In Deutschland findet sich wohl kaum ein Haushalt, der nicht irgendein Produkt von WMF im Schrank oder in der Schublade hat. Galt die Württembergische Metallwarenfabrik manchem zeitweilig auch ein wenig bieder – das Unternehmen, das in diesem Jahr die Umsatzmilliarde anpeilt, hat sich zu einem außerordentlich profitablen Lifestyle-Konzern entwickelt. Dabei hat das Traditionsunternehmen in seiner über 150-jährigen Geschichte von Anbeginn mit weltweit renommierten Designern zusammengearbeitet.
Längst sind es nicht mehr nur Besteckschatullen und solide Kochtöpfe, die für den lebenslänglichen Gebrauch verschenkt oder angeschafft wurden. Mit ihnen werden immer noch gute Geschäfte gemacht. Seit Kaffeekochen zum neuen Kult wurde, beherrschen auch Kaffeeautomaten das Feld. Edle und dennoch belastbare Kaffeemaschinen für Großkunden in Hotels und Gastronomie ebenso wie schicke Automaten für die eigene Kaffeebar in der Küche haben in den vergangenen Jahren zu den hohen jährlichen Zuwachsraten der WMF beigetragen.
Knapp eine Milliarde Umsatz
Allein im Geschäftsjahr 2011 steigerte das Traditionsunternehmen aus Geislingen seinen Umsatz um satte 9 Prozent und knackte damit beinahe die Milliardenmarke. Der Geschäftsbereich Kaffeemaschinen dokumentiert besonders eindrücklich die Ausrichtung des Unternehmens vom reinen Hersteller zum Lieferanten eines zeitgenössischen Lebensgefühls.
Halbautomatische Kaffeemaschinen gibt es seit rund 200 Jahren. So kostete eine versilberte elektrische Kaffeemaschine von WMF in den 30er Jahren in etwa ein halbes Jahresgehalt eines Arbeiters. Die ersten Großkaffeemaschinen brachte das Traditionsunternehmen aus der Region Stuttgart bereits 1927 auf den Markt. 1969 machte die weltweit erste vollautomatische Kaffeemaschine Furore und 2006 brachte die WMF ihren ersten Kaffeevollautomaten für zu Hause auf den Markt.
Edelvollautomat und praktisches Design
Besonders edel gibt sich der neueste Kaffeevollautomat made in Geislingen. Schwarz und in einer limitierten Auflage von nur 1999 Stück werden die edlen Stücke unter dem Lizenznamen des früheren Chefs von Hugo Boss, Werner Baldessarini verkauft. Weitere hochwertige Produkte unter dieser Marke sollen folgen und den Ruf der WMF im gehobenen Lifestyle-Segment weiter stärken. Hinter jedem Produkt der WMF steht ein ganzheitliches Konzept. Das Produkt muss qualitativ hochwertig sein, zuverlässig funktionieren, gut aussehen und zudem einen hohen Nutzen für den Verbraucher haben, so der Anspruch des Traditionsunternehmens.
Wer erfolgreich sein will, kommt an gutem Design heutzutage nicht vorbei. Als die WMF 2008 die kleinste Kaffeepadmaschine der Welt – die WMF 1 – vorstellte, wurde diese Idee mit Preisen überhäuft, darunter Klassikern wie dem red dot Award. Die Mini-Maschine integriert sämtliche Teile vom Stecker bis zur Tasse in einem ebenso handlichen wie schicken Paket, das sich überall mitnehmen lässt, um das braune Kultgetränk unkompliziert zu brauen.
Alle Funktionen sind intuitiv zu bedienen und innerhalb von 40 Sekunden ist der frische Kaffee fertig. In den Wasserbehälter passt genau die Menge für eine Tasse Kaffee – ein neuartiges Produkt, das sowohl für sein Konzept als auch für sein Design ausgezeichnet worden ist. Kein anderes Produkt von WMF hat in so kurzer Zeit eine solche Vielzahl von Designpreisen gewonnen. Ob Kaffee oder Design – mit beidem hat die WMF reichlich Erfahrung, die bis in die Gründungsjahre zurückreicht.
Berühmt für außergewöhnliches Design
Als das Unternehmen noch keine zehn Jahre alt war, erhielt es bereits die erste Auszeichnung. Das war auf der Weltausstellung in London 1862. Bereits vor der Jahrhundertwende unterhielt die WMF eine eigene Kreativ-Abteilung. 1927 gründete die WMF die Neue Kunstgewerbliche Abteilung (NKA). Renommierte Designer und Architekten gestalteten besondere Kollektionen. Die sogenannten “Ikora”-Produkte, farbige Glas- und Metallwaren, begründeten den Ruf des Unternehmens als Hersteller kunstgewerblicher Produkte. In den 50-er und 60er Jahren verpflichtete die WMF den Bauhausschüler Wilhelm Wagenfeld als Designer. Er entwarf Design-Klassiker, die in vielen Museen zu finden sind.
Mittlerweile hat WMF zahlreiche Produkte aus dieser Zeit neu aufgelegt, so etwa “Max und Moritz”, die berühmten Salz- und Pfefferstreuer von Wagenfeld in typischer Taillenoptik. Hier trifft Design auf durchdachte Funktion. Der breite Glasfuß verleiht Standfestigkeit. Die Verengung lockert Salz und Pfeffer auf, die dadurch streufähig bleiben und die große Öffnung erleichtert das Nachfüllen. Seit Mitte der 1980er Jahre arbeitet das Geislinger Unternehmen mit zahlreichen, internationalen und sehr unterschiedlich profilierten Designpersönlichkeiten, darunter sind Mattheo Thun, Ron Arad oder Zaha Hadid.
Weltweiter Erfolg
In den 1980er Jahren stellte sich die WMF breiter auf und erweiterte das Sortiment durch den Zukauf von Qualitätsmarken wie alfi (Isolierkannen), Silit (Töpfe) und Kaiser Backformen.Mit der Kombination von Design und Qualität hat die WMF Erfolg und zeigt überdies, dass es kein Schaden sein muss, in Deutschland zu produzieren. Während viele andere Hersteller ausschließlich auf die Produktion in Fernost setzen, stellt die WMF weiterhin einen großenTeil ihrer Produkte in Deutschland her. Über zwei Drittel der Beschäftigten arbeiten in Deutschland.
Im Fachhandel sowie in über 200 eigenen Filialen sind die Klassiker wie Neuheiten zu finden. Die WMF ist in den wichtigsten Ländern Europas sowie USA, Japan, Singapur und China mit eigenen Vertriebstochtergesellschaften vertreten. Die Kombination aus guter Gestaltung und erstklassiger Produktqualität überzeugt Kunden weltweit. In rund 100 Ländern lassen sich die schönen Haushaltshelfer aus Geislingen kaufen.
Die Umsätze zeigen steil nach oben
Um 1900 war die Württembergische Metallwarenfabrik der weltweit größte Hersteller von Haushaltswaren aus Metall. Heute arbeitet in dem 6000 Mitarbeiter starken Unternehmen über ein Drittel am Stammsitz in Geislingen. Die Geschichte des Unternehmens ist eng mit dem württembergischen Eisenbahnbau verbunden. Ab 1850 führte die Eisenbahnlinie quer durch den Ort und auf die Schwäbische Alb hoch. Um sie bauen zu können wurde Spezialwerkzeug benötigt. Der Mühlenbesitzer Daniel Straub erkannte die Chance und gründete vor Ort gleichzeitig die MAG, die Maschinenfabrik Geislingen.
Daraus entwickelte sich drei Jahre später die Metallwarenfabrik, die WMF. Der Ort markiert den Aufstieg zur Schwäbischen Alb wie kein anderer. Ähnlich steil wie es an der Geislinger Steige, dem steilsten Eisenbahnstück Deutschlands bergauf geht, weisen die Umsatzzahlen der vergangenen Jahre nach oben. Unter ihrem Vorstandschef Thorsten Klapproth trumpfte die WMF Jahr für Jahr mit neuen Rekordzahlen auf. Zwischen 2005 und 2011 stieg der Umsatz von 578 Millionen auf 980 Millionen Euro.