„Die Zukunft liegt in der Software“

Die Firma Holz Automation in Backnang-Waldrems entwickelt und fertigt Sondermaschinen für die Automobilindustrie

© Uwe Roth
Fotos: ZVW/Roth
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Die Firma Holz Automation ist spezialisiert auf die Entwicklung und Fertigung von Sondermaschinen – hauptsächlich für die Automobilindustrie. Der Markt unterliegt seit einigen Jahren tiefgreifenden Veränderungen, sagt Geschäftsführer Jürgen Holz.

Mit dem Wandel kommt das Unternehmen in Backnang-Waldrems wohl aber sehr gut zurecht: Derzeit kommen monatlich ein bis zwei Mitarbeiter dazu. 65 sind es mittlerweile. Gesucht werden vor allem IT-Fachkräfte. Für einen Maschinenbauingenieur ist es eine Feststellung, die aufhorchen lässt: „Die Zukunft liegt in der Software“, stellt Jürgen Holz fest. Besonders seine jungen Mitarbeiter geben ihm eine Vorstellung davon. Sie haben den Maschinenbau längst um die Komponenten App, WLAN oder Datencloud erweitert.
Mit dem Generieren und Auswerten von Daten sei auch in seiner Branche Geld zu verdienen, ist er überzeugt und erläutert es an einem Beispiel: In einer Fertigungsanlage stecken viele Motoren. Wenn sie arbeiten, erzeugen sie Wärme, die von Sensoren registriert und von einer Software dokumentiert wird. Im Tagesverlauf ergibt sich eine typische Wärmekurve. Jede Abweichung könne ein Hinweis sein, „dass es dem Motor nicht gutgeht“, wie es Holz ausdrückt. Die Serviceabteilung könne in einem solchen Fall frühzeitig eingreifen, bevor die Maschine tatsächlich kaputtgeht und unter Umständen für Tage stillsteht, weil erst ein neuer Motor besorgt werden muss. Für das Unternehmen bedeutet das hohe Kosten, und es wäre dankbar für ein solches Daten generierendes Frühwarnsystem gewesen.

Eine Auszeichnung beim Innovationspreis Rems-Murr

Sich ständig Neues einfallen zu lassen gehört zum unternehmerischen Überleben. Im vergangenen Jahr holte Holz mit einer neu entwickelten Sondermaschine den zweiten Platz beim Innovationspreis Rems-Murr. Mit dieser können Kreuzgelenke, von denen in jedem Fahrzeug bis zu acht Stück verbaut sind, nun kostengünstiger hergestellt werden. Statt drei Fertigungsmaschinen wird nur noch eine benötigt – und statt vier nur noch ein Mitarbeiter. Vom Aufwand, den Holz und seine Mitarbeiter für die Entwicklung und den Bau des Prototyps betrieben haben, profitiert das Unternehmen bis heute. In der Werkshalle wird derzeit eine Kopie der Erstentwicklung gefertigt. „Das ist in unserer Branche ein Glücksfall“, sagt Holz. Normalerweise werde jede individuell konstruierte Maschine nur einmal gebaut. Sie mehrmals verkaufen zu können sei gut für das Geschäft. „Wir haben gerade Glück“, strahlt der Firmenchef.

Vor lauter Glück stehen bleiben, dass dies nicht passiert, dafür sorgen schon die Kunden. Außerdem muss Jürgen Holz auf die Veränderungen in der Automobilindustrie reagieren. Elektrofahrzeuge benötigen weniger Komponenten – auch solche, die mit Sondermaschinen gefertigt werden. Das Unternehmen will sich daher breiter aufstellen und möchte dazu bekannter werden. Ein Hersteller von Bohrmaschinen hat die Konstruktion und den Bau einer Maschine in Auftrag gegeben. „Wir bekommen sehr viele Anfragen“, sagt Holz.

Noch sei der Strukturwandel nicht direkt spürbar. Jede Kundenanfrage sei erst einmal eine neue Herausforderung. Am Beginn stehe das Problem, das der Kunde gelöst bekommen möchte, und das leere Blatt Papier, das die Konstrukteure mit Ideen füllen müssen. Die not-wendige Voraussetzung sei, um jeden Kundenwunsch umsetzen zu können, „immer sehr flexibel zu sein“ – und die geeigneten Mitarbeiter zu haben.

Fachkräfte werden auch von Holz Automation gesucht. Die Firma sucht sie beispielsweise mit Kino-werbespots. Der Geschäftsführer weiß, dass allein Bosch 1000 IT-Spezialisten sucht. Mit den Gehältern, die der Konzern zahle, könne er nicht mithalten. Jürgen Holz will stattdessen mit gutem Betriebsklima punkten. Er nennt es „familiäre Teamarbeit“. Freitags wird gemeinsam gefrühstückt, im Sommer auf der Terrasse gegrillt, das Kantinenessen wird vom Chef gesponsert. Die Büros im 2015 eingeweihten Erweiterungsbau sind stylish. An der Wand hängen moderne Gemälde, die gleichzeitig dem Lärmschutz dienen. Im obersten Stockwerk ist aus dem klassischen Besprechungszimmer eine Art Wohnzimmer für kreatives Nachdenken geworden mit moderner Präsentationstechnik, um die jüngsten Einfälle zur Diskussion zu stellen.

Die Holz Automation ist ein familiengeführter Betrieb, der 1970 von Manfred Holz gegründet wurde. Sohn Jürgen Holz, ebenfalls ein technikbegeisterter, typisch schwäbischer Tüftler, machte zunächst bei Bosch eine Mechanikerausbildung, um danach in Esslingen Maschinenbau zu studieren. Nach sieben Jahren Berufserfahrung in der Industrie machte er sich selbstständig und gründete ein Konstruktionsbüro. Der Zusammenarbeit mit dem Vater folgte dann der Schritt, die Firma 2000 zu kaufen. Damals hatte der Betrieb fünf Mitarbeiter. Heute sind es 65. Im kommenden Jahr sollen weitere dazukommen.

holz-automation.de