Das hatte sich eingeprägt: Als Walter Millbrett neulich in Eislingen an zwei Damen vorbeifuhr, setzten die beiden munter ihr Gespräch fort. Obwohl er und seine Kollegen mit ihrem grünen Müll-Lkw nur knapp vier Meter neben den Damen die Tonnen leerten. Kein Lärm unterbrach ihre Unterhaltung. Der 62-jährige Fahrer konnte es gar nicht glauben. Früher, wenn er mit dem Mülllaster die Straßen kreuzte, war das so laut, dass die Leute schnell weitergingen, erinnert er sich. Mit seinem neuen Hybrid-Lkw ist das nun anders.
Der neue Mülllaster kombiniert einen Diesel- und Elektromotor, die gemeinsam oder unabhängig voneinander genutzt werden können. Durch den leisen Elektromotor ist der Geräuschpegel beim Anfahren und im Sammelbetrieb nur noch halb so laut, was künftig auch Nachtleerungen ermöglichen könnte. Einsetzen wird ihn die ETG Entsorgung + Transport GmbH in Göppingen und Umgebung. "Im Testbetrieb konnten wir bis zu 30 Prozent Kraftstoff gegenüber einem herkömmlichen Diesel-Lastkraftwagen einsparen", sagt Beate Schwarz, die Geschäftsführerin der ETG. Entsprechend wird der Kohlendioxidausstoß um diesen Wert reduziert. "Weniger Spritverbrauch und geringere Emissionen schonen die Umwelt und den Geldbeutel gleichermaßen. Die Hybridtechnologie ist für den dichten Stadtverkehr besonders geeignet, weil häufig angehalten und angefahren wird", bekräftigt Schwarz. Damit sei sie für Entsorgungsbetriebe wie zum Beispiel die Müllabfuhr interessant.
Fahrer Millbrett veranschaulicht, wie das Spritsparen im Alltag noch besser gelingt: "Ich muss vorausschauend fahren", sagt der Eislinger, der seit 25 Jahren hinterm Lkw-Steuer sitzt. Der Hybrid brauche viel Druckluft und die gehe beim Bremsen verloren. Also lässt der erfahrene Trucker seinen Laster sanft rollen, statt hart zu bremsen. Dass die E-Maschine mit 75 Dezibel leise läuft, bestätigen nicht nur Passanten. Auch Millbretts Kollegen, die hinten die Abfalltonnen zur Leerung einhängen, freuen sich über die Ruhe. Denn nicht nur der Antrieb des Lasters verfügt über die Hybridtechnologie, auch die gesamte Technik des Aufbaus wird von Batterien gespeist. Die Schüttung zur Leerung der Tonnen und die Presse des Fahrzeugs bewegen sich deshalb ohne das übliche Dröhnen. Zum Laden der Batterien muss der Aufbau über Nacht an die Steckdose.
"Gerade die Entsorgungsbranche trägt eine hohe Verantwortung der Umwelt gegenüber. Deswegen beteiligen wir uns aktiv als einer von neun Partnern am Projekt EMiS", begründet Schwarz das Engagement für den Hybridlaster. EMiS steht für Elektromobilität im Stauferland. Das Projekt in Göppingen und Schwäbisch Gmünd wird vom Bundesverkehrsministerium gefördert und ist Teil der von der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) koordinierten Modellregion Elektromobilität Region Stuttgart.