Ein gutes Gewissen in lässig-buntem Gewand

Die Zeiten, als Markus Beck im Anzug zur Arbeit in einer Bank ging, sind vorbei. Heute trägt der 29-jährige bequeme schicke T-Shirts oder lässige Kapuzenpullis von Greenality. Unter dieser Marke hat er in den vergangenen vier Jahren ein eigenes Modeunternehmen aufgezogen. Der Name Greenality gibt die Richtung vor. Der Name setzt sich aus den Wörtern green (grün) und Mentality (Mentalität) zusammen.

“Die Farbe Grün steht symbolisch für Hoffnung, Fruchtbarkeit, Lebendigkeit und Zuversicht”, sagt Beck. “Mentality heißt für mich, dass man mit seinem eigenen Denken und Handeln auch die Einstellung seiner Mitmenschen positiv beeinflussen kann.” Das steht laut Beck hinter der Namensschöpfung. Die T-Shirts und Kapuzenpullis und Taschen, die Beck entwirft, sind das, was man Streetwear nennt – schlichte, lässige Schnitte, viel Buntes, aber auch Schwarz, Details und das eine oder andere auffallende Motiv.

Vom Banker zum Designer

“Ich habe 2008 damit angefangen, fair hergestellte Kleidungsstücke produzieren zu lassen, weil ich keine Lust mehr auf Kleidung hatte, die unter inakzeptablen Bedingungen in den Fabriken der Dritten Welt produziert wird”, erklärt Beck. Greenality tritt gegen Kinderarbeit, Unterdrückung und Umweltzerstörung ein. “Ich wollte aber keine langweilige Ökomode machen, sondern coole Teile entwerfen, die junge Leute gerne tragen” erklärt Beck sein Konzept. Die gesamte Kollektion entspricht den strengen internationalen Richtlinien der Organisationen Fairtrade und GOTS (Global Organic Textile Standard).

Vom beschaulichen Aspach aus, das zwischen Ludwigsburg und Backnang gelegen ist, organisiert
Markus Beck alles vom Design bis zum Versand. Obwohl sich das Hauptquartier von Greenality noch wenig repräsentativ zwischen Schlaf- und Esszimmer befindet, ist es bereits ein profitables Unternehmen. “Vor zwei Jahren musste ich mich entscheiden, ob ich Angestellter bleibe oder zu 100 Prozent die Firma führe”, erzählt der Jungunternehmer. Das Geschäft läuft sehr gut. Die Tendenz zeigt steil nach oben.

Auch beim Großversender Otto präsent

Zahlen möchte der Jungunternehmer nicht nennen, aber mittlerweile beliefert er Großversender. Greenality ist als eine von mehreren Öko-Marken beim Otto-Versand präsent. “Dort bieten wir rund 100 verschiedene Kleidungsstücke aus unserem insgesamt 240 Produkte umfassenden Sortiment an”, sagt Beck. Neben Otto, dem größten europäischen Versender ist Greenality seit kurzem bei Zalando, dem größten deutschen Internet-Fashion-Anbieter auf dem deutschen Markt, vertreten. Mittlerweile hat Beck drei Mitarbeiter fest angestellt und zwei Auszubildende. “Wenn sehr viel zu tun ist, springen kurzfristig noch ein paar Freunde ein.”

Die Philosophie von Greenality spiegelt sich in nahezu allen Teilen des junge Unternehmens – von der Produktion bis zum Energieverbrauch. So werden alle Kleidungsstücke zwar in Indien produziert. Die dortige Fabrik ist aber nach den Regeln von Fairtrade und GOTS zertifiziert. Der Global Organic Textile Standard (GOTS) gilt als führende Marke für Kleidung, die eine Vielzahl ökologischer Kriterien erfüllen muss. Unternehmen, die Fairtrade-Produkte anbieten, bezahlen den Herstellern Preise, die über denen des Weltmarktes liegen. In der Produktion wird darauf geachtet, dass vorgeschriebene Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden.

Produziert nach Fairtrade-Standards

“Durch diese beiden Labels können die Kunden sicher sein, dass in der ganzen Produktionskette faire Löhne bezahlt werden und es keine Kinderarbeit gibt. So können Eltern ihre Kinder auch in die Schule schicken”, sagt Beck. “Wir können Armut nicht beseitigen, aber wir können aktiv etwas dagegen tun”, ist Becks Überzeugung. Dazu gehöre eben verantwortungsbewusstes Produzieren, Handeln und Einkaufen.

Alle Shirts sind ausschließlich aus Bio-Baumwolle. Bei der Pflanzung wird vollständig auf synthetische Dünger und Pestizide verzichtet. Auch der Wasserverbrauch pro Kilogramm Bio-Baumwolle ist geringer als bei konventionellen und gentechnisch veränderten Anbauten. “Für mich ist die Bio-Baumwolle mindestens genauso wichtig wie der Fair Trade Aspekt, denn nur diese Kombination ist sinnvoll und ermöglicht den Arbeitern und der Umwelt Perspektiven für die Zukunft”, meint Beck.

Keine Glitzerpäckchen

Schick gestylte Päckchen dürfen die Greenality-Kunden nicht erwarten. “Und das kommunizieren wir auch so. Wer umweltbewusst lebt, braucht nicht ständig neue Hochglanzhüllen”, vertritt Beck sein geradliniges Konzept. Als Verpackungsmaterial dienen überwiegend alte Schuhkartons, die aus einem kleinen Laden in Backnang kommen. Die Betreiber sind froh, dass sie den “Abfall” los sind “und wir sind froh, dass die Umwelt nicht noch mehr durch unsinnige Neuverpackungen belastet wird.”

Auch am heimischen Schreibtisch lässt sich etwas tun. Büro und Lager von Greenality werden zu 100 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben. Wir beziehen unseren Strom ganz einfach vom Ökoanbieter, so Beck. Seit knapp zwei Jahren schlummert über dem Dachgeschoss des Büros zusätzlich eine Photovoltaikanlage mit 10 Kilowatt Leistung. “Das ist nicht nur eine gute Sache für die Umwelt, sondern auch für uns im Sommer prima, da es dann schön kühl ist in meiner Bude”.