Die S-Bahn in der Region Stuttgart zieht weite Kreise: Gleich zwei neue S-Bahn-Strecken haben der Verband Region Stuttgart und die Deutsche Bahn AG in Betrieb genommen. Sie stellen Querverbindungen zu bestehenden Linien her. Damit sind im Nordosten und im Südwesten der Region Stuttgart zwei S-Bahn-Ringe entstanden: Die Linie 4 endete bisher im Norden in Marbach am Neckar, nun fährt sie weiter durch das Murrtal und trifft in Backnang auf den Endbahnhof der bestehenden Linie 3. Im Südwesten der Region ist die neue Linie 60 fertiggestellt worden: Sie verbindet zwischen Böblingen und Renningen die S1 mit der S6. Insgesamt wächst das S-Bahn-Netz um 28 Kilometer.
Auf der 1879 erbauten Kleinen Murrbahn von Marbach nach Backnang waren bislang Regionalbahnen unterwegs. In nur sechs Monaten sind Bahnsteige erhöht und barrierefreie Zugänge geschaffen, elektronische Anzeigetafeln montiert und die Signaltechnik angepasst worden. Die S-Bahn-Züge ermöglichen nun umsteigefreie Fahrten bis nach Stuttgart. Es gibt einen verlässlichen Takt und doppelt so viele Fahrmöglichkeiten wie bisher. Rund elf Millionen Euro lassen sich die Region, das Land und die beteiligten Landkreise Ludwigsburg und Rems-Murr den Ausbau kosten – Geld, das gut angelegt ist, wie Regionalpräsident Thomas S. Bopp betont: "Die S-Bahn ist das Rückgrat des regionalen Nahverkehrs. Mit dem Ausbau machen wir den Schienenverkehr noch attraktiver, so dass mehr Menschen vom Auto auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen können. Das reduziert Staus und ist gut fürs Klima. Die neue S-Bahn wird im Nordosten der Region Stuttgart für einen Entwicklungsschub sorgen."
Das gilt auch für den Südwesten der Region, wo die S60 jetzt im Endausbau Böblingen mit Renningen verbindet – ebenfalls auf einer bereits vorhandenen Trasse. Die 1915 eröffnete Rankbachbahn war in den 1970er-Jahren für den Personenverkehr geschlossen worden, nur noch Güterzüge rumpelten über die Gleise. Seit 2006 wurde die Strecke mit großem Aufwand für die S-Bahn umgebaut. Die neue Querverbindung beschert auch der viertgrößten Stadt der Region, Sindelfingen, einen S-Bahn-Anschluss.
Eine weitere Neuheit für die regionale S-Bahn: Die Sperrstunde ist am Wochenende Geschichte. Freitags, samstags und vor Feiertagen bringt die S-Bahn Feierwütige sicher nach Hause. An vielen Stationen warten Nachtbusse oder Nachttaxis, die in Orte ohne S-Bahn-Anschluss weiterfahren.
Damit aber nicht genug: 2013 werden 83 hochmoderne Züge die alten Triebwagen ersetzen, die teilweise noch aus den 1980er-Jahren stammen. Auch der Ausbau des Netzes ist noch lange nicht abgeschlossen. So arbeitet die Region an der Verlängerung der Linie 2 nach Neuhausen, für eine Erweiterung der Linie 1 ins Filstal gibt es konkrete Pläne. Und auch im Westen gibt es Neues: Eine Studie soll zeigen, ob die Linie 5 von Bietigheim-Bissingen nach Vaihingen an der Enz weitergeführt werden kann.