Über den Straßen Manhattans flanieren Touristen neben New Yorker Joggern auf einem dicht bewachsenen Pfad. Der Blick gen Osten liegt frei auf den Hudson-River, gen Westen lässt sich dem Treiben der Stadt zugucken. Der oberirdische Park war früher eine Bahntrasse für den Güterverkehr, 1980 stillgelegt und vergessen. Doch dank eines städtebaulichen Wettbewerbs aus dem Jahr 2001, der dazu aufrief die "High Line" New Yorks neu zu gestalten und sie gleichzeitig zu erhalten, gibt es seit gut fünf Jahren im Herzen Manhattans die mit 2,3 Kilometern längste Dachbegrünung der Welt. Ein Teil der Schienen ist noch zu sehen, und auch das gesamte Gerüst mit Treppenaufgang steht wie ehemals.
"Die High Line New York ist ein Paradebeispiel dafür, wie man eine Betonwüste in ein tolles Gelände verwandeln kann", sagt Joachim Stroh, Marketingleiter der Nürtinger Dachbegrünungsfirma Zinco. Für das Projekt lieferte Zinco den Dachbegrünungs-Systemaufbau, dessen Herzstück die Dränage-Elemente sind. Sie sorgen für einen ausgeglichenen Wasser-Lufthaushalt und speichern zudem Wasser oder führen es, wenn überschüssig, ab.
Die Firma Zinco aus Nürtingen gehört zu den weltweit führenden Unternehmen im Bereich der Dachbegrünung. Von ökologischen Schutzbelägen in Verbindung mit Photovoltaik oder Dachgärten bis hin zu Tiefgaragenbegrünung mit Geh- und Fahrbelägen – Zinco entwickelt individuelle Lösungen für jede Art von Dachnutzung.
Grüne Dächer für die Kommunen in der Region
"Unsere Kernkompetenz sind Systemaufbauten für die klassische Dachbegrünung", sagt Joachim Stroh. Hauptabnehmer sind Firmen und Kommunen. Letztere sind nämlich daran interessiert, ihre, durch zunehmende Bodenversiegelung überstrapazierten Kanalisationsnetze zu entlasten und gleichzeitig einen städtebaulichen Ausgleich für verloren gegangenes Grün zu schaffen. Der Vorteil begrünter Dächer ist, dass sie Regenwasser verwerten und zurückhalten. "In Baden-Württemberg sind wir traditionell sehr stark und als Hersteller von Dachbegrünung für die Region wichtig. So hat zum Beispiel Stuttgart durch seine Kessellage einen besonders hohen Bedarf an Ausgleichsmaßnahmen", erklärt Stroh. Mittlerweile sind es weit über eine Million Quadratmeter begrünte Dachfläche, die in der Region mit Zinco-Systemen realisiert wurden. Zu den regionalen Projekten von Zinco gehören unter anderem Dächer und unterbaute Innenhöfe der WGV-Versicherung in Stuttgart, ein rosaroter Teppich aus Flachballenpflanzen auf dem Dach der Deutschen Rettungsflugwacht des Flughafens, die Dächer des UFA-Palastes oder auch die Schrägdächer des Römermuseums in Köngen.
Von Anfang an Innovationstreiber für nachhaltiges Bauen
Das Unternehmen hat als Flaschnerei begonnen, gegründet von Walter Zink im Jahre 1957. Der Geschäftsführer war mit seiner Firma oft auf Dächern unterwegs, denn die Dachrandabdeckungen aus Blech mussten damals individuell angepasst werden. Irgendwann hatte der Flaschner genug vom Anblick grauer, öder Dächer. "Auch der Architekt und Künstler Hundertwasser war eine Inspiration", erzählt Stroh. Und so wurde aus der Flaschnerei ein gutes Jahrzehnt später ein Innovationstreiber für nachhaltiges Bauen. Unter dem Motto "Vom Flachdach zum Dachgarten" begann Zinco 1972 unter Einbindung von Hochschulen und mit Öffentlichkeitsarbeit auf breiter Ebene Dachbegrünungssysteme zu entwickeln. Seither gab es immer wieder Innovationen, die vor allem von einer ökologischen Denkweise geprägt sind und einen wichtigen Teil der Unternehmenskultur ausmachen. Seit 1990 verwendet Zinco anstelle von Lavabruch, der zentral in der Eifel abgebaut wird, recycelten Ton- und Ziegelbruch als Ausgangsstoff für sein Dachsubstrat. "Die Produktionsstätten unserer fünfzehn Partner sind dezentral in ganz Deutschland verteilt, das reduziert Transportwege", so Stroh.
Solar und Dachbegrünung in Einem
Ein weiterer Meilenstein war die Integration von Solarnutzung in die Dachbegrünung. "Solar-Module in Verbindung mit einer Dachbegrünung erbringen eine höhere Leistung. Die ideale Umgebungstemperatur für Solarzellen liegt bei 25 Grad, dank Verdunstungskälte durch die Dachbegrünung wird diese eher erreicht, als bei einem Kiesdach", sagt der Marketingleiter. Ein zusätzlicher Vorteil sei, dass die Begrünung ein Durchdringen des Dachs für die Befestigung der Solaranlage überflüssig macht.
Forschung und Entwicklung haben im Unternehmen einen hohen Stellenwert. Zusammen mit Hochschulen und anderen Partnern engagiert sich Zinco regelmäßig in verschiedenen Projekten. Mit der Uni Hohenheim wird beispielsweise zum Thema Urban Gardening geforscht.
Vertreten in der ganzen Welt
Zinco exportiert nicht nur ins Ausland, sondern hat Partnerfirmen und Dependancen weltweit. Auch Länder mit besonderen klimatischen Bedingungen sind darunter. "Im Iran muss eben mehr bewässert werden. Hier sind Lösungen gefragt, damit das zusätzlich benötigte Wasser nicht gleich wieder verdunstet", sagt Stroh. Und die Internationalisierung schreitet weiter voran: "Nachhaltigkeit spielt in der urbanen Planung in Ballungsräumen eine zunehmende Rolle". Der Flughafen in Amsterdam, Shopping Malls in der Türkei, die Unibibliothek in Warschau, das Firmengebäude von Subaru in Singapur, der Repsol-Turm in Buenos Aires – die Liste internationaler Projekte hört hier noch lange nicht auf.
In Form von Schulungen findet zwischen den Zinco-Partnern ein regelmäßiger Wissenstransfer statt und alle zwei Jahre kommen sie zusammen, um sich über die Entwicklungen in den Märkten weltweit auszutauschen.
Ausgezeichnet für Gründach-Know-How und Nachhaltigkeit
Das Unternehmen hat eine Reihe von Preisen für seine nachhaltigen und innovativen Produkte erhalten. 2008 war es unter den zehn Siegern des Landespreises Baden-Württemberg für junge Unternehmen – sechs Jahre zuvor hatten vier Mitarbeiter von Zinco das Unternehmen übernommen – und 2014 holte die Firma neben einem Preis "Hidden Champion" im Segment Nachhaltigkeit, den dritten Platz im internationalen Innovationswettbewerb "Biowerkstoff des Jahres 2014" für sein Dachbegrünungssystem aus nachwachsenden Rohstoffen.