Schuhe sollen bequem, hochwertig und optisch attraktiv sein. Mit diesem Anspruch entwarf und produzierte Christian Bär 1982 sein erstes handgefertigtes Paar Schuhe – und begründete eine beeindruckende Erfolgsgeschichte. Heute beschäftigt die mittelständische BÄR GmbH in Bietigheim-Bissingen bei Stuttgart und an anderen Standorten rund 350 Mitarbeiter. Ausgangspunkt für Bärs Engagement war ein ganz persönliches Motiv: Weil ihm ungeeignetes Schuhwerk gesundheitliche Probleme bereitete, wollte er für sich und alle Mitleidenden Abhilfe schaffen. "Wohlfühlschuhe" aus der BÄR-Manufaktur werden in weltweit 18 Fachgeschäften in Deutschland, Kuwait City, Paris oder Tokio sowie über den Versandhandel verkauft. In Japan ist BÄR jüngst mit dem Sumo-Tori-Preis für die Erschließung des japanischen Marktes ausgezeichnet worden – rund 30.000 Paar Schuhe pro Jahr verkauft BÄR in Japan. Die Un-ternehmensphilosophie, die handwerkliche Perfektion, höchste Bequemlichkeit und modischen Anspruch verbindet, überzeugt deutsche Kunden ebenso gut wie japanische oder französische. Zu den Stammkunden des schwäbischen Schuhfabrikanten gehören Sportler, Schauspieler – und eine echte Prinzessin.
Das Model auf dem Plakat joggt einsam über den Asphalt und wirbt für "Death-Valley-geprüfte" Laufschuhe, die man im neu eröffneten Outlet der BÄR Manufaktur in Bietigheim-Bissingen gleich mitnehmen kann. Tatsächlich hat der Extremsportler und Läufer Robert Wimmer im Juli 2004 in BÄR-Schuhen das gnadenlose Rennen durch das "Tal des Todes", den "Badwater Ultramarathon", absolviert. Der "Performance Marathon Schuh" war eigens für den Härtetest in der Hitze entwickelt worden. Mann und Material bestanden mühelos, Wimmer war bester Deutscher und lief als Neunter über die Ziellinie. Der schwäbische Schuh hatte auf der 216-Kilometer-Strecke auch Lufttemperaturen von bis zu 53 Grad Celsius Stand gehalten.
An anderer Stelle im weitläufigen Outlet lockt ein Pappezwilling des Paradiesvogels Harald Glööckler die Modebewussten an die Regale. Im Stil seines Mode-Labels Pompöös hat der zurzeit in Berlin tätige Stuttgarter Designer eine Schuhkollektion für BÄR entworfen. Das Obermaterial ist mit Goldbrokat durchwirkt, Form und Machart jedoch garantieren den für BÄR-Schuhe typischen Tragekomfort mit Zehenfreiheit und Rücken schonendem Nullabsatz. Denn Sport und Glamour, Gesundheit und ansprechende Optik – für die BÄR Manufaktur ist das kein Widerspruch.
Der Fuß ist ein kompliziertes Kunstwerk
Als Christian Bär und seine Frau Hilke 1982 die in Bietigheim-Bissingen ihre BÄR GmbH gründeten, galten bequeme Schuhe als etwa so attraktiv wie drei Tage lang getragene Socken. "Damals wurden bequeme Schuhe verschämt in die Ecke des Sanitätshauses verbannt, wir hingegen wollten Schuhe herstellen, die gleichzeitig gut für die Füße und attraktiv gestaltet sind", erzählt Christian Bär, dessen Söhne Christof und Sebastian inzwischen in die Geschäftsleitung eingestiegen sind und Verantwortung für Produktion und Einkauf bzw. Marketing und Vertrieb tragen.
Heute wie vor 22 Jahren, als sich Christian Bär mit Unterstützung verschiedener Fachleute in die Geheimnisse der Schuhmacherei eingearbeitet und einen fußgerechten Leisten entwickelt hatte, gilt als wesentliches Merkmal seines "Wohlfühlschuhs", dass er den natürlichen Voraussetzungen des Fußes angepasst ist. Vorbild ist ihm der Satz des Renaissance-Künstlers Leonardo da Vinci: "Der Fuß ist ein kompliziertes Kunstwerk aus fast 30 Knochen, er braucht einen Rahmen, keinen Käfig." So zwängt ein BÄR-Schuh die Zehen nicht unnatürlich ein, sondern unterstützt die Blutzirkulation im Fuß; der Nullabsatz beugt Fehlhaltungen der Wirbelsäule vor. Idealerweise soll, wer Bär-Schuhe trägt, das Gefühl haben, barfuß zu gehen.
Der Original-Leisten aus der Anfangszeit des Unternehmens dient bis heute als Prototyp für die drei Grund-Passformen, nach denen die derzeit rund 100 Schuh-Modelle gefertigt werden. Die schicken Schuhe der Kollektion "Comfort plus" werden von renommierten Modelleuren, wie die Designer in der Schuhbranche heißen, entworfen und begeistern modebewusste Damen. Die "Baccara", "Miramar" oder "Lambada" haben nicht nur flotte Namen, sondern sehen auch so aus. Kuschelige Lammfellstiefel, wie sie seit der vergangenen Saison auch in der Welt der Haute Couture und unter Hollywoodstars der letzte Schrei sind, hat BÄR ebenfalls im Programm.
Da sich der Fachhandel nicht entschließen konnte, die vom Ehepaar Bär entwickelten Schuhe zu vertreiben, folgte nach der Firmengründung kurz entschlossen der zweite unternehmerische Schritt: Man nahm den Verkauf selbst in die Hand. "Nachdem wir die Nische erkannt hatten, wollten wir sie bedienen und ein Geschäft daraus machen", erzählt Hilke Bär. Der Erfolg gibt ihr Recht: Das mittelständische Unternehmen versorgt heute allein über den Direktvertrieb rund 200.000 Kunden mit ungefähr 500 Produkten rund um das Thema Fuß.
BÄR-Schuhe kann man problemlos per Telefon oder über das Internet bestellen, gerne wird die Größen- und Passformberatung am Telefon in Anspruch genommen. Falls bestellte Schuhe nicht passen, werden sie kostenlos umgetauscht. Ihre Wohlfühlphilosophie umfasst auch den Shop am Firmensitz. "Wie einen begehbaren Katalog", so Sebastian Bär, könne man die Verkaufsfläche erforschen, Schuhe auf dem Laufband testen, sich zwischendurch im Bistro einen Kaffee gönnen, um sich zum krönenden Abschluss mit einer ayurvedischen Fußmassage verwöhnen zu lassen.
BÄR-Schuhe in Japan und Kuwait City
Neben dem Versandhandel forciert die BÄR-Manufaktur seit einigen Jahren den internationalen Einzelhandel. In bisher 18 Fachgeschäften zwischen Deutschland und Kuwait City, Tokio und Paris werden BÄR-Schuhe verkauft. "Alle Filialen befinden sich in exponierten Lagen", sagt Christian Bär nicht ohne Stolz. Auch das sei für die Gesundheitsschuh-Branche ein Novum. Rund 350 Mitarbeiter sind weltweit in Herstellung, Versand und Vertrieb der BÄR-Manufaktur beschäftigt. Größter Markt au-ßerhalb Deutschlands ist Japan, wo BÄR rund 30.000 Paar Schuhe pro Jahr verkauft und jüngst mit dem Sumo-Tori-Preis für die Erschließung des japanischen Marktes ausgezeichnet wurde. "Darauf sind wir als mittelständisches Unternehmen natürlich besonders stolz", sagt Sebastian Bär.
Der Anstoß kam von der Außenhandelsorganisation JETRO, die den Japanern westlichen Lifestyle nahe bringen wollte. Mit 80 Paar Schuhen im Gepäck machten sich die Bärs auf die Reise nach Tokio, um ihre Modelle auf einer Messe zu präsen-tieren. Ein "Bitte probieren"-Schild in japanischen Schriftzeichen musste zur ersten Kontaktaufnahme genügen. Heute residiert die BÄR-Manufaktur im berühmten Kogane Building in der japanischen Hauptstadt. Sogar in einer japanischen TV-Nachrichtensendung sind die gesunden Schuhe aus Deutschland gewürdigt worden. Das besonders große Interesse der Japaner erklärt sich Christian Bär auch damit, dass die Philosophie des Hauses ihrer Mentalität entspricht. "Handwerkliche Perfektion, kompromisslose Bequemlichkeit, keine Abstriche bei der Qualität, das kommt den Kunden in Japan entgegen."
Die Serienfertigung der BÄR-Schuhe orientiert sich, wie das Wort Manufaktur schon besagt, am traditionellen Handwerk. Schon beim Materialeinkauf legt Christof Bär größten Wert auf erstklassige Qualität. Elchleder aus Norwegen, Rindshäute aus den USA, feines, modisches Leder aus Italien – als Rohstoffe kommen nur na-turbelassene atmende Obermaterialien in Frage. Die Sohlen bestehen meist aus Natur-Latex. Das Qualitätsmanagement stellt natürlich auch die sorgfältige Handarbeit der Näherinnen sicher. "Wir kontrollieren alles, vom Rohwareneinkauf bis zur Endfertigung", betont Christof Bär. Bedenkt man die aufwändige Herstellung, kann sich zudem das Preis-Leistungsverhältnis sehen lassen: ab 79 Euro kosten die Sandalen, bis zu 215 Euro die Stiefel.
Aristokratische Wohlfühlschuhe im Glitzerlook
Markenphilosophie, Branding, Corporate Identity – die Schlüsselbegriffe des modernen Marketing werden auch in der BÄR-Manufaktur eingesetzt, um die Qualitäten der Unternehmens öffentlichkeitswirksam darzustellen. Marketing-Tricks hat das "Familienunternehmen mit Herz" (Bär über BÄR) nicht nötig. "Wir reagieren auf Impulse aus dem Markt", sagt Sebastian Bär. Der Trend des Nordic Walking etwa wirkt sich positiv auf den Absatz aus.
Der Kontakt zum erwähnten Ultramarathon-Läufer Wimmer hat sich eher zufällig ergeben: Als dieser beim Trans-Europa-Lauf 2003 von Lissabon nach Moskau antreten wollte, schlug die BÄR-Manufaktur ihm vor, gemeinsam einen optimalen Schuh zu entwickeln. Nachdem Wimmer gewann, wurde auch der Laufschuh "TransEuropa" ein Renner.
Prinzessin Erina von Sachsen hat die eigens für sie entwickelten gold- und silberfarbenen Wohlfühl-Schuhe in Society-Kreisen salonfähig gemacht. In den gesunden Schuhen aus dem Hause BÄR konnte sie schon bald auf ihren Gehstock verzichten. Das Modell "Prinzessin" gibt es inzwischen in vielen Farben. Auch andere Promi-nente wie der Schauspieler Rolf Zacher oder Altbundeskanzler Helmut Kohl schwören auf BÄR-Schuhe.