Der aus Papier den Wolf macht

Der Stuttgarter Animator Wolfram Kampffmeyer entwirft unter dem Label „Paperwolf“ 3-D-Papiermodelle für Selbstbastler

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Ob Löwe und Wasserbüffel, Tiere mit Hörnern, Erdferkel oder Frosch – ein Stöbern im Paperwolf-Shop gleicht einem Zoobesuch der besonderen Art
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Besonders in China und den USA ist das Einhorn nachgefragt
© Ulli Myrzik
2.000 Papiermodelle hat Wolfram Kampffmeyer bereits auf der Online-Plattform Dawanda verkauft

Aus Hobbys werden manchmal Geschäftsideen. Ähnlich war es bei Wolfram Kampffmeyer, der freiberuflich als Animator in der Trickfilmbranche arbeitet und inzwischen zusätzlich 3-D-Papiermodelle zum Selbstbasteln entwirft und um die halbe Welt schickt. „Bei Chinesen und Amerikanern sind Einhörner und Bären beliebt. In diesen Ländern sind die beiden Tiere richtig nachgefragt“, so Kampffmeyer. Nur, wie stößt jemand aus China auf den ungewöhnlichen Wohnschmuck eines Stuttgarters, der sonst Filme animiert?

Auf Dawanda entdeckt

Die Reise beginnt, wie so oft heute, online. Kampffmeyer verkauft seit 2010 seine dreidimensionalen Basteltiere im Do-it-Yourself-Format auf Dawanda, Deutschlands größtem Online-Marktplatz für selbstgemachte Produkte. Bei 280.000 Herstellern und rund 4,4 Millionen Produkten im Angebot ist der Wettbewerb groß, aber Dawanda-Mitarbeiter wurden im vergangenen Jahr auf Kampffmeyers plastische Papierwelt aufmerksam. Das Unternehmen kürte Paperwolf zum Hand-made-Liebling, eine Initiative des Internetportals und der Zeitschrift living at home, die über eine halbe Million Leser erreicht und ein großes Interview  mit dem Animator herausbrachte. „Als Hand-made-Liebling wird man besser auf Dawanda beworben und ab Erscheinungsdatum des Interviews hatte ich zwei bis drei Käufe pro Tag“, erzählt Kampffmeyer. Es folgten weitere Artikel in Zeitschriften sowie Fernsehbeiträge. „Zu Weihnachten wurde es dann turbulent“, erzählt der Freelancer und Unternehmer. Mittlerweile hat er 2.000 Papiermodelle über Dawanda verkauft und um die 250 Stück über das amerikanische E-Commerce-Portal Etsy. Dieses ist mit circa 15 Millionen gehandelten Produkten noch um ein Vielfaches größer als Dawanda.

Prototyp rosa Schweinchen

Doch vor dem virtuellen Erfolg war die Freude am Basteln und Ausprobieren. Während seines Animationsstudiums an der Filmakadamie Ludwigsburg stolperte Kampffmeyer 2009 über ein japanisches Computerprogramm namens Pepakura Designer, das aus 3-D-Modellen Papiervorlagen zum Basteln erstellt. „Mein erster Entwurf war ein rosafarbenes Schweinchen“, erzählt er. Das gute Feedback von Freunden für das 50 Zentimeter große Werk motivierte den Animator, immer neue Tiere auf dem PC und dann in der Realität entstehen zu lassen. „Irgendwann waren die Regale und der Boden voll und ich begann Modelle zu entwerfen, die sich an der Wand anbringen lassen.“ Ob Löwe und Wasserbüffel, Tiere mit Hörnern, Erdferkel oder Frosch – ein Stöbern im Paperwolf-Shop gleicht einem Zoobesuch der besonderen Art. Ein Paket mit den Einzelteilen für das dreidimensionale Bastelerlebnis kostet je nach Größe und Form zwischen 20 und 80 Euro.

Kampffmeyer muss die Papiertiere so gestalten, dass sie lebendig werden. Ohne die Fertigkeiten eines Animators sei das kaum machbar. Zudem sollten die Kunden sie auch zusammengebaut bekommen. „Mir ist viel daran gelegen, dass die Kunden ihre Papierwerke vollenden können.“ Wenn etwas Nachhilfe vom Profi notwendig ist, klingelt schon auch mal das Telefon. „95 Prozent der Kundschaft sind Frauen, beim Zusammenbasteln helfen die Männer aber tatkräftig mit“, berichtet Kampffmeyer. Neben viel Geduld, brauche man ein gutes Vorstellungsvermögen und Fingerspitzengefühl für die präzise Handhabung des Klebestifts.

Meisterwerk Wolf

Die Ideen sind dem Unternehmer bisher noch nicht ausgegangen. Für den Flugsimulator Stuttgart, die Siminn GmbH, entwarf er eine Postkarte, auf der ein Faltmodell eines Flugzeugs abgebildet ist. „Dieses Jahr versuche ich mich am Wolf, ein Modell, das halb aus der Wand rauskommen soll. Es muss ein Meisterwerk werden“, sagt Kampffmeyer mit einem Schmunzeln im Gesicht. Im Herbst steht eine Ausstellung in Würzburg an, wo die Papiertiere dann in einem künstlerischen Kontext aus der Wand schauen und den Raum besiedeln – vielleicht ist dann bereits ein Wolf dabei.           

http://www.paperwolf.de