Im Schwäbischen sagt kein Schwein "Fleischer", wenn der Metzger gemeint ist. Dennoch liegt das einzige deutsche Spezialmuseum für die historische Welt des Fleischerhandwerks in Böblingen.
In dem um 1570 erbauten Vogtshaus am Marktplatz zeichnet das Museum die Entwicklungsgeschichte eines der ältesten Handwerksberufe nach, zeigt historische Zeitdokumente und Schätze, porträtiert in Kunst und Kitsch die Rolle des Metzgers und der von ihm hergestellten Nahrungsmittel in Zeit und Gesellschaft. Auch künstlerische Darstellungen gehören zu den Sammelobjekten.
Zum 30-jährigen Jubiläum zeigt das Museum Darstellungen des Cartoonisten Marunde, der mit "Marundes Landleben" und "Neues aus Schweinhausen" Kultstatus erreicht hat.
Ein Besuch in der nachgestellten Wurstküche aus dem Jahr 1890 zeigt, wie die Wurst in die Haut kommt. Fleisch und Wurst auf dem Tisch waren viele Jahrhunderte lang ein Luxus der städtischen Oberschicht und des Adels. Tierische Fette wie Speck und Schmalz gehörten zu den begehrtesten Lebensmitteln. Metzger genossen hohes Ansehen, denn sie waren auch wichtige Rohstofflieferanten, etwa für das Leder und Fell verarbeitende Gewerbe, für die Beindrechsler und für weitere Handwerker.
Zu den Sammlungsgebieten des Deutschen Fleischermuseums gehören Dokumente zur Geschichte des Berufsstandes, Handwerkszeug und Gerätschaften von der Vergangenheit bis zur Gegenwart. Von Vereinspokalen, Fahnen, Zunftladen, alten Meister- und Gesellenurkunden bis zu Keramik-, Glas- und Metallgegenständen, von alten Fotos bis zu Küchenutensilien, Gewürzmühlen, Fleischwölfen, Dosenschließapparaten und Wiegemessern findet man dort alles, was diesen Beruf ausmacht. Nur eines hat sich bis heute nicht geändert: Kinderaugen leuchten, wenn"s beim Einkaufen ein Gratis-Wursträdle gibt.