Die besten Humidore der Welt kommen aus Korntal-Münchingen bei Stuttgart. Marc André stellt die Zigarrenbehälter in verschiedensten Größen her – vom Reisehumidor, über den Tischhumidor bis hin zum großen Schrank für die Lagerung ganzer Zigarrenkisten. Alle bestehen aus hochwertigen Hölzern, sind in mehreren Schichten lackiert und werden elektronisch befeuchtet. Nicht nur Privatkunden lassen bei André fertigen, sondern auch renommierte Zigarrenhersteller wie Villiger oder Davidoff.
95 Prozent der weltweit verkauften Humidore im unteren Preissegment stammen aus China, bestehen meist aus Spanplatten – und sind oft Fehlkonstruktionen. Aber auch Humidore bekannter Weltmarken halten oft nicht, was der hohe Preis verspricht. Ungeeignete Materialien, schlechte Verarbeitung und störanfällige Befeuchter setzen den Zigarren zu und machen den Rauchern das Leben schwer. Entweder das edle Kraut vertrocknet oder es produziert mehr Dampf als Rauch, da es zu feucht gelagert wurde. “Die wenigsten Anbieter testen ihre Befeuchterkombinationen über einen längeren Zeitraum, allzu große Schwankungen machen die Zigarren aber kaputt und vernichten dabei oft erhebliche Werte”, erklärt Marc André. Seine elektronisch befeuchteten Humidore, die er seit dem Jahr 2006 in Serie herstellt, gelten als die besten, die es derzeit auf dem Markt gibt. “Wer den Unterschied zwischen einer frischen und einer korrekt gelagerten Zigarre einmal erlebt hat, der wird über kurz oder lang die Anschaffung eines professionellen Lagerungssystems in Erwägung ziehen müssen”, versichert Marc André.
Mit drei Kubikmetern spanischen Zedernholzes fing alles an
Die Karriere eines Humidorbauers wurde Marc André nicht an der Wiege gesungen. Nach dem Abitur studierte er Bauingenieurwesen, später Betriebswirtschaftslehre. Als leidenschaftlicher Zigarrenraucher war er allerdings schon lange auf der Suche nach einem adäquaten “Heim” für seine Schätze. Doch die Humidore waren entweder für einen Studenten unbezahlbar, oder Murks. So kam er dazu, Ende der 1990er Jahre seinen eigenen Humidor zu bauen. Da er keine Kompromisse machen wollte, bestellte er für sein Zigarrenschränkchen über einen Freund aus der Holzwirtschaft Spanisches Zedernholz aus Südamerika. Dabei unterlief ihm allerdings ein “kleiner” Fehler: Anstatt drei Quadratmeter bestellte er drei Kubikmeter Zedernholz – als der LKW vor dem Haus abgeladen wurde, war es zu spät. Um die Rechnung zu bezahlen, musste er sich Geld von Bekannten leihen, den größten Teil seines immensen Bestandes verkaufte er erst einmal über das Internet. Dann machte er sich daran, aus dem Rest seinen ersten Humidor zu bauen. Das klappte erstaunlich gut und bald begann er, mit verschiedenen Hölzern, Beschlägen und Befeuchtern zu experimentieren. Als viele seiner Freunde nicht nur begeistert waren, sondern eigene Humidore haben wollten, beschloss er – im Jahr 2006 -, aus seiner Leidenschaft eine Profession zu machen.
Billigware aus China als Anschauungs- und Übungsobjekt
Heute baut der mittlerweile 43-Jährige Humidore nicht mehr in erster Linie für Freunde und Privatkunden. Renommierte Zigarrenhersteller wie Villiger oder Davidoff haben seine Produkte entdeckt und verbauen seine Technologien in ihren großen Schränken für die Gastronomie oder Zigarrenfachgeschäfte. Offenbar hat es Marc André auf Anhieb geschafft, sich den Ruf zu erwerben, all das richtig zu machen, was andere Hersteller seit Jahren konsequent falsch machen. Faktisch haben ihm die Fehler der anderen seine Geschäftsidee zu entwickeln geholfen und sich eine nicht gerade kümmerliche Lebensgrundlage zu schaffen. “Wer einen Schrank inklusive Befeuchtung in China bestellt, bezahlt dafür an die 2.000 Euro, der Wert dieses Humidors liegt aber in der Regel bei maximal 200 Euro. Spätestens wenn er bemerkt, dass der Humidor nicht funktioniert und er für eine liederliche Qualität einen absurden Preis bezahlt hat, landet er bei mir”, erzählt Marc André schmunzelnd. “Sie kommen zu mir, damit ich die Fehler anderer ausbügele, ein Drittel meiner Arbeit besteht darin, vermurkste Humidorprojekte gerade zu biegen.”
Seine eigenen Humidore baut Marc André heute in Serie. Eine kleine Schreinerwerkstatt im Schwarzwald, der er absolut vertraut, fertigt fünf mal im Jahr fünf Standardserien, deren jede 30 bis 60 Modelle umfasst. Von den großen Schrankhumidoren werden “nur” 15 Stück pro Serie gefertigt. Für jede Anforderung gibt es die passende Lösung und Größe, vom 50 Zigarren fassenden “Century-Legion” Tischhumidor bis hin zum 1,75 Meter hohen “Century-Cabinet” Humidorschrank für die Kistenlagerung. Alle Modelle werden mit hochwertigen Echtholzfurnieren belegt, sämtliche Intarsienleisten aus vielen Einzelteilen mit der Hand gelegt. Die Oberflächen sind seidenglänzend, so dass die natürliche Struktur des Holzes erhalten bleibt. Wer nun glaubt, Zigarrenraucher bevorzugten Eichen- oder Nussbaumholz, der irrt. “Makassar-Ebenholz, Olive, Zwetschge oder Santos-Palisander sind die Trendhölzer”, erklärt Marc André.
Sämtliche Tischhumidore werden über so genannte Hydrocases befeuchtet. Diese äußerst funktionalen, etwa schokoladentafelgroßen Befeuchtungssysteme arbeiten mit präzisen, langzeitkonstanten Sensoren und garantieren die exakte Regelung der relativen Luftfeuchte. Bei den kleineren Humidoren befindet sich die Einheit im Deckel. Da die größeren Tischhumidore eine zweite Etage mit einem Tablett für Zigarren besitzen, ist das Gerät hier im unteren Bereich des Humidors angebracht. Alle größeren Humidore sowie die Humidorschränke werden ausnahmslos mit Andrés vollelektronischem “Huminator” befeuchtet. “Diese Geräte, die wir alle selbst entwickelt haben, gewinnen bisher jeden Vergleichstest”, sagt Marc André. “13.000 verkaufte Einheiten sprechen für sich.”
Auch im teuersten Koffer der Welt steckt ein Humidor von Marc André
Vom Reisehumidor, über den Tischhumidor bis hin zum begehbaren Raum – Technik, Optik und Preis machen Zigarrenschränke und Schränkchen von Marc André zu den gefragtesten der Welt. Doch mit der Produktion seiner Serien gibt sich der Stuttgarter noch nicht zufrieden. Auf Wunsch verwandelt er nahezu jedes beliebige Objekt – Schränke, Backöfen oder auch mal ein Cello – in perfekt funktionierende Humidore. Vier Mitarbeiter unterstützen ihn beim Testen von Scharnieren, Beschlägen und Holzarten. Gelegentliche kuriose Wünsche sind dabei willkommen; kürzlich etwa sollte in den aus Carbon bestehenden gleichzeitig leichtesten und teuersten Koffer der Welt, der zudem kugelsicher ist, ein funktionstüchtiger Reisehumidor eingebaut werden. Der Besitzer wollte auch unterwegs nicht auf seine perfekten Zigarren verzichten müssen. Selbstverständlich konnte er umfassend zufriedengestellt werden.
Aktuell tüftelt Marc André an einem neuen Produkt, einem Tischhumidor, der Design und Funktion auf besondere Weise verbinden und später im Onlineshop für einen Preis zwischen 6.000 und 8.000 Euro angeboten werden soll. Die Kunden aus Deutschland, der Schweiz, Österreich, dem Nahen Osten, Hong Kong oder Singapur dürfen gespannt sein.