Am 7. September 1919 gründete Emil Molt, Eigentümer und Direktor der Waldorf-Astoria-Zigarettenfabrik in Stuttgart, eine Betriebsschule für die Kinder seiner Arbeiter. Mit der “Einheitlichen Volks- und Höheren Schule” wollte er ihnen zum “allgemeinen Menschenrecht auf Bildung” verhelfen. So entstand eine Schule für alle sozialen Schichten, die jedes Kind aufnahm, unabhängig von seiner Herkunft, Konfession und Nationalität. Sie hat das dreigliedrige Schulsystem in Deutschland aufgebrochen und so versucht, Auslese durch Förderung zu ersetzen.
Von Anfang an wurden Jungen und Mädchen gemeinsam unterrichtet. Auf Bitte des Fabrikanten Molt übernahm der Begründer der Anthroposophie, Rudolf Steiner, die Ausbildung und Beratung des Lehrerkollegiums. Bis zu seinem Tod sechs Jahre später war er faktisch der Schulleiter der weltweit ersten Waldorfschule. Die Einrichtung auf der Stuttgarter Uhlandshöhe wurde zum Modell für alle späteren, heute weltweit etwa 1.000 Waldorfschulen.