählen langfristige Partnerschaften und stabiles Wachstum.
Die Familie des Firmengründers Heinz Binder hält sich aus dem operativen Geschäft heraus, das Unternehmen ist aber zu 100 Prozent in den Händen der Eigentümerfamilie. Entscheidungen durchlaufen kurze Wege. Was gut ist, soll weiterbestehen – so die Devise von Heininger. Der gelernte Drucker hat jahrelang in der Druckindustrie gearbeitet. „Der Druck wird nicht aussterben, Papier ist ein haptischer Stoff, der riecht, lebt, atmet. Bedrucktes Papier wird von den Menschen in die Hand genommen, wird gefühlt und gerne betrachtet“, ist er überzeugt. Heininger setzt auf den gesunden Menschenverstand. „Für uns ist es wichtig, die Perspektive zu wechseln, um alle Unternehmensbereiche aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten zu können. Die meisten Unternehmen funktionierten auf Dauer nicht in der totalen fachlichen Tiefe, sondern indem sie den Gesamtüberblick wahren. Von der Kirchturmspitze betrachtet sieht das Unternehmen anders aus als vom Dorfteich.“ Letztlich ist vieles auch eine Frage der Fantasie, um technische Herausforderungen zu meistern. „Der Kunde kommt mit einem konkreten Wunsch, wie sein Produkt gefalzt werden muss, wir denken nach, bis wir die passende Lösung haben, und stellen genau die Anwendung für den Kundenwunsch her.“ Darin drückt sich das Bestreben von MBO aus, technischer Partner des Kunden zu sein.
Am Firmensitz in Oppenweiler gibt es einen Showroom, der für Maschinen-demonstrationen, Falztests und Schulungen genutzt wird. „Kunden können ihr Papier mitbringen und vor einer Investition testen, ob die favorisierte Maschine in die eigene Produktionsumgebung passt“, so Heininger. „Darüber hinaus bieten wir Falzkurse an. Hier lernen die Teilnehmer die Grundlagen des Falzens oder frischen vorhandenes Wissen auf. Außerdem haben wir Schulungen zur Pflege, Wartung und Reparatur von MBO-Maschinen im Angebot.“
Im Zentrum aller Strategien stehen die Mitarbeiter. Vor dem Bewusstsein, dass jeder Mitarbeiter mit seiner individuellen Fähigkeit und Kenntnis das Unternehmen und die Qualität prägt, hat MBO über das Standardprogramm hinaus den Angestellten komfortable und attraktive Arbeitgeberleistungen zu bieten: Flexible Arbeitszeiten, Unterstützung bei Fortbildungsmaßnahmen oder die Möglichkeit eines Auslandsaufenthaltes in den Niederlassungen in Frankreich, Portugal, USA oder China. Weiterhin erhält jeder neue Mitarbeiter einen zweitägigen Falzkurs, damit er die Firma MBO und die Produkte kennenlernt.
MBO ist fest verankert in der Region, unterstützt den Handballverein HCOB, nimmt an der Leistungsschau in Oppenweiler teil und ist engagiert in der Nachwuchsförderung. Gewachsen ist so eine „bestens eingespielte Gemeinschaft“ aus langjährigen Mitarbeitern und Zugezogenen. Einige Mitarbeiter blicken bereits auf eine 40-jährige Betriebszugehörigkeit zurück. Das Erbe des Firmengründers Heinz Binder, der bereits auf ein gutes Arbeitsklima größten Wert legte, hat für die MBO-Gruppe unverändert höchste Priorität.