Ohne schwäbische Ingenieurskunst wäre die Energiewende nur schwer zu machen. Denn die moderne Windkraftnutzung hat ihre Wurzeln in der Region Stuttgart: Der Stuttgarter Professor Ulrich W. Hütter entwickelte in den 1950er-Jahren das Urmuster aller modernen Windturbinen.
Die Nutzung des Windes hat eine lange Geschichte, wie jeder Hollandurlauber weiß. In Dänemark gab es bereits Ende des 19. Jahrhunderts Versuche, mit Windmühlen auch Strom zu erzeugen. Aber erst mit den Arbeiten von Hütter wurden die Anlagen richtig leistungsfähig. Der Ingenieur, der zuvor unter anderem für die Firma Schempp-Hirth aus Kirchheim unter Teck Segelflugzeuge entworfen hatte, setzte dabei auf die Erfahrungen aus dem Flugzeugbau: Erst mit aerodynamisch optimierten Rotorblättern nach dem Vorbild von Flugzeugtragflächen entstehen neben Druck- auch Saugkräfte.
1951 ging erstmalig eine von Hütter entwickelte dreiflügelige Zehn-Kilowatt-Anlage bei der Firma Allgaier in Serie (Bild). Rund 200 Stück exportierte das Uhinger Unternehmen vor allem nach Südafrika, Argentinien und Indien. Ein echter Meilenstein war auch Hütters 1957 errichtete 100-Kilowatt-Anlage auf einem Versuchsfeld bei Geislingen an der Steige mit einer Flügelspannweite von 34 Metern.
Eine weitere Innovation: Schon in den 1960ern setzte Hütter auf Rotorblätter aus Faserverbundstoffen mit einer damals sensationellen Länge von je 17 Metern. Mit Eröffnung von Deutschlands erstem kommerziellem Atomkraftwerk 1968 in Obrigheim kam allerdings vorläufig das Aus für die luftige Technik, die Forschung an der Windkraft wurde bundesweit eingestellt.