Damit der Schnulli nicht verloren geht

Heimess aus Vaihingen an der Enz ist der Marktführer für Babyspielzeug aus Holz

© Thomas Paragnik
Die Schnullerketten werden aus bis zu 14 Holzteilen gefertigt
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Schnullerkette für Babys und Kleinkinder von Heimess
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An die 400 verschiedenen Artikel hat Heimess mittlerweile im Sortiment

Seit fast 60 Jahren stellt Heimess mit ungiftigen Farben bunt lackierte Greiflinge, Schnullerketten und Spieltrainer für Babys und Kleinkinder bis zu drei Jahren her. Verarbeitet werden nur heimische Holzarten. Das Sortiment umfasst heute rund 400 Artikel, die ebenso in alle europäischen Länder exportiert werden wie nach Japan, China und Südamerika. Auf der diesjährigen Spielwarenmesse in Nürnberg präsentierte das Traditionsunternehmen erstmals auch Produkte aus Kunststoff – selbst-verständlich PVC- und weichmacherfrei.

Eltern, Großeltern, Kindergarten- und Krippenmitarbeiter hätten ihre liebe Not mit auf den Boden gefallenen oder verloren gegangenen Schnullern – gäbe es nicht Schnullerketten aus Kunststoff oder Holz mit Befestigungsclip in verschiedenen Größen und Formen, lackiert, uni oder mit Mustern bemalt. Heimess aus Vaihingen an der Enz in der Region Stuttgart produziert neben solchen Ketten auch Spielketten für den Kinderwagen, Greiflinge und Trapeze, mit denen der Nachwuchs das Greifen üben kann. „Babyspielzeug aus Holz ist unverzichtbar für die elementare Entwicklung der Sinneswahrnehmung, für die motorische Entwicklung und zur Förderung der Koordination von Babys und Kleinkindern“, sagt Tobias Böhmer, Produktionsleiter bei Heimess.

400 verschiedene Artikel warten auf kleine Besitzer

Seit fast 60 Jahren werden die Greif- und Spieltrainer, Schnullerketten und Greiflinge aus heimischen Hölzern wie Buche, Ahorn oder Nussbaum herge-stellt. Zeitweise bot das Vaihinger Unternehmen, das der Gründer Heinz Messmer im Jahr 1966 als „Heimess Heinz Messmer GmbH Haus Babyglück“ ins Handelsregister eintragen ließ, auch Kunststoffhartwaren wie Toilettensitze an. Seit zehn Jahren gehört das Traditionsunternehmen nun zur Gollnest & Kiesel Gruppe aus Güster. Damit ist es Teil eines der bedeutendsten Holzspielzeugherstellers in Europa, der pro Jahr 20 Millionen Spielzeuge verkauft. Bei Heimess in Vaihingen an der Enz setzen rund 20 Angestellte sowie 40 Heimarbeiter die bereits ausgesägten und mit Grundfarben versehenen Holzteile zusammen, die aus allen Teilen Deutschlands zugeliefert werden. „Heute sind die Greiflinge und Ketten nicht mehr farblos und fade“, erklärt Helmut Roloff, Pressesprecher von Gollnest & Kiesel. „Es müssen schon aufwändig lackierte Tiere, Männchen, Schiffchen oder Fische an den Kordeln hängen, damit im Laden zugegriffen wird.“ An die 400 verschiedene Artikel gibt es mittlerweile. Die Schnullerketten werden aus bis zu 14 Holzteilen gefertigt, die im Tamponverfahren mit kindergerechten Motiven und speichelfesten und ungiftigen Farben bei Heimess bedruckt werden. Dabei wird das Motiv erst auf einen Gummiblock aufgebracht und dann auf das entsprechende Holzstück übertragen. Auch Farben und Lacke kommen von kleinen, hoch spezialisierten deutschen Anbietern.

Um die Einzelteile auf eine Kordel zu bringen, müssen die Mitarbeiter spezielle Knottechniken beherrschen. Einige Holzelemente werden auf die Kordel aufgezogen, die an den Enden fest verknotet wird, andere Teile werden mit zusätzlich angeknüpften Schnüren befestigt. Zum Schluss wird der Clip zum Fixieren ergänzt. Pro Woche schafft ein Mitarbeiter etwa 500 solcher Ketten. Bei der Qualitätskontrolle erhält jedes Produkt eine Nummer, damit die Entstehung jederzeit nachverfolgt werden kann. „Es ist noch nie vorgekommen, dass sich ein Teil gelöst hat oder gar verschluckt wurde, doch wir müssen selbstverständlich alle Sicherheitsbestimmungen und Normen erfüllen“, erklärt Produktionsleiter Tobias Böhm. Das GS-Zeichen weist die Anerkennung durch unabhängige Prüfinstitute für „Geprüfte Sicherheit“ nach. Bedienungsfehler durch die Verbraucher, zum Beispiel das Waschen der Ketten in der Spülmaschine, machen dem Holzspielzeug zu schaffen.

Schnullerketten aus Vaihingen sind auch in Japan gefragt

Täglich verlassen bis zu zehn Paletten mit Baby- und Kleinkindspielzeug die Produktionsstätte in Vaihingen an der Enz, wo übrigens auch für andere Hersteller unter deren Namen produziert wird. Der größte Absatzmarkt ist nach wie vor Europa, aber die Schnullerketten von Heimess sind auch an Babykleidung in Japan, China oder in Südamerika zu finden. „Japaner lieben deutsche Wertarbeit und auch für Chinesen sind deutsche Produkte ein Statussymbol“, sagt Helmut Roloff. Vor Weihnachten letzten Jahres erlebte Heimess zwei Rekordmonate in Folge. Auch für die kommenden Monate erwartet man eine starke Nachfrage und ein Umsatzwachstum von rund sieben Prozent.

Bunte funktionale Greiflinge und Schnullerketten aus Holz sind bei Müttern und Vätern seit vielen Jahren der „Renner“. Bei der diesjährigen Spielwarenmesse in Nürnberg präsentierte das schwäbische Unternehmen zum ersten Mal in seiner Geschichte auch Greiflinge und Schnullerketten aus Kunststoff. „Kunststoffspielzeug hat den Vorteil, dass es einfacher zu reinigen ist und einen helleren Klang besitzt. Außerdem müssen wir auch an dieser Stelle mit der Zeit gehen und uns dem Wettbewerb stellen. Tatsache ist, dass im Baby- und Kleinkindbereich zunehmend auch gesundheitlich unbedenklicher Kunststoff gefragt ist“, erläutert Helmut Roloff die neue Produktschiene. „Für Kunden, die Holzspielzeug für nicht zeitgemäß oder unberechtigterweise für unhygienisch halten ist die farbenfrohe Kunststoffsparte gedacht. Aber selbstverständlich wird Holz bei uns immer Priorität haben.“