Nur selten entdeckt einer, wie weiland Kolumbus auf der Suche nach Indien, Amerika. Ein ähnliches Glück war im Jahre 1946 Hans und Helene Kunz beschieden. Mit dem Ziel, Haarshampoo herzustellen, hantierte das Stuttgarter Ehepaar im heimischen Waschkessel mit diversen Chemikalien, als es bemerkte, dass sich am Boden eine seifenähnliche Paste absetzte. Rasch erkannten die beiden, dass diese kräftig schäumte und über eine erstaunliche Waschkraft verfügte. Gleichzeitig zeichnete sich die Substanz durch einen neutralen ph-Wert und eine gute Hautverträglichkeit aus. Gegenüber der in den Nachkriegsjahren üblichen Kernseife war sie das in jeder Hinsicht überlegene Produkt.
Gemeinsam mit Helenes Bruder Wilhelm Schlotz gründete das Ehepaar die Firma Haka und machte sich an die Herstellung der Paste – zunächst in der eigenen Badewanne. Nachbarinnen waren die ersten, die das in Einmachgläser abgefüllte Reinigungsmittel abnahmen. Unter dem geschützten Markennamen Neutralseife brachten die frischgebackenen Unternehmer ihre Ware per Direktvertrieb an die Hausfrau, zunächst in Württemberg, später in ganz Deutschland und auch international.
Bereits 1948 wurde das Betriebsgelände in Stuttgart zu eng und Haka fand in Waldenbuch eine neue Bleibe. Später spaltete sich die Firma auf, so dass die Neutralseife heute von den getrennten Unternehmen Haka Kunz GmbH und Hakawerk W. Schlotz GmbH hergestellt und vertrieben wird. In beiden Firmen ist die nach Herstellerangaben komplett biologisch abbaubare Paste noch immer das zentrale Produkt. Auch die Rezeptur ist im Vergleich zu 1946 nahezu unverändert. Und noch immer ist die Neutralseife trotz ihres Namens keine Seife, sondern ein Putz- und Reinigungsmittel auf der Basis von anionischen Tensiden – so wie Indianer auch keine Inder sind.