Es ist schon fast die halbe Miete: 800 von insgesamt 1.700 Mitarbeitern haben zum Jahreswechsel das neue Bosch-Zentrum für Forschung und Vorausentwicklung in Renningen bezogen. Auf dem ehemaligen Bundeswehrflugplatz Malmsheim schafft der Technologiekonzern den neuen Knotenpunkt seines weltweiten Forschungsverbunds. Dieser besteht aus insgesamt acht Standorten in China, den USA, in Russland, Japan, Singapur und Deutschland – und in Renningen laufen alle Fäden zusammen. “Strategisches Ziel von Bosch sind Lösungen für das vernetzte Leben. Um diese zu entwickeln, vernetzen wir unsere Forscher und Entwickler noch enger – in Renningen und international”, formuliert Dr. Volkmar Denner, Vorsitzender der Bosch- Geschäftsführung, die Aufgaben des Renninger Forschungszentrums. Bislang ist die zentrale Forschung und Vorausentwicklung in der Region auf die Standorte Gerlingen, Schwieberdingen und Waiblingen verteilt.
Bezogen ist bisher der östliche Teil des Geländes und das Zentralgebäude, in der Westhälfte sind noch die Bauarbeiter am Werk. Spätestens im Frühsommer 2015 soll die letzte der insgesamt 12.000 Umzugskisten ausgepackt sein. Rund 270 Labore und 1.800 Maschinen finden in Renningen eine neue Heimat, viele davon müssen aufwändig demontiert, verpackt, transportiert und wieder aufgebaut werden. “Für jede einzelne Anlage wird zusammen mit den jeweiligen Kollegen genau festgelegt, wann sie runtergefahren wird, welche Bestandteile wie abgebaut, gesichert und verpackt werden und wie sie in Renningen wieder in Betrieb genommen wird. Unsere erste Priorität ist dabei, die Ausfallzeiten so kurz wie möglich zu halten”, sagt Bosch-Chefumzieher Robert Goldschmidt, der Herr der Umzugspläne.
Das architektonische Prinzip ist auf dem einstigen Militärgelände längst sichtbar: Nach dem Vorbild eines Hochschulcampus sind die Gebäude großzügig über das Gelände hinweg verteilt. Ein eigens für Renningen entwickeltes Bürokonzept soll Kreativität und Zusammenarbeit fördern. Zu den Laboren und Werkstätten ist es jeweils nur ein Katzensprung, so dass die Forscher ihre Ideen rasch auf Praxistauglichkeit überprüfen können.
Die gesamte Investitionssumme beläuft sich auf 310 Millionen Euro – das ist ein ungeheurer Aufwand, aber für Bosch gleichzeitig eine wichtige Zukunftsinvestition. Denn mit täglich 20 Patenten nimmt der Konzern weltweit einen Spitzenplatz ein, den es auch langfristig zu verteidigen gilt. Oder wie es Bosch-Chef Denner formuliert: “Unsere Führungsposition ist nicht auf Dauer gesetzt.”