Deutschland durch die Augen fliegender Bienen

In Ludwigsburg testet die Stuttgarter Agentur Milla & Partner die Ausstellung für den deutschen Pavillon der Expo 2015 – Universität Stuttgart steuert die Technik bei

© Messe Frankfurt / Regenscheit
Probe in Ludwigsburg zur Live-Show für den Deutschen Pavillon auf der Expo Milano 2015 Expo 2015: Das "Seed-Board" dient als interaktive Projektionsfläche für Texte, Bilder, Filme und Spiele (Fotos: Messe Frankfurt / Regenscheit)

“Be active!” – der Deutsche Pavillon auf der Expo Milano 2015 fordert seine Besucher auf, selbst aktiv zu werden. Überall auf ihrem Gang durch die “Fields of Ideas”, so der Name des deutschen Auftritts auf der diesjährigen Weltausstellung, finden sie interaktive Stationen zum Mitmachen. Jeder Besucher bekommt einen persönlichen Ausstellungsbegleiter in die Hand: Mit dem “Seed-Board”, einer Pappkarte, die als interaktive Projektionsfläche für Texte, Bilder, Filme und Spiele dient, kann er Exponate steuern und je nach individuellem Interesse vertiefende Medieninhalte abrufen. Auf spielerische Weise lässt sich so erleben, was deutsche Akteure aus Wirtschaft, Politik, Forschung, aber auch der Zivilgesellschaft im Sinne des Expo-Mottos “Feeding the Planet, Energy for Life” tun. Entwickelt und gestaltet hat die Ausstellung des deutschen Pavillons zum wiederholten Mal die Stuttgarter Agentur Milla & Partner.

Am Ende des Ausstellungsrundganges eröffnet sich in einer rund zehnminütigen Show den Besuchern eine neue Perspektive: Sie sehen Deutschland durch die Augen fliegender Bienen, die sie bei ihrem Flug über das Land begleiten. Im Zentrum eines runden Raumes führen zwei Musiker, die “BeeJs”, live durch diese Show. Seit mehreren Wochen proben in einem ehemaligen Filmstudio in Ludwigsburg Gitarristen und Beatboxer ihren Auftritt im Zusammenspiel mit der komplexen Technik. In Mailand werden sie die Besucher dazu bringen, mit ihren Händen, Stimmen und dem “Seed-Board” Klänge und Naturgeräusche zu erzeugen. “Auf diese Weise erschafft das Publikum selbst den mitreißenden Sound zu einer Reise durch Deutschland voller Bilder, Klänge und spannender Momente”, erklärt Peter Redlin die Idee der Show. Als Kreativdirektor der Stuttgarter Agentur Milla & Partner verantwortet er zusammen mit seinem Team das inhaltliche Konzept des Deutschen Pavillons.

Der Bienenflug führt über Felder und Streuobstwiesen, hinein in die Stadt, vorbei an Orten und Menschen, die an der Erzeugung und Verteilung von Nahrungsmitteln beteiligt sind. “Spannende und humorvolle Situationen nehmen durch die gemeinsame Interaktion der Besucher überraschende Wendungen und machen das Motto des deutschen Pavillons ‘Be active’ eindrucksvoll spürbar”, ist der Chef der Stuttgarter Agentur überzeugt.

Um die Illusion des Bienenflugs zu perfektionieren, dienen zwei große stilisierte “Bienenaugen” als Projektionsfläche für die Filme aus Bienenperspektive. Bewegt durch Drahtseile, angetrieben von Winden, die zwei Seilroboter steuern, fliegen sie über die Köpfe der Besucher hinweg. Was so einfach klingt, ist mit großem technischem Aufwand und wissenschaftlichem Know-how verbunden. Deshalb wird in Ludwigsburg nicht nur die künstlerische Performance geprobt, sondern auch die Technik.

Maßgeblich daran beteiligt ist die Universität Stuttgart. Das dortige Institut für Technische und Numerische Mechanik (ITM) und das Institut für Steuerungstechnik der Werkzeugmaschinen (ISW) haben die Software entwickelt, mit der die Bewegung der beiden Seilroboter programmiert und umgesetzt wurden. Eine komplexe Forschungs- und Entwicklungsarbeit, wie der Rektor der Stuttgarter Hochschule, Prof. Dr. Wolfram Ressel, berichtet: “Die Universität Stuttgart hat bewährte Industrietechnik so erweitert, dass die ungewöhnlichen Anforderungen durch Einbindung aktueller Forschungserkenntnisse erfüllt werden konnten. Ohne unsere beiden Software-Entwicklungen wäre die Umsetzung der Idee mit den Bienenaugen in der Show wohl nicht möglich gewesen.”

Von 1. Mai an können in Mailand rund 16.000 Menschen die Ausstellung und die Liveshow jeden Tag erleben. Bis zum Ende der Expo am 31. Oktober 2015 sind 7.500 bis 10.000 Shows geplant – bis zu drei Millionen Menschen haben dann Deutschland “aus Bienenaugen” gesehen.

expo2015-germany.de

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