Das beste Pferd im Stall gehört ihm selbst: Unzählige Male hat Michael Aechtler das eigene Darth-Vader- Kostüm über seine Internet-Plattform leihdirwas.de verliehen. “800 Euro hat es mich gekostet, inzwischen habe ich damit über 3.000 Euro umgesetzt und es ist noch tipptopp erhalten.” Gründer Aechtlers persönlicher Goldesel ist zugleich sein bestes Werbezugpferd. Im Februar 2013 warf sich “Galileo”-Moderator Stefan Gödde für die TV-Lernsendung in das Star-Wars- Gewand und machte es so zur Fernsehberühmtheit.
Rund 8.000 Gegenstände hat das Stuttgarter Portal bereits im Katalog. Akkuschrauber, Beamer, Kettensägen oder Dachgepäckträger sind typische Artikel, aber auch Fahrradtaxis, Glühweinkessel, Kinderbetten und ein Brautkleid finden sich auf der Website. Das Angebot ist so prall wie das Leben selbst. “Privatleute sollen hochwertige Dinge so einfach wie möglich und mit einem guten Gefühl an Fremde verleihen können, um Geld zu verdienen”, bringt der 33-Jährige den Ansatz seiner Firma auf den Punkt. Gemeinsam mit seinem 26 Jahre alten Bruder Mark hat er 2010 Leihdirwas gegründet; er, ein gelernter IT-Systemelektroniker, der als Angestellter einer IT-Firma “ins Marketing gerutscht” ist, der Bruder ein Fachinformatiker. Zeitlebens haben die beiden stets in derselben Firma gearbeitet, als Kinder der Social-Media-Welle schließlich ein Start-Up auf den Weg gebracht. “Social Media beruhen auf dem Prinzip Teilen.” So haben sie das Teilen von Eigentum als Geschäftsidee umgesetzt und nach eineinhalb Jahren Vorlaufzeit im Frühjahr 2012 ihre Angestelltenjobs endgültig an den Nagel gehängt. “Wir wollen das Ebay des Leihens werden”, formuliert Michael Aechtler gänzlich unbescheiden seine Vision.
Mit der ersten Finanzierungsrunde durch die Business Angels Region Stuttgart (BARS) ist ein Anfang gemacht. Von der sechsstelligen Summe, die das Unternehmen in der Frühphase benötigt, hat der Stuttgarter Unternehmer Ingo Weber einen wesentlichen Teil aufgebracht. “Hier entwickelt sich gerade ein sehr spannender Markt. Das Wachstum bei Usern, Artikeln und Leihvorgängen wird in den nächsten Monaten noch deutlich an Geschwindigkeit aufnehmen. Die Gründer vereinen Betriebswirtschaft und Technik perfekt und haben ein überzeugendes Konzept vorgelegt”, schwärmt der Business Angel von seiner Investition.
In einem derart dynamischen und sensiblen Markt kann man heute brummen und morgen floppen. Die Gebrüder Aechtler gehen deshalb über die portalüblichen Profile und gegenseitige Nutzerbewertungen hinaus und gestalten ihr Angebot gemeinsam mit Leihern und Verleihern, holen sich Anregungen und Feedback. So laden sie mehrmals im Jahr zur “User Experience”, gleichzeitig Community-Treff und gruppendynamische Marktforschung. Dort werden Bedürfnisse abgefragt und neue Funktionen getestet. “Wenn wir es können, setzen wir die Anregungen um”, versichert Aechtler und nennt als Beispiel den Auftragsbutton, der früher mit “Jetzt leihen” beschriftet war und jetzt “Artikel anfragen” heißt. Das Publikum dankte den Abbau der psychologischen Hemmschwelle mit spürbar höheren Nutzerzahlen. Eine App für Smartphones, die das spontane Leihen von unterwegs komfortabler macht, soll für den nächsten Sprung sorgen.
“Wir leben von Umsatzprovision”, beschreibt Aechtler sein Geschäftsmodell. Er möchte in erster Linie Geld verdienen und nicht “vorschnell in die Nachhaltigkeitsecke gesteckt werden”. Dennoch hat er gemeinsam mit anderen unter der Webadresse kokonsum.org eine Community für gemeinsamen Konsum gegründet und sich auf diesem Gebiet als bundesweit gefragter Experte einen Namen gemacht.
Leihdirwas GmbH
Gründungsjahr: 2010
Sitz: Stuttgart
Mitarbeiter: 3 feste, 4 freie
Leihartikel im Angebot: 8.000