Unbemannte Flugzeuge liegen im Trend. Bekannt sind sie als Drohnen, ein Begriff, der eigentlich aus dem Militär kommt und deswegen von Werner Mayr, Geschäftsführer der Geodaten-Firma Germap aus Welzheim, für seine Branche nicht verwendet wird. Germap gehört zu den wenigen Firmen weltweit, die die unbemannten Flugzeuge, kurz UAV für Unmanned Aerial Vehicle, herstellen und gezielt einsetzen, um aus Luftbildern dreidimensionale Geländemodelle oder andere raumbezogene Daten zu erheben und auszuwerten.
Die Anwendungsgebiete sind dabei sehr vielfältig. Örtliche Veränderungen möchte sowohl ein Deponiebetreiber als auch der Leiter eines Bahn-Umbauprojektes sehen und dokumentieren. Aber auch archäologische Stätten lassen sich auf Grundlage von präzisen Aufnahmen aus der Luft leichter analysieren, und die Dimensionen von Kulturdenkmälern wie der unter UNESCO-Schutz stehenden Göltzschtalbrücke in Sachsen erschließen sich erst aus der Vogelperspektive.
Gegründet hat Werner Mayr das Unternehmen mit derzeit fünf Mitarbeitern vor zwei Jahren. Zuvor hat er dreißig Jahre lang als Vermessungsingenieur bei unterschiedlichen Firmen gearbeitet, immer wieder beschäftigte er sich dabei auch mit UAV. Schwerpunktmäßig stellt Germap Tragflächenflugzeuge her; sie sind elektrisch betrieben und brauchen weniger Energie als die häufiger verwendeten Multikopter, welche die Firma ebenfalls im Repertoire hat.
„Die allermeisten Firmen stellen Kopter her. Diese haben aber eine sehr kurze Flugzeit. Unsere Flugzeuge bleiben bis zu 45 Minuten in der Luft und können größere Flächen fliegen“, sagt Mayr. An der Entwicklung einer Kamera mit Flügeln, wie Mayr sagt, sind ein Modellbauer, ein Software-Entwickler und ein Ingenieur beteiligt. „Wir verwenden beim Bau der UAV reguläre Modellflugzeuge und integrieren noch Elektronik und Software“, erklärt der Geschäftsführer.
Und am Ende muss, wenn auch am Boden und nicht an Bord, ein Pilot das Flugzeug steuern. „Wenn bei uns jemand das System kauft, verlangen wir eine dreitägige Schulung, sie ist inbegriffen. Erlernen kann das im Prinzip jeder schnell. Wir bringen die Flugsteuerung im halbautomatischen Modus bei“, so Mayr.
Nicht nur einfach zu bedienen sind die UAV von Germap, die kleinen Tragflächenflugzeuge sind ultraleicht und passen je nach Größe sogar in einen Rucksack. Somit sind auch schwer zugängliche Gebiete erreichbar. Nur einige sicherheitsbezogene und rechtliche Grenzen sind der Verwendung von UAVs gesetzt. „Unbemannte Flugzeuge kann man zum Beispiel nur innerhalb von Sichtweite und bei Tag einsetzen“, so der Geschäftsführer.
Germap verkauft nicht nur in Deutschland; Kunden sitzen auch in Moldawien, Hongkong, Russland, den Niederlanden und Mexiko. Dort lieferte Germap an eine Vermessungsfirma, die viel im Tagebau arbeitet. Das Bauen an steilen Hängen in einer Region, wo es außerdem immer wieder zu Monsun-Regen kommt, erfordert genaue Aufnahmen, die kleinräumig abbilden. Auch die Bildaufnahmen an Kühltürmen, Strommasten oder Brücken erfordern ein dichtes Herangehen auf kleinem Raum. „Im Moment gibt es weltweit nur sehr wenige Firmen, die so etwas anbieten“, sagt Mayr. Den Bedarf gibt es allemal. Bemannte Flugzeuge rentierten sich erst ab einer Fläche von 200 bis 300 Quadratkilometern.
Germap will weiter expandieren und den Verkauf und Vertrieb seiner UAVs ausbauen, denn momentan beziehen sich die meisten Aufträge noch auf die Auswertung und Gewinnung von Luftbilddaten. Die Ausstattung der Multikopter mit speziellen Kameras, die das Abfilmen von Szenen, zum Beispiel für Werbefilme, ermöglicht, ist ein weiteres zukunftsnahes Vorhaben. Zunächst aber ruft das Tagesgeschäft. In Welzheim soll ein Industriegebiet erweitert werden. Ohne gestochen scharfe Luftbilder ein schwieriges Unterfangen.