Früher waren Weihnachtskrippen eine rein katholische Angelegenheit. Heute sind sie auch im protestantischen Umfeld weit verbreitet. Für viele Menschen gehören sie zu Weihnachten dazu und Kinder lieben sie sowieso. Im Esslinger Stadtmuseum lassen sich bis zum 19. Januar Krippen aus unterschiedlichsten Kulturen bestaunen.
Sie stammen aus privaten wie öffentlichen Sammlungen. Darunter finden sich auch exotische und kuriose Exemplare. Ausgestellt sind außerdem Papierkrippen aus dem Esslinger J. F. Schreiber-Verlag. Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts veröffentlichte er Bastelbogen für verschiedene Aufstellkrippen.
Vor allem in Südamerika und Afrika sind die liebevoll gestalteten Krippen oft in leuchtenden Farben detailreich bemalt. Besonders elegante Krippenfiguren, die 1930 enstanden sind, stammen von einem Künstler aus der Region. Der gebürtige Straßburger Rudolf Cammisar studierte in Stuttgart an der Kunstakademie. Nach dem Ersten Weltkrieg lebte er bis zu seinem Tod 1983 in Tübingen.
Zu sehen ist nach einigen Jahren auch wieder die Zwittauer Krippe aus dem Stadtmuseum, eine Dauerleihgabe des Arbeitskreises Zwittau in Esslingen. Diese Krippe steht in der jahrhundertealten Krippentradition von Böhmen und Mähren. Die Krippen sind mehrere Meter breit; so fanden sie oft nur im Schlafzimmer über dem Bett Platz. Das Krippenbild folgt einer feststehenden Ordnung: Im Zentrum befindet sich der typische Grottenstall. Die Landschaft ist terrassenförmig angelegt und geht in einen gemalten Horizont über.
Die Berichte der Evangelisten Lukas und Matthäus von Christi Geburt führen an, wer am heiligen Abend dabei war. Schon frühchristliche Darstellungen des Ereignisses zeigen das Jesuskind in einer Krippe oder einem Trog. Seit dem fünften Jahrhundert gehört Weihnachten zu den kirchlichen Hochfesten. In der Folge treten in den Darstellungen neben Maria und Joseph auch die Hirten hinzu. Ochs und Esel sowie die Schafe komplettieren das Bild, das sich bis zum 14. Jahrhundert zu dem bis heute üblichen entwickelt. Im Laufe der Zeit gesellten sich oft noch die Heiligen Drei Könige dazu, die am Erscheinungsfest, also zwei Wochen nach Christi Geburt, nach Bethlehem kamen.
Im Mittelalter gab es noch keine Krippen. Damals vollzogen die Menschen die Geburt Jesu in Mysterienspielen und durch meditatives Erleben nach. Der Legende nach soll der heilige Franz von Assisi am Heiligen Abend 1223 die Messe im Wald vor einem Futtertrog und in Anwesenheit eines Esels und eines Ochsen gelesen haben.
Erst im 15. Jahrhundert entsteht in der Oberschicht südeuropäischer Länder der Brauch, eine Krippe mit kleinen Figürchen aufzustellen. Vom Mittelmeer ausgehend, setzte sich der Brauch im Zuge der Gegenreformation und gefördert durch den Jesuitenorden in den katholischen Ländern durch. Den Aufklärern im 18. Jahrhundert erschienen die Krippendarstellungen suspekt. Sie empfanden diese als nicht vernunftgemäß und von echter Frömmigkeit getragen.
Die Form der Krippe unterscheidet sich in Details von Land zu Land. Dies hängt damit zusammen, dass die Geschichte der Geburt Jesu und das Geschehen in Bethlehem von den jeweiligen Völkern in ihrer hergebrachten Kultur aufgenommen werden. So sieht man den südamerikanischen oder den afrikanischen Krippen durchaus an, dass sie nicht vor einem europäischen Hintergrund entstanden sind, auch wenn die Personen und Tiere meistens der Tradition entsprechen.
Für Kindergärten und Schulen gibt es Führungen mit Bastelangeboten.