Mit Gummihandschuhen, Gummistiefeln und Schuhsohlen fing 1932 alles an. Heute ist die Wilhelm Kächele GmbH aus Weilheim unter Teck ein gefragter Partner der Automobil- und Maschinenbaubauindustrie und seit Jahren auch mit Komponenten für Erdölförderpumpen gut im Geschäft. Denn Gummi ist vielseitiger als man denkt.
Ohne die kleinen elastischen Helfer wären viele große Maschinen nicht funktionsfähig. Kächele-Produkte finden sich in Erdölförderpumpen, Autos, Druck- und Baumaschinen und sogar in unseren Schuhen. Für die Autoindustrie fertigt Kächele unter anderem Ventile und Dichtungen, Abdeck- und Isoliermanschetten, Schlauchstücke und Gummiunterlagen für Spiegel und Leuchten. "Bei der Lagerung von Motoren, Lenkungs- und Achssystemen sowie Getrieben setzen unsere Kunden seit Jahrzehnten unsere Produkte ein, die meist länger halten als die Fahrzeuge selbst", erzählt Vertriebsleiter Wolfgang Hageloch.
Not macht erfinderisch
Als Wilhelm Kächele, gelernter Reifenvulkaniseur, 1932 in Stuttgart-Vaihingen eine kleine Firma gründete, in der er mit sechs Mitarbeitern praktische Haushalts- und Alltagsartikel aus Gummi fertigte, war nicht absehbar, welche Bedeutung das Unternehmen noch erhalten würde. Bereits vier Jahre später zog der junge Betrieb nach Weilheim unter Teck am Fuße der Schwäbischen Alb, wo die Kächele GmbH heute noch ihren Firmensitz hat.
Das Ausgangsmaterial war anfangs ausschließlich Naturkautschuk. Als dieser in den Kriegsjahren kaum zu bekommen war, entdeckte Kächele aus der Not heraus PVC als Werkstoff für seine Produkte. Im Laufe der Jahre wurde das Familienunternehmen zu einem weltweit führenden Spezialisten für Gummiformartikel und Gummi-Metall-Verbindungen.
Heute werden sowohl organische als auch synthetische Kautschuksorten verarbeitet. "Sie stellen die Grundlage für jede Mischung dar. Alle Gummimischungen werden in unserem hauseigenen Labor entwickelt, überprüft und getestet", erläutert Hageloch. Kächele hält mehr als 1.500 eigene Rezepturen bereit. Falls diese nicht ausreichen, werden nach Kundenwunsch gezielt Elastomermischungen mit definierten Eigenschaften entwickelt. In Autos sorgen beispielsweise sogenannte Silentblocs dafür, dass Schwingungen vom Motor und dem Getriebe nicht an die Karosserie übertragen werden. Dies erfordert eine hohe mechanische Stabilität und Haltbarkeit, die Gummiteile müssen zudem hohe Temperaturen ertragen können. "Für jeden Temperaturbereich entwickeln wir spezielle Mischungen", sagt Wolfgang Hageloch.
Vor gut fünfzig Jahren entwickelte Kächele erste Bauteile für Pumpen- und Fördersysteme, heute werden sie von namhaften Pumpenherstellern in aller Welt genutzt. Ein typisches Einsatzfeld ist die Erdölförderung. "Wir haben eine neue Technik entwickelt, mit der auch die Förderung von schwerem Öl wirtschaftlich rentabel ist", berichtet Bruno Kächele. Durch ein hohles Antriebsgestänge wird Dampf in die Tiefe gedrückt. Die Hitze verbessert die Fließfähigkeit des Sand-Öl-Gemischs und ermöglicht so die Förderung des Rohöls. Dabei werden Elastomere angewendet, die hohe Temperaturen aushalten. Das neue System ist weltweit zum Patent angemeldet.
Die Pumpenbauteile von Kächele finden sich nicht allein auf Erdölfeldern, sondern in den unterschiedlichsten Branchen, in der chemischen und pharmazeutischen Industrie, in der Papier- und Zellstoffverarbeitung, in der Klär- und Abwassertechnik, in der Landwirtschaft ebenso wie in der Lebensmittelindustrie. Auch in Druckmaschinen findet sich immer ein Stück Kächele: Greifer und Rollen mit extrem dünnen und abriebfesten Gummiauflagen garantieren schnelle und zuverlässig Abläufe. Um Gelenke und Knochen von Bauarbeitern zu schützen, entkoppeln Gummiteile von Kächele an Griffen und Führungsbügeln von Baumaschinen die starken Vibrationen.
Innovationen brauchen neue Mitarbeiter
"Ständige Innovation und Expansion haben den Kurs des Unternehmens bestimmt", sagt der Geschäftsführer Bruno Kächele. Die Wilhelm Kächele GmbH hat ein Zweigwerk im bayrischen Warmensteinach sowie eine Tochterfirma in Spanien. "Wir investieren weiter in die Zukunft und bauen den Standort Weilheim kontinuierlich aus. 2002 wurde ein neues Verwaltungsgebäude eingeweiht", erzählt Kächele. Seit 2006 komplettiert ein Hochregallager den Standort und vor vier Jahren wurde der Betrieb eines neuen Auslieferungslagers in Houston/Texas aufgenommen. Erst vor wenigen Tagen ist eine neue Fertigungshalle in Weilheim in Betrieb genommen worden.
Die Wilhelm Kächele GmbH beschäftigt am Standort Weilheim rund 400 Mitarbeiter. Weltweit sind es rund 550. Großer Wert wird auch auf die Ausbildung von Fachkräften gelegt. "Guter Nachwuchs ist wichtig", betont Bruno Kächele, der 2007 mit der Wirtschaftsmedaille des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet wurde. Deshalb bietet die Kächele GmbH vielfältige Ausbildungsmöglichkeiten und auch Studiengänge an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Vom Verfahrensmechaniker über den Maschinen- und Anlagenführer, vom Industriekaufmann bis zur Fachkraft für Lagerlogistik reichen die derzeitigen Stellenangebote